Der FC Luzern erlebte in der abgelaufenen Saison ein Wechselbad der Gefühle. Am Ende reicht es zu Rang 5, was die Europa-League-Qualifikation bedeutet. Ein Rückblick auf eine turbulente Saison.
«Für den FC Luzern war es eine Saison voller Probleme. Dann ist der fünfte Rang zum Abschluss gut», so schätzte Trainer Thomas Häberli die Situation nach dem letzten Meisterschaftsspiel ein. Doch wie gut ist dieser fünfte Schlussrang wirklich? Wir blicken auf die Meilensteine dieser FCL-Saison zurück.
Es wäre wohl vieles anders gekommen, hätte es den ersten Trainerwechsel nicht gegeben. FCL-Trainer Gerardo Seoane wechselt vor gut einem Jahr zu Schweizer Meister YB und bringt den Luzerner Sportchef Remo Meyer unter Zugzwang. Zunächst lässt er sich Zeit, präsentiert dann nicht ohne Stolz den grossen Namen René Weiler. Er stattet ihn mit einem langen und teuren Dreijahresvertrag aus. Neben dem Trainer verlassen auch die beiden Leistungsträger Jonas Omlin (Basel) und Hekuran Kryeziu (Zürich) den FC Luzern. Auch sie fehlen dem FCL schmerzlich.
Der Start geht schon mal in die Hosen. Mit 0:2 verlor der FCL zu Hause gegen Aufsteiger Neuchâtel Xamax, und auch gegen den FC Thun reichte es auswärts nur zu einem 1:2. Weiler steht schon unter Zugzwang, redet gleichzeitig sein Team schwach. Er erlöst sich immerhin mit einem souveränen Heimsieg gegen Lugano (4:2).
Wieder mal darf der FCL in der Europa-League-Quali ran, wieder mal mit beschaulichem Erfolg. Auch unter René Weiler macht der FCL international keine gute Gattung, verliert gegen das haushoch überlegene Olympiakos Piräus 0:4 und 1:3.
Auswärts spielt Weilers Team in der Vorrunde oft gut, zu Hause aber nur selten. Nach Siegen gegen GC und St. Gallen und Niederlagen gegen Zürich und Basel liegt man irgendwo in der Mitte der Tabelle. Ein Höhepunkt kam dann unter Weiler beim 3:2-Auswärtssieg bei Meister YB. In der Folge verliert Luzern noch häufiger zu Hause (etwa gegen Thun oder Zürich), siegt dafür in Lugano und Neuenburg. Es ist die Phase, in der Weilers Spielsystem langsam sichtbar wird. Er setzt auf konsequentes Umschaltspiel, was auf fremdem Terrain besser gelingt als in der Swisspor-Arena.
Eigentlich steigt der FCL mit einem guten Gefühl in die Rückrunde. Nach dem Trainingslager in Marbella machen die FCL-Akteure einen entspannten und optimistischen Eindruck. Das Team kann zusammengehalten werden, der Angriff auf Europa ist geplant. Stattdessen startet man mit drei Niederlagen gegen Xamax, Lugano und Sion. Bei allen drei Spielen sieht ein Luzerner die Ampelkarte.
Nicht nur wegen der Niederlagenserie entlässt Remo Meyer am 17. Februar seinen einstigen Wunschtrainer René Weiler nach etwas mehr als 7 Monaten. Er erklärt, dass man sich in unterschiedliche Richtungen bewegt habe und dass es «einfach nicht gepasst hat». Statt einem grossen Trainernamen präsentiert Meyer innert wenigen Tagen Thomas Häberli, der davor noch nie Cheftrainer eines Profiteams war. Vielleicht auch deshalb stattet er ihn nur mit einem Vertrag bis Ende Saison aus.
Thomas Häberli stoppt sogleich die Niederlagenserie, spielt auswärts gegen Zürich 1:1. Gegen St. Gallen und GC siegt er in der Folge. Fünf Spiele lang bleibt Häberli als FCL-Trainer ungeschlagen und löst eine kleine Euphorie aus. Grosser Unterschied zu Vorgänger Weiler: Öffentlich redet Häberli seine Mannschaft stark, schwärmt von ihr. So gibt er dem FCL verlorenes Selbstvertrauen zurück.
Der Höhepunkt von Häberlis Startserie bildetet der Cup-Viertelfinal. Gegen Meister YB siegt der FCL zu Hause gleich mit 4:0. Es ist ein Auftritt, der zeigt, wie der FCL eigentlich Fussball spielen könnte. Für Häberli als YB-Legende ist es doppelt speziell.
Nach dem Cup-Viertelfinal und vor dem Halbfinal fiebern alle FCL-Fans nur noch auf jenes Spiel gegen den FC Thun hin. In sieben Spielen zwischen dem Viertel- und Halbfinal setzt man die Inkonstanz fort: Es gibt zwei Siege, zwei Unentschieden und drei Niederlagen. Es ist eine Phase, in der Häberlis Euphorie langsam verblasst, aber die
Fans auf den Cupfinal-Einzug hoffen.
Im Cuphalbfinal werden die Luzerner Fans einmal mehr enttäuscht. Obwohl das Team des FCL gegen Thun klar spielstärker und dominanter ist, geht der FCL mit einer 0:1-Niederlage vom Feld. Damit verliert der Luzern schon zum dritten Mal in vier Jahren einen Cup-Halbfinal.
Spätestens nach dem Cup-Halbfinal ändert der FCL sein Saisonziel: Möglichst nicht in die Barrage lautet das Credo, von Europa will man lieber nicht öffentlich reden. Nach einer Niederlage gegen Xamax steht der FCL nur noch auf Rang 8.
Immerhin: Der FCL findet unter Thomas Häberli zu seiner Heimstärke zurück. Er gewinnt die letzten drei Heimspiele souverän. Gegen Thun (3:1), GC (4:0) und Zürich (3:0) schiessen die Luzerner in den letzten drei Heimspielen insgesamt 10 Tore. Dazwischen verlieren die Luzerner aber ebenfalls dreimal. Besonders ärgerlich: Die 0:1-Auswärtsniederlage in Lugano. Im Nachhinein wäre dort ein Punkt eminent wichtig gewesen.
Zwar haben die Luzerner den direkten Europa-League-Platz in den eigenen Füssen, wissen aber, dass sie zum Abschluss nach Bern müssen. Im letzten Spiel hat der FCL enttäuschenderweise nicht den Hauch einer Chance gegen den Schweizer Meister und verliert gleich mit einer 0:4-Packung.
Heute lädt der FC Luzern zu einer Pressekonfernz. Es ist zu erwarten, dass eine Vertragsverlängerung von Thomas Häberli kommuniziert wird. Bezüglich Transfers wird sich bestimmt etwas auf der Goalieposition tun.