FCL-Trainer René Weiler gewährt seinen Profis keinen Platz für Gemütlichkeit

Fordert einen hohen und intensiven Trainingsrhythmus: FCL-Trainer René Weiler. (Bild: Martin Meienberger/Freshfocus (Marbella, 15. Januar 2019))
René Weiler, Sie haben am ersten Tag des FCL-Trainingslagers nach dem ersten Training sofort das Testspiel Dortmund gegen Feyenoord Rotterdam in Marbella besucht. Trafen Sie anschliessend BVB-Coach Lucien Favre?
Obwohl uns eine jahrelange Freundschaft verbindet, ergab sich ein Treffen mit Lucien Favre leider nicht. Dafür war er nach dem Match zu beschäftigt. Ich wollte Dortmund und Feyenoord spielen sehen, weil man als Trainer immer auf der Suche nach neuen Inputs ist. Das gehört zum Job eines Trainers oder Managers dazu. Diese Gelegenheiten nutze ich, wenn sich solche Mannschaften in der Nähe vorbereiten.
Wie und wann begann die Freundschaft mit Favre?
Das war vor ganz langer Zeit, als wir zusammen in Argentinien gewesen sind. Ich war damals beim FC Winterthur angestellt, und er war Trainer bei Servette. Wir schauten zusammen Spiele an und analysierten Spieler. Unsere Philosophie ist ähnlich: immer sehr sachbezogen und detailbesessen. Mir hat immer gefallen, wie er den Fussball sieht. Er ist sehr perfektionistisch veranlagt, aber wir sind trotzdem unterschiedliche Persönlichkeiten. Ich würde nie einen anderen Menschen oder Trainer kopieren.
Die FCL-Spieler scheinen Ihre Fussballphilosophie immer besser zu verstehen. Die Trainingsintensität ist hoch, von aussen macht die Arbeit mit dem Team einen weitaus homogeneren Eindruck als noch am Anfang im Sommer.
Ich habe nicht nur einen Fussballstil im Kopf, sondern schaue, welche Spieler mit welchen Fähigkeiten ich zur Verfügung habe – und wie sie sich ergänzen. Eine Mannschaft muss in sich stimmig sein. Zur Intensität in den Trainings kann ich sagen: Je höher und intensiver der Rhythmus, desto besser wird sich das Team in den Ernstkämpfen behaupten können. Klar haben sich die Spieler an mich gewöhnt und sich einzelne Übungen eingeprägt, aber überbewerten möchte ich das nicht. Zu Saisonbeginn hatten wir viele Verletzte, trainierten teilweise mit nur 15 Profis.
FCL-Präsident Philipp Studhalter will vorbeugen, hat den Spielern ins Gewissen geredet. Er sprach an, dass im Team zu viel Harmonie herrschen könnte, und man mit Halbzeitplatz 5 zufrieden ist. Besteht die Gefahr, dass sich die Spieler zu wohl fühlen?
Ich glaube nicht, dass es dies im Fussball gibt. Ein Sportler will immer die bestmögliche Leistung abrufen, sei dies im Wettkampf oder im Training. Das hat nichts mit der Ranglistenposition zu tun. Die Tabelle gibt keinem Profi die Legitimation, seine Aufgabe etwas gemütlicher anzugehen.
«Wenn ich sehe, wie unsere Spieler trainieren und sich als Gruppe verhalten, habe ich keine Befürchtungen, dass wir in der Rückrunde einbrechen.»
Luzern hatte in den letzten Jahren oft grosse Schwankungen zwischen den einzelnen Halbsaisons. Einmal war die Vorrunde schlecht, ein anderes Mal umgekehrt. Schaffen Sie es, die Mannschaft konstanter zu machen?
Konstanz zu erreichen, ist immer ein Ziel. Für jeden Spieler muss es Anspruch sein, in jedem Match an seine Leistungsgrenzen zu gehen. Wenn ich sehe, wie unsere Spieler trainieren und sich als Gruppe verhalten, habe ich keine Befürchtungen, dass wir in der Rückrunde einbrechen. Aber man ist nie davor gefeit, Verletzte und Gesperrte zu haben. Da kann es dann auch mal ein paar schlechtere Spiele geben.
Sie hätten pro Transferphase gerne ein, zwei neue Spieler. Bis jetzt gab es in diesem Winter bloss Gerüchte um Valor Tasar von Aarau. Ist es derzeit für den FCL nicht möglich, Verstärkungen zu holen?
Zum Budget müssen Sie sich mit Remo Meyer austauschen. Ich werde keine Forderungen stellen, fokussiere mich auf meinen Job.
Arbeiten Sie mit Sportchef Remo Meyer eng zusammen?
Ich finde, wir arbeiten sehr gut zusammen, das ist der entscheidende Faktor. Es gibt Sportchefs und Trainer, die mehr Zeit miteinander verbringen. Er hat ein sehr gutes Gespür, mir gefällt, wie er auftritt. Er ist präsent, er ist spürbar, aber nicht dominant.
Sie sind noch zweieinhalb Jahre an Luzern gebunden. Erfüllen Sie den Vertrag?
Die Absicht ist klar, den Vertrag zu erfüllen, aber in diesem Business kann man nicht zu weit in die Zukunft schauen. Niemand kann voraussagen, was in zwei Jahren ist. Der Fortschritt und die Entwicklung sind entscheidend, die ein Trainer zusammen mit dem Team erreichen kann. Wichtig ist zudem, dass bei der Zusammenarbeit ein gutes Einvernehmen herrscht, dies spüre ich hier.
Die Nähe der Familie in Zürich spricht auch immer noch für den FC Luzern?
Absolut. Meine Familie und ich sind sehr glücklich, den Entscheid, nach Luzern zu wechseln, im Sommer getroffen zu haben.
Marvin Schulz feiert seinen 24. Geburtstag

Nach dem Geburtstags-Intermezzo mit Mannschaft, Trainern und dem gesamten Staff ging der leicht verletzte Mittelfeldspieler Marvin Schulz (links) mit Sportphysiotherapeut Marco Dobler joggen. (Bild: Martin Meienberger/Freshfocus (Mijas/Marbella, 15. Januar 2019))
Der FCL gestaltete den gestrigen Trainingstag auf dem Rasen in Marbella mit einem kurzen Intermezzo für Marvin Schulz. Er feierte seinen 24. Geburtstag. Alle Mitspieler, Trainer und Staff-Mitglieder gratulierten dem Mittelfeldmann. Nachmittags trafen die Verwaltungsräte Josef Bieri und Marco Sieber im Teamhotel ein.
Startgegner Sion erlebt Überflutungen in der Türkei
Im Vergleich zu den Vereinen, die in der Türkei ihre Zelte aufgeschlagen haben, hat Luzern mit Südspanien einmal mehr die richtige Wahl für sein Camp bei Topbedingungen getroffen. YB, Zürich, GC und Sion dagegen erleben in der Region um Antalya, wie Strassen und Plätze durch starke Regenfälle überflutet werden. «Solche Wetterkapriolen hatten wir vor einigen Jahren in der Türkei auch erlebt», erinnert sich FCL-Goalie David Zibung.
Sion dürfte sich durch die eingeschränkte Vorbereitung schon mal einen Nachteil für den Rückrundenstart am 3. Februar in Luzern eingehandelt haben. «Es fällt so viel Regen, dass die beste Drainage für den Rasen nichts mehr ausrichten kann», hat der türkischstämmige Sion- und Ex-FCL-Coach Murat Yakin dem «Blick» gesagt. (dw)