Beste Saisonleistung wird nicht belohnt: Der FC Luzern verliert in Sion mit 1:2

Der FC Luzern kassiert in Sion bereits die dritte Meisterschafts-Niederlage in Folge. Trotz klarer Steigerung setzt es im Tourbillon eine 1:2-Niederlage ab.

Daniel Wyrsch aus Sion
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Hier auf dem Bild steht’s zwar 2:1 für Luzern (links Eleke, rechts Voca), am Schluss stand’s aber 2:1 für Sion (Mitte Zock). Bild: Christophe Bott/Keystone (Sion, 25. August 2019)

Hier auf dem Bild steht’s zwar 2:1 für Luzern (links Eleke, rechts Voca), am Schluss stand’s aber 2:1 für Sion (Mitte Zock). Bild: Christophe Bott/Keystone (Sion, 25. August 2019)

Wenn der gegnerische Trainer nach dem Spiel sagt, er sei sehr zufrieden mit den drei Punkten, dann hat der FC Luzern keine schlechte Leistung gezeigt. Sion-Coach Stéphane Henchoz ist ein authentischer, ehrlicher Mensch. Er ­erwähnte auch noch, dass sie Platz bekommen hätten für ihr Konterspiel. Warum die Walliser immer wieder Gelegenheiten hatten, ihr schnelles Umschaltspiel auszuüben, hat mit der 38. Minute zu tun. Da hatte Innenverteidiger Stefan Knezevic den Sion-Mittelstürmer Roberts Uldrikis im Strafraum am Leibchen gezerrt, worauf der 1,98 Meter grosse und 92 Kilo schwere Lette wie Fallobst zu Boden ging. Schiedsrichter Adrien Jaccottet lag ­allerdings richtig, denn Trikotzupfen liegt bei der aktuellen Regelauslegung nicht mehr drin. Den fälligen Foul­penalty verwertete Anto Grgic in der 39. Minute sicher zum 1:0 für die Gastgeber. Nach diesem unnötigen und vom Spielverlauf her unverdienten Rückstand mussten die Luzerner mehr riskieren.

Kurz vor dem Seitenwechsel hatte Christian Schwegler mit einem Weitschuss die dritte Torchance der Innerschweizer. Sion-Goalie Kevin Fickentscher hielt den Ball jedoch problemlos. Besser waren in der ersten Hälfte noch ein verzogener Schussversuch aus guter Abschlussposition vom neuen senegalesischen Flügel Ibrahima Ndiaye (9.) sowie ein Ablenker von Sion-Mittelfeldmann Christian Zock (24.) knapp am eigenen Tor vorbei, nachdem Schwegler mit einem weiten Einwurf für Gefahr im Fünferraum gesorgt hatte.

Beim FC Sion war bis zur Halbzeit ausser dem Elfmetertreffer einzig ein Freistoss zu notieren, der Luzern in Bedrängnis brachte. Grgic war der Schütze, Marius Müller faustete zu Xavier Kouassi, doch den Nachschuss des Sion-Captains wehrte der FCL-Goalie glänzend ab.

VAR entscheidet erneut zu Gunsten des FCL

Nach der Pause kamen die Walliser besser aus der Kabine. In der 55. Minute köpfelte Uldrikis zum vermeintlichen 2:0 ein. Doch Jaccottet schaute sich die Szene noch einmal am Bildschirm des Video Assistant Referee (VAR) an. Er konnte feststellen, dass der Lette das Tor aus einer Abseitsposition markiert hatte. Damit aberkannte Jaccottet korrekterweise den Treffer. Wie schon beim Startspiel in St. Gallen – damals in zwei Szenen – entschied der VAR also auch im dritten Fall für Luzern.

Das Momentum war dadurch in der Folge eher auf Seiten der Mannschaft von Thomas Häberli. Wenngleich die Sittener mit ihren Gegenstössen weiterhin brandgefährlich blieben.

Die Einwechslungen von Francesco Margiotta und Otar Kakabadse für den erneut harmlosen Blessing Eleke und Verteidiger Silvan Sidler in der 66. Minute waren das Signal für den Sturm aufs Sion-Tor. Obwohl Margiotta und Kakabadse nur wenig Einfluss hatten, spielte der FCL spätestens ab der 70. Minute so mutig offensiv wie noch nie in dieser Saison. Allein im Abschluss waren die Luzerner erneut nicht effizient. Ndiaye mit einem zu schwachen Drehschuss (72.) und vor allem Kne­zevic (75.) mit einem Kopfball auf ­Fickentscher nach Flanke von Pascal Schürpf liessen beste Gelegenheiten zum Ausgleich aus.

Besser machte es in der 83. Minute Sions Bastien Toma: Der U21-Nationalspieler schloss einen Konter über den eingewechselten Jared Khasa mit der nötigen Konsequenz zum 2:0 ab. Weil Marvin Schulz kurz zuvor für einen taktischen Schubser die gelbe Karte gesehen hatte, war der Deutsche gefährdet, nun den gelbroten Karton zu sehen. Nur damit ist zu erklären, dass Schulz gegen Toma vor dessen Torschuss nicht vehementer interveniert hatte.

Nach 360 Minuten endlich wieder ein Treffer in der Liga

Luzern steuerte auf die dritte Liga-­Niederlage hintereinander zu. Zudem drohte bereits der vierte Meisterschaftsmatch ohne eigenen Torerfolg. Immerhin diese Negativserie konnten die Schützlinge von Coach Thomas Häberli beenden: In der Nachspielzeit schoss Ndiaye zwar den zu späten 1:2-Anschlusstreffer (91.), aber immerhin durften die Luzerner über den ersten FCL-Treffer seit dem 2:0 (97.) durch Christian Schneuwly (jetzt bei Lausanne) im Startspiel gegen St.Gallen ­jubeln. Seither gab es ein 0:0 gegen Zürich, ein 0:1 bei Servette, ein 0:2 gegen Thun – und nun also ein 1:2 in Sion. Nach rekordverdächtigen 360 Minuten gelang endlich wieder ein FCL-Tor. ­Zuletzt hatte der Verein 2008 eine so lange Torflaute erlebt.

Häberli gönnt Ndiaye das Tor – aber er hadert

Trainerreaktion Die bisherige Saisonbilanz spricht nicht für Trainer Thomas Häberli: Zehn Pflichtspiele hat der FC Luzern bestritten, in der Super League gab es einen Sieg, ein Remis und nunmehr drei Niederlagen in Folge. Hinzu kommen ein Sieg im Cup gegen Calcio Kreuzlingen (2. Liga inter) plus zwei Siege in der Europa-­League-Qualifikation gegen Klaksvik (Färöer) sowie zwei Niederlagen gegen Espa­nyol Barcelona.

Negativ ins Gewicht fällt, dass Luzern in der Liga mit vier Punkten aus fünf Partien aktuell auf Platz 9 steht. Das erste Ligator nach 360 Minuten – erleichtert es den Coach ein wenig? «Ich mag Ibrahima Ndiaye den Treffer gönnen, leider kam das Anschlusstor zu spät. Am Schluss haben wir verloren. Schade, aber der Kopfball von Stefan Knezevic wäre die 1:1-Ausgleichschance gewesen», haderte Häberli mit dem Verpassen eines Remis-Punktes. (dw)