Luzern empfängt Sion (Sonntag, 15.30) im Achtelfinal. Dies neun Tage nach der 0:3-Niederlage in der Liga. Der Wettbewerb hat für beide Klubs grosse Tradition. Sion ist zwölffacher Cupsieger, ist im Final stets Sieger gewesen.
Stephan Lehmann, ehemaliger Torhüter bei Sion und Luzern, später Goalietrainer in Luzern und heute in Sions Nachwuchs, erklärt den Walliser Cup-Mythos. FCL-Ehrenpräsident Walter Stierli erzählt von seinen Bubenerinnerungen an den Cupsieg 1960. Der aktuelle FCL-Präsident Mike Hauser hofft auf eine umgekehrte Konstellation wie 2009, Investoren-Präsident Marco Sieber träumt von der siebten Cupfinalteilnahme. Und der designierte FCL-Präsident Ruedi Stäger vom dritten Cup-«Kübel». Luzern hat den Cup 1960 und 1992 gewonnen.
FCL-Ehrenpräsident Walter Stierli (65): «Der Cup hat für Luzern einen traditionellen Charakter. Sechsmal ist der FCL im Cupfinal gestanden und hat ihn 1960 und 1992 gewonnen, dazu kommen zahlreiche Viertel- und Halbfinal-Teilnahmen.
Natürlich hoffe ich am Sonntag gegen Sion auf einen weiteren Vorstoss in die Viertelfinals. Ich schaue weit zurück ins Jahr 1960, ich war ein kleiner Bub, damals hatte der FCL in Bern gegen YB in der Meisterschaft mit 3:7 verloren, um am Sonntag darauf in Luzern in einem fantastischen Match das damals grosse YB im Cup-Halbfinal 3:1 zu bezwingen und in den Cupfinal einzuziehen. Ich will damit sagen: Der Cup ist etwas ganz anderes als die Meisterschaft. Auch jetzt, eine Woche nach dem 0:3 in Sion.
Ich erwarte ein kampfbetontes Spiel, in dem es auf Biegen und Brechen geht. Ein faszinierender Match soll es werden, weil Sion eine sehr grosse Cup-Tradition hat. Mit der Unterstützung der Fans können wir Sion besiegen.»
FCL-Holdingchef Marco Sieber (55): «Für mich hat der Cup eine grosse Bedeutung. Erstens, weil der FC Luzern eine Cup-Mannschaft ist. In diesem Wettbewerb geht es nicht ums Resultat, sondern nur ums Gewinnen oder Verlieren. Zweitens, frage ich mich, warum soll der FCL den Finaleinzug von 2012 nicht wiederholen? Es wäre das Grösste für die Stadt, die Region und die Fans – und es liegt durchaus drin.
Ich erwarte am Sonntag eine starke Reaktion auf das 0:3 vom letzten Samstag in Sion. Es wird ein ganz anders eingestellter FCL auf dem Platz stehen, die Mannschaft wird aus der klaren Niederlage ihre Lehren gezogen haben. Ich bin aus diesem Grund überzeugt, wir sind im Wallis mit einem blauen Auge davongekommen, werden nun einen Cupfight zeigen und den FC Sion bodigen.
Für die Zuschauer lohnt sich am Sonntag ein Spielbesuch in der Swissporarena, weil es einen interessanten Cup-Match mit grosser Spannung geben wird. Es geht um viel, die Affiche Luzern gegen Sion ist reizvoll.»
Neuer FCL-Präsident Ruedi Stäger (53): «Der Cup hat für den FC Luzern eine grosse Bedeutung. In der Meisterschaft sind wir froh, vorne mit dabei zu sein, im Cup liegt alles drin. Der Kübel ist ein Traum von uns, eine Zielsetzung, die alle vor Augen halten. Vor zwei Jahren im Final gegen Basel, den wir unglücklich im Penaltyschiessen verloren haben, hat man gesehen, was für den FCL möglich ist. Die Emotionen sind gross, das Zuschauerinteresse wird von Runde zu Runde grösser.
Ich erwarte von unseren Spielern eine deutliche Reaktion auf den verlorenen Match in Sion, natürlich einen Kampf, einen hart geführten Match. Ich gehe davon aus, dass wir gute Chancen aufs Weiterkommen haben. Unser Team hat eine tolle Gelegenheit zu einer richtigen Revanche.
Ich hoffe und zähle auf die Unterstützung unseres Publikums. Mit dem nötigen Rückhalt der Zuschauer kommt es in diesem äusserst wichtigen Cupspiel zu den Emotionen, die zum Sieg führen.»
Aktueller FCL-Präsident Mike Hauser (42): «Der Cup hat traditionellerweise Bedeutung für den FC Luzern. Unsere Final-Teilnahmen waren immer grosse Volksfeste, die Euphorie schwappt im Cup schnell über auf die Leute in der ganzen Region. Der K.-o.-Wettbewerb bietet den kürzeren Weg als die Meisterschaft, zu einem Titel zu kommen.
Die Konstellation ist eine spezielle: Innerhalb von einer Woche spielen wir zweimal gegen Sion. Prima vista erhoffe ich mir eine Reaktion auf die verlorene Partie in Sion – und schliesslich ein positives Endergebnis. Übrigens besteht die ähnliche Konstellation mit Sion wie 2009 im Halbfinal, damals verloren wir im Cup und siegten in der Meisterschaft. Jetzt hoffe ich auf den umgekehrten Ausgang.
Wie im Viertelfinal vor zwei Jahren gegen GC, dem 7500 Zuschauer beiwohnten, müssen wir realistischerweise am Sonntag mit bloss 7000 bis 8000 Besuchern rechnen. Offenbar kann man erst ab dem Halbfinal die Massen mobilisieren.»
Sion-Legende Stephan Lehmann (50): «1991 spielte ich meinen ersten von vier Cupfinals mit dem FC Sion. Zur Pause lagen wir gegen YB mit 0:2 praktisch aussichtslos hinten. Ab der ersten Minute der zweiten Halbzeit wusste ich, warum der Cup-Mythos im Wallis weiterlebt. Meine Vorderleute rannten, als ob es um Leben und Tod gegangen wäre, wir wollten den Match unbedingt kehren. Jeder Sion-Spieler holte das Letzte aus sich heraus, wir gewannen 3:2.
Keiner will jemals zur ersten Mannschaft gehören, die nach einer Finalniederlage ins Wallis zurückreisen muss. Mit ‹12/12› ist es bis heute so geblieben. Bereits jetzt ist der Cup ein Thema hier. Wer unseren Präsidenten Christian Constantin kennt, der weiss, dass er Titel holen will. Die Chance dazu besteht wohl nur noch im Cup.
Ich habe Mühe, wenn Sion und Luzern aufeinandertreffen. Beide Klubs haben einen Platz in meinem Herzen, keiner dürfte ausscheiden.»