Jakob Jantscher ist bei Luzerns 6:2-Sieg gegen St. Gallen der überragende Spieler gewesen. Obwohl er sich beim FCL wohl fühlt, gibt es für ihn eine Schmerzgrenze: 1,5 Millionen Franken.
Daniel Wyrsch
Endlich hat der FC Luzern mit Jakob Jantscher (26) wieder einen Spieler, der gefährliche Freistösse und Corner schlagen kann. Der Österreicher trägt wie einst Hakan Yakin die Nummer 10, läuft aber nicht so elegant wie der frühere FCL-Spielmacher. Jantschers Bälle sind auch weniger angeschnitten, doch in Sachen Effizienz bringt er es ebenfalls auf Spitzenwerte in der Liga. Der Grazer ist mit elf Assists der derzeit beste Vorlagengeber der Super League. Mit den Saisontoren Nummer 6 und 7 und drei Vorlagen führte er den FCL zum 6:2-Heimsieg gegen St. Gallen. Nur beim letzten FCL-Tor, dem 6:1 durch Dario Lezcano, hatte er seine Füsse nicht im Spiel, da er bereits ausgewechselt und von den Fans gefeiert worden war.
Mitspieler und Anhänger in Luzern mögen Jantscher, den fast alle «Köbi» nennen, nicht nur wegen der Technik, Schnelligkeit und Effizienz, sondern auch, weil er ein umgänglicher und meist gut aufgelegter Mensch ist. Jantscher ist eine ehrliche Haut. Bereits in der Winterpause hatte er erklärt: «Die Fans sollen wissen, was meine Absicht ist. Ich habe lose Anfragen. Es ist legitim als Profi, alles dafür zu tun, dorthin zu kommen, wo man hin will.»
Aber Jantscher hat auch immer beteuert, dass es ihm und seiner Ehefrau Andrada in Luzern gefalle. Ihrem Hund Luigi dürfte die Umgebung mit den vielen Wäldern für ausgedehnte Spaziergänge ebenfalls passen. Jantscher stellte sich im Trainingslager in Marbella schon mal vor, «was in Luzern los wäre, wenn wir an der Spitze spielen würden. 17 000 Zuschauer, ausverkaufte Ränge, das würde viel mehr Spass machen».
Jantscher gibt immer vollen Einsatz, obwohl im Schnitt pro Match nur knapp mehr als 10 000 Fans im Stadion sind. Er hat gehalten, was er im Winter versprochen hatte: «Das Wichtigste ist, dass wir möglichst schnell unten rauskommen.» Plötzlich fallen die Tore für den FCL wie reife Äpfel. Der Mittelfeldspieler, der letzten Sommer aufgrund einer Empfehlung von Österreichs Nationalcoach Marcel Koller den Weg in die Zentralschweiz zum damaligen FCL-Trainer Carlos Bernegger gefunden hatte, hat sich in die Notizblöcke der Scouts von grösseren Klubs gespielt.
In der Schweiz spekulieren die Medien seit einigen Tagen, ob Jantscher im Sommer zu den Young Boys, dem hinter Basel finanziell zweitstärksten Klub, wechselt. Vorgestern, nach dem dritten Sieg in Folge und dem mehr oder weniger gesicherten Ligaerhalt mit dem FCL, hat sich Jantscher den Fragen zur Zukunft gestellt. Die Antwort war allerdings nicht ein Bekenntnis zu Luzern, vielmehr wich der begehrte Spieler aus: «Ich habe hier noch einen Vertrag bis 2017. Ob ich bleibe oder nicht, darüber mag ich jetzt nicht reden.» Er konzentriere sich auf die nahe Zukunft und die heisse Aarau.
Morgen Sonntag (13.45) spielen die Luzerner in Aarau gegen den Tabellenletzten. Jantscher ist sicher: «Falls wir weiterhin so Gas geben wie in den drei letzten Spielen gegen GC, Basel und St. Gallen, dann werden wir auch in Aarau als Sieger vom Platz gehen.»
Damit wäre den Luzernern die Ligazugehörigkeit nur noch theoretisch zu nehmen. Praktisch, auf dem Spielfeld, hätten sie mit 13 Punkten Vorsprung plus der klar besseren Tordifferenz gegenüber den letztplatzierten Aarauern fünf Runden vor Schluss aber nichts mehr zu befürchten.
Gewinnt der FCL in Aarau, kann Rolf Fringer ab Montag mit der Planung für die neue Saison beginnen. Der Sportchef möchte einen Leistungsträger wie Jantscher unbedingt behalten. Doch ihm wie Trainer Markus Babbel ist klar, wie das Geschäft funktioniert. Wenn der Österreicher sich verbessern kann und sein künftiger Klub bereit ist, die vorgeschriebene Ablösesumme von 1,5 Millionen Franken zu bezahlen, dann ist Jantscher weg. Immerhin wäre es das erste Mal seit 2007, als Fabian Lustenbergers Transfer zu Hertha Berlin über 2,2 Millionen einbrachte, dass der FCL eine hohe Ablöse kassieren könnte. Weil Jantscher vor einem Jahr mit Nijmegen (Ho) abstieg, war er ablösefrei. Babbel realistisch: «So einen Transfer kann man nicht verhindern, wichtig ist, dass wir einen Plan B in der Schublade haben, falls es so weit kommen sollte.»