Ein grosses Spiel mit vielen Toren endet zwischen Luzern und GC 3:3 (2:2) und mit einem Eklat um den besten FCL-Spieler: Dario Lezcano (25) rastet bei einer gelb-roten Karte aus.
Daniel Wyrsch
Wenn man den dreifachen Familienvater Dario Lezcano (25) etwas kennt, ist es fast nicht zu verstehen, wie dieser sich in der 89. Minute verhalten hat. Dem Paraguayer brannten die Nerven durch, er verlor die Beherrschung, nachdem ihn Schiedsrichter Fedayi San wohl zu Unrecht mit einem Foulentscheid zurückgepfiffen hatte. Wegen Reklamierens zeigte der Ref Lezcano gelb, wegen Weitermeckerns gelb-rot. Dann ging der gestrige Doppeltorschütze mit San auf Tuchfühlung, drückte sein Gesicht an dessen Gesicht, schlug ihm die rote Karte aus der Hand und schubste den Schiedsrichter schliesslich von sich weg. Klare Tätlichkeiten gegen den Spielleiter.
San soll sich kurz sogar überlegt haben, den Match beim Stand von 3:3 abzubrechen. Das hätte für den FCL zweifellos eine 0:3-Forfaitniederlage zur Folge gehabt. Doch es hiess: San hat sich dann an das Reglement erinnert, wonach ein Schiedsrichter das Spiel fortsetzen kann, falls er sich dazu in der Lage fühlt. Er machte weiter.
Immerhin ist es somit aus Luzerner Sicht beim Unentschieden geblieben. Aber trotzdem wird das krasse Fehlverhalten von Lezcano (dritter Platzverweis in 227 Pflichtspielen, seit er in der Schweiz ist) Folgen haben. Verein und Spieler müssen mit einer Mindestsperre von fünf bis zehn Spielen rechnen. Die Innerschweizer wird die Zwangspause ihres besten Spielers hart treffen: Liga-Topgoalgetter Lezcano hat 9 der 14 Saisontore erzielt sowie saisonübergreifend in den letzten 15 Partien 15 Treffer geschossen.
Weder Lezcano noch San äusserten sich nach dem Match. Luzerns gesperrter Österreicher Jakob Jantscher meinte: «Man muss auch Verständnis für Darios Verhalten haben. Viele Fehlentscheide des Refs gegen einen Spieler können diesen zur Weissglut treiben.»
Ähnlich sprach FCL-Trainer Markus Babbel, der übrigens in der 44. Minute wegen mehrfachen Reklamierens gegen San auf die Tribüne verbannt worden war. «Natürlich ist es sehr ärgerlich, dass Lezcano sich die gelb-rote Karte holt. Auf der anderen Seite kann ich es auch nachvollziehen, weil Dario Woche für Woche auf die Füsse getreten wird. Man muss sich nur die Situation anschauen vor dem 3:3, als er ganz klar gefoult worden war.» Aber wiederum sei nicht für Lezcano gepfiffen worden, führte Babbel aus, «weil er irgendwann mal den Stempel abbekommen hat, dass er ein Schwalbenkönig sei». Wenn man die Sache objektiv betrachten würde, sei Lezcano der meistgefoulte Spieler der Liga. «Dass der irgendwann eine Reaktion zeigt, ist menschlich», so Babbel.
Luzerns Coach (als Profi in 488 Klub- und 51 Länderspielen nur zwei rote Karten) muss jedoch eingestehen, dass er es nicht gutheissen könne, wenn einer seiner Spieler die Beherrschung verliere und auf Tuchfühlung mit dem Ref geht.
Babbel auf die Frage, ob er ein Disziplinarverfahren gegen Lezcano erwarte: «Es würde mich hier nicht wundern.»
Babbel bestätigte, welche Aussage schliesslich für seine Verbannung auf die Tribüne (übrigens direkt hinter die Trainerbank) ausschlaggebend war. Er habe dem Schiedsrichter gesagt, dass er eine Wurst sei. Babbel: «Auf bayerisch heisst das: Das ist nicht die beste Performance, die du da ablieferst.»