FUSSBALL: Tomislav Puljic: «11 Kilometer sind Rekord»

Fünf Gegentore gegen GC und Xamax zeugen von Defensivproblemen beim FCL. Abwehrchef Tomislav Puljic (32) verteidigt sich vor dem Mittwochspiel in Vaduz und spricht über Lezcano.

Drucken
FCL-Innenverteidiger Tomislav Puljic (in der Luft links) im Kopfballduell mit St. Gallens Albert Bunjaku (links FCL-Stürmer Dario Lezcano). (Bild: Philipp Schmidli / Neue LZ)

FCL-Innenverteidiger Tomislav Puljic (in der Luft links) im Kopfballduell mit St. Gallens Albert Bunjaku (links FCL-Stürmer Dario Lezcano). (Bild: Philipp Schmidli / Neue LZ)

Tomislav Puljic, Luzerns Verteidigung hat in den letzten zwei Spielen gegen GC und Xamax zusammen fünf Tore bekommen. Was läuft in der Defensive falsch?

Tomislav Puljic: Aus drei Xamax-Chancen erhielten wir zwei Tore. Der erste Schuss von GC war auch gleich reingegangen. Ein solcher Auftakt ist immer ungünstig.

Also ist für Sie die FCL-Abwehr nicht speziell anfällig?

Puljic: Nein, wir schiessen viele Tore und spielen offensiv. Mit dieser Spielweise ist es normal, dass man auch hinten Treffer hinnehmen muss. Es ist ja insgesamt alles zum Guten bestellt, wir sind im Cup weitergekommen und auswärts in dieser Saison nach wie vor unbesiegt.

Trotzdem: Der FCL hat es GC und am Sonntag Xamax – vor allem beim 0:1 – schon sehr leicht gemacht. Der Flankengeber und der Kopfballschütze hatten beide viel Raum und wurden nicht attackiert. Was müssen Sie ändern?

Puljic: Wenn ein Xamax-Mittelfeldspieler so viel Platz zum Flanken vorfindet, dann müssen wir mehr miteinander reden, damit wir den Spieler übergeben können. Zu Beginn hat Xamax wirklich gut gespielt. Den 2:3-Anschlusstreffer hätten wir nicht zulassen dürfen, das war dumm von uns. Doch schliesslich blieben wir ruhig und spielten den Match souverän zu Ende, ohne eine weitere Torchance zuzulassen.

Von aussen hatte man den Eindruck, dass Sie persönlich in Neuenburg körperlich leiden mussten.

Puljic: Ich habe einen Schlag aufs Knie und einen auf den Oberschenkel bekommen (Puljic zeigt eine fast den ganzen inneren Oberschenkel ausfüllende «Tomate», und auch am Knie ist deutlich eine blutunterlaufene Stelle zu sehen; Anm. d. Red). Aber während des Spiels mit aufgewärmter Muskulatur spürte ich diese Blessuren kaum, schmerzhaft wurden sie erst am Morgen danach. Übrigens kann ich mit meiner körperlichen Leistung sehr zufrieden sein. Ich lief elf Kilometer, sie sind mein persönlicher Rekord, seit wir auf diese Saison hin die GPS-Werte messen.

Eine sehr beachtliche Laufdistanz für einen Innenverteidiger. Nachdem Sie Anfang Januar vom Aufbautraining mit Ihrem persönlichen Fitnesstrainer Mate Bulic in einer Topverfassung aus Kroatien zum FCL zurückkehrten, fehlt Ihnen jetzt wegen einer viermonatigen Verletzungspause die Saisonvorbereitung. Sehen Sie das auch so?

Puljic: Zugegeben, meine Explosivität muss ich noch verbessern. Wir haben derzeit viele Spiele, und mir fehlt dadurch die Zeit, um diese spezifischen Trainings separat zu machen. Während der nächsten Länderspielpause werde ich dies mit FCL-Konditionstrainer Norbert Fischer nachholen. Für mich zählt aber jetzt gerade nur etwas: dass wir im Cup weitergekommen sind.

Der Achtelfinal in St. Gallen stellt nun eine wahre Herausforderung dar.

Puljic: Ich finde, wir haben die bessere Mannschaft und somit die Mittel, um uns auch dort durchzusetzen. Hat Dario Lezcano bis dann seine Sperre abgesessen, steigen unsere Chancen.

Stichwort Lezcano: Sie mit Ihrer und Dario mit seiner Familie wohnen im gleichen Haus. Ihr verbringt viel Zeit zusammen. Ist für Sie Lezcanos Ausraster gegen den Schiedsrichter im Spiel gegen GC unerwartet gekommen?

Puljic: Es war das erste Mal, dass ich Dario so gesehen habe. Ob im Spiel oder im Training – er bekommt immer wieder auf die Knochen und hat nie reagiert. Zwei falsche Schiedsrichterentscheide gegen ihn in der hart umkämpften Schlussphase gegen GC waren für ihn wohl zu viel der Ungerechtigkeit. Ich hoffe, seine Sperre dauert nicht allzu lange.

Unterstützen Sie Lezcano in dieser schwierigen Phase?

Puljic: Wir unterstützen uns gegenseitig, aber das betrifft die ganze Mannschaft, alle Spieler helfen einander. Die Stimmung ist ausgezeichnet. Mit Dario ging ich am Montagmorgen frühstücken, wir sind fast täglich zusammen. Auch unsere Frauen und Kinder. Meine Tochter Zara geht mit Darios Söhnen Jonathan und Dante in den Kindergarten.

In Hergiswil gibt es die «FCL-Connection» mit Ihnen, Lezcano sowie den beiden Junggesellen Jahmir Hyka und Remo Freuler, Treffpunkt ist meist die Pizzeria Nabucco.

Puljic: Wir sind eine Hergiswiler Gruppe. Darios Kinder und meine Kinder haben Jahmir und Remo sehr gerne, das ist unglaublich, sie sind beinahe wie Göttis für die Kleinen. Sie bekommen immer Geschenke von den beiden. Die gute Atmosphäre im Team bezieht sich aber nicht nur auf uns Spieler aus Hergiswil, wir haben es alle miteinander sehr gut. Die Stimmung in der Kabine ist wichtig. Unsere nächsten Spiele in Vaduz und dann zweimal zu Hause gegen Zürich und Lugano eröffnen gute Perspektiven, uns in der vorderen Tabellenhälfte festzusetzen.

Ist es für den FCL eine Pflichtaufgabe, am Mittwoch in Vaduz den vierten Auswärtssieg der Saison zu erringen?

Puljic: Vaduz ist sicher eine gute Mannschaft und hat mit Giorgio Contini einen taktisch schlauen Trainer. Die Liechtensteiner spielen ein spezielles System, fast ohne Stürmer, aber mit viel Ballbesitz. Wir müssen aufpassen.

Daniel Wyrsch