Beim FC Luzern rumort es vor dem Spiel beim FC St. Gallen (Sonntag, 13.45) gewaltig: Ein Erfolgserlebnis muss her. Mit Kasami gibt es wohl ein neues Spielsystem.
Der Start in die Rückrunde ist dem FC Luzern resultatmässig nicht gelungen. Zwei Spiele, ein Punkt, das ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Davon gibt es viele. Auch im Verein, selbst an höchster Stelle. Wie Investor Bernhard Alpstaeg (67), der diese Woche wieder einmal seine Lieblingsopfer verbal attackierte. Im «Blick» bezeichnete er FCL-Trainer Ryszard Komornicki als eine Mimose, und dem vor 20 Tagen entlassenen Sportchef Heinz Hermann warf er hinterher: «Wir brauchen einen Sportchef mit anständiger Frisur.»
Die Frage stellt sich bald einmal: Welche fähigen Leute wollen sich dieses Theater in Luzern noch antun? Selbst ein sonst zurückhaltender Spieler wie Alain Wiss (22) sagt: «Ich gehöre jetzt mehr als sechs Jahre zur ersten Mannschaft, es hat immer wieder unnötige Unruhe gegeben, die in den FCL getragen worden ist. Aber so stark wie dieses Jahr ist es noch nie gewesen.» Der zuletzt herausragend spielende Luzerner appelliert an den Zusammenhalt: «Es geht nicht um den Trainer oder einzelne Spieler, es geht um den FCL.»
Dabei hat die Mannschaft, wenn man sich die Mühe nimmt, die Spiele zu analysieren, bis jetzt keine schlechte Leistung gezeigt. Zuerst zeigten die Innerschweizer in Bern gegen die Young Boys Moral, holten einen 0:2-Rückstand auf – nur liessen sie sich die Butter in der 91. Minute durch den verhinderbaren 3:2-Siegtreffer von YB-Offensivspieler Raphaël Nuzzolo vom Brot nehmen. Letzten Sonntag dominierte der FCL zu Hause den FC Zürich, führte jedoch trotz einem klaren Chancenplus bis zur 66. Minute bloss 1:0, ehe Goalie David Zibung den FCZ-Stürmer Jahovic ungebremst im Strafraum umhaute. Den fälligen Penalty nutzten die Zürcher (Béda) zum 1:1-Endstand aus.
FCL-Coach Ryszard Komornicki hadert mit dem fehlenden Wettkampfglück. «Unsere Gegner besassen in den zwei Spielen vier, fünf Torchancen, und wir haben davon vier Gegentore gekriegt.» Er findet es komisch, aber es sei im Moment die Realität. Mit der Mannschaft ist er zufrieden: «Das Potenzial und die Entwicklung sind in Ordnung.» Er weiss aber, was es geschlagen hat in den folgenden Partien in St. Gallen und zu Hause gegen Thun und Servette: «Wir brauchen jetzt Resultate, die Punkte bringen.» Schon am Sonntag (13.45) in St. Gallen gilt für die Innerschweizer die Devise: Verlieren verboten! Die Ostschweizer sind nach einem starken Saisonstart inzwischen in eine kleine Krise geraten. Aus den letzten fünf Spielen resultierten lediglich zwei Punkte, im Cup schieden sie gegen Challenge-League-Leader FC Aarau aus. Trotzdem setzt Komornicki auf eine defensive Taktik: «Mit spielerischen Mitteln ist in St. Gallen kein Blumentopf zu gewinnen. Wir müssen aggressiv und sauber verteidigen, dann schnell nach vorne spielen.» Er fordert grössere Effizienz als zuletzt, das heisst mehr als ein Tor erzielen.
Dank dem vor einer Woche vom FC Fulham bis Ende Saison ausgeliehenen Pajtim Kasami (20) hat der FCL neue taktische Möglichkeiten erhalten. «Wir sind flexibel», beantwortet Komornicki die Frage nach dem Spielsystem. Bleibts beim einfachen 4-4-2, dann würde der U-21-Nationalspieler wohl als hängender Stürmer neben Rangelov angreifen. Das 4-2-3-1 wäre die Variante, die den St. Gallern wahrscheinlich mehr Kopfzerbrechen bereiten würde. Kasami direkt hinter dem einzigen Stürmer Rangelov, an der Seite rechts Winter oder Gygax und links Andrist oder Hyka. Vor der Abwehr mit Thiesson, Stahel, Puljic und Lustenberger die beiden defensiven Aufbauer Wiss und Muntwiler. Komornicki lobt Wiss und Muntwiler für den «super Job, den sie im Match gegen Zürich machten. Sie waren fast wie eine Lebensversicherung.» Der Pole sagt lächelnd: «Im Zentrum dürfte es mit ihnen und Kasami gut funktionieren.»
Der gesperrte Zibung wird im Tor durch den zweiten Neuen, Jehle, ersetzt.