Krampfspiel des FC Luzern endet mit Niederlage gegen FC Zürich

Der FC Luzern verliert in Zürich 0:1. Eine typische Nullnummer findet einen Sieger, weil der FC Zürich mit wenig Aufwand zum Ertrag kommt und beim FCL selbst der Joker nicht sticht.

Raphael Gutzwiller, Zürich
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Der nigerianische FCZ-Stürmer Stephen Odey schiesst an FCL-Torhüter Mirko Salvi vorbei den Siegtreffer. (Bild: Walter Bieri/Keystone (Zürich, 23. September 2018))

Der nigerianische FCZ-Stürmer Stephen Odey schiesst an FCL-Torhüter Mirko Salvi vorbei den Siegtreffer. (Bild: Walter Bieri/Keystone (Zürich, 23. September 2018))

Da war sie noch, die letzte Chance für Luzern, einen Punkt aus diesem mühsamen Spiel mitzunehmen. Nach einem Flankenball nahm der eingewechselte Luzern-Stürmer Blessing Eleke den Ball direkt aus der Luft – und hämmerte ihn an die Latte. Der Ball kam zurück, fast wäre Pascal Schürpf noch ran gekommen und hätte den Ball mit dem Kopf ins Tor köpfeln können. Doch: Auch in der 89. Minute wollte dieser 1:1-Ausgleich für den FC Luzern nicht fallen. Auch jene Chance verstrich, ohne dass der FCL sie genutzt hätte. Der FC Zürich jubelte am Schluss über einen 1:0-Erfolg gegen den FC Luzern.

Darüber, wie verdient dieser Sieg war, waren sich die Hauptakteure nach dem Spiel uneinig. «Eigentlich müssten wir hier mindestens einen oder vielleicht sogar drei Punkte mitnehmen», meinte etwa Trainer René Weiler. «Aber wer gewinnt, meint immer, dass es verdient sei.» So sahen denn auch die FCZ-Spieler einen «verdienten Sieg». Der Tainer aber, Ludovic Magin, meinte, dass es ein sehr glücklicher Sieg für seine Mannschaft gewesen sei. «Wir hatten das Quäntchen Glück», sagte er, nicht ohne zu erwähnen, dass man jenes Glück beim FCZ in dieser Saison auch schon nicht gehabt hatte.

Zürich mit minimalem Aufwand zum maximalen Ertrag

Vorangegangen war im Zürcher Letzigrund eine Partie, die gut und gerne als klassische Nullnummer hätte enden können. Zwar gab es auf beiden Seiten immer mal wieder Strafraumszenen, was vor allem durch eine hohe Fehlerquote auf beiden Seiten verursacht wurde. In beiden Offensivreihen fehlte aber die letzte Entschlossenheit. Beim FC Zürich, der am Donnerstag noch in der Europa League auf Zypern im Einsatz stand (1:0-Sieg gegen Larnaca), war die Ausrede für den müden Auftritt bereits vor dem Spiel gefunden. Und beim FC Luzern? «Ich kann es mir auch nicht erklären, warum wir so gespielt haben», sagte Mittelfeldspieler Idriz Voca, der davon sprach, dass der minimale Aufwand des FC Zürich mit dem maximalen Ertrag belohnt wurde. «Die Präsenz auf die zweiten Bälle im Mittelfeld hat gefehlt, zudem waren wir insgesamt zu fehleranfällig», sagte der Stansstader.

Dabei hatte der FCL durchaus auch vereinzelt gute Aktionen. Die ersten zehn Minuten waren sogar stark. Voller Energie kam der FCL aus der Kabine. Dass jene gute Phase nicht gekrönt wurde, lag an Captain Christian Schneuwly, der das leere Tor aus kürzester Distanz nach einem tollen Querpass von Pascal Schürpf nicht traf. Selbst der FCZ-Trainer Magnin meinte später, dass es schwieriger sei, diese Chance zu Verfehlen, als den Ball ins Tor zu schiessen.

Zürichs Stepen Odey (Mitte) trifft zum 1:0. (Bild: Walter Bieri / Keystone (Zürich, 23. September 2018))
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Luzerns Olivier Custodio (rechts) im Zweikampf mit Zürichs Toni Domgjoni. (Bild: Walter Bieri / Keystone (Zürich, 23. September 2018))
Luzerns Valeriane Gvilia vor Zürichs Pa Modou am Ball. (Bild: Walter Bieri / Keystone (Zürich, 23. September 2018))
Luzerns Marvin Schulz (rechts) gegen Zürichs Hekuran Kryeziu. (Bild: Walter Bieri / Keystone (Zürich, 23. September 2018))
Luzerns Olivier Custodio (Mitte) im Zweikmapf mit Victor Palsson. (Bild: Walter Bieri / Keystone (Zürich, 23. September 2018))
Luzerns Otar Kakabadze (rechts) gegen Zürich Pa Modou (Bild: Andy Müller / Freshfocus (Zürich, 23. September 2018)).
Vermeintlicher Jubel, doch FCZ-Torhüter Yanick Brecher hat den Ball.
Luzerns Otar Kakabadze (rechts) gegen Zürichs Benjamin Kolloli. (Bild: Andy Müller / Freshfocus (Zürich, 23. September 2018)).
Luzerns Marvin Schulz (rechts) gegen Zürich Stephen Odey. (Bild: Andy Müller / Freshfocus (Zürich, 23. September 2018)).
Luzerns Otar Kakabadze (vorne) gegen Zürich Benjamin Kololli. (Bild: Andy Müller / Freshfocus (Zürich, 23. September 2018)).
Luzerns Christian Schneuwly (rechts) gegen Zürichs Pa Modou. (Bild: Andy Müller / Freshfocus (Zürich, 23. September 2018)).

Zürichs Stepen Odey (Mitte) trifft zum 1:0. (Bild: Walter Bieri / Keystone (Zürich, 23. September 2018))

Weiler: «Eleke hätte eigentlich nicht spielen sollen»

Statt weiter mit tollen Offensivszenen aufzufallen, baute der FCL in der Folge deutlich ab. «Wir haben zwanzig Minuten zu Beginn und zwanzig am Ende gut gespielt», meinte Olivier Custodio, der noch zu den Besten in der FCL-Mannschaft gehörte. «Dazwischen kam aber zu wenig.» Der negative Höhepunkt aus Luzerner Sicht war das Tor des schnellen Zürchers Stephen Odey, bei dem die gesamte FCL-Hintermannschaft keinen guten Eindruck hinterliess.

Erst sehr spät, nach der Einwechslung des nigerianischen Stürmers Blessing Eleke, hatte man ernsthaft das Gefühl, Luzern könnte tatsächlich noch mindestens einen Punkt aus dem Letzigrund mitnehmen. Eleke hätte laut Matchplan von Weiler eigentlich gar nicht eingewechselt werden sollen. «Er hätte wegen seiner Muskelverletzung geschont werden sollen», so der Trainer. «Aber er ist ein Stürmer, der immer für den Unterschied gut ist. Und fast wäre das aufgegangen.» Aber eben nur fast.

Am Ende schüttelte man beim FCL nach einer unnötigen Niederlage den Kopf. Eine Reaktion kann der FCL immerhin bald zeigen. Am Mittwoch spielt er in Basel (20.00), wo er auf den FC Basel trifft. Die Basler verloren am Sonntag gegen die Young Boys gleich mit 1:7.

Kryeziu: «Ein sehr emotionales Spiel»

Bei seiner Auswechslung in der 69. Minute wurde es laut im FCL-Block: Die mitgereisten Luzerner pfiffen ihren einstigen Mittelfeldspieler aus. Hekuran Kryeziu spielte am Sonntag erstmals seit seinem Abgang vom FC Luzern zum FC Zürich gegen seinen Stammklub. «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das sei ein Spiel wie jedes andere gewesen», sagte Kryeziu nach der Partie. «Natürlich war es für mich sehr emotional, gegen den FC Luzern anzutreten.» Vierzehn Jahre lang hat der Küssnachter beim FC Luzern gespielt. «Es war auch sehr schön, all die ehemaligen Mitspieler wieder zu sehen», sagt Kryeziu. Dank des 1:0-Siegs für den FC Zürich gehen gleich zwei Serien zu Ende. So hat Zürich erstmals nach acht Spielen ohne Sieg zu Hause gegen den FC Luzern wieder gewonnen. Zudem ist es für Kryeziu der erste Sieg überhaupt gegen seinen Stammklub. Während seiner Leihe an den FC Vaduz in der Saison 2014/15 spielte er gegen den FCL zweimal unentschieden und verlor zweimal. (rg)

Zürich - Luzern 1:0 (0:0)
10'431 Zuschauer. - SR Hänni. - Tor: 55. Odey (Kololli) 1:0.
Zürich: Brecher; Rüegg, Nef, Maxsö, Pa Modou; Palsson, Hekuran Kryeziu (69. Marchesano); Winter, Domgjoni, Kololli (83. Mirlind Kryeziu); Odey (90. Ceesay).
Luzern: Salvi; Kakabadse, Lucas (76. Ugrinic), Schulz, Grether; Custodio, Voca; Schneuwly (86. Eleke), Gwilja (65. Vargas), Schürpf; Demhasaj.
Bemerkungen: Zürich ohne Aliu, Kempter, Khelifi, Rohner (alle verletzt). Luzern ohne Cirkovic (verletzt) und Wolf (gesperrt). 89. Lattenschuss Eleke. Verwarnung: 53. Demhasaj (Foul).