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FC Luzern
Der Trainerstaff des FC Luzern ist seit Anfang Jahr mit Manuel Klökler wieder komplett. Bereits in Aarau hatte das Trio erfolgreich zusammengearbeitet. Trainer René Weiler ist bekannt, jetzt stellen wir die Assistenten Thomas Binggeli und Klökler vor.
Wer die Mannschaft des FC Luzern wie in diesen Tagen in Marbella im Trainingslager aus der Nähe beobachtet, der sieht sofort, wer der Chef ist: René Weiler (45). Der Zürcher kommentiert laut die Aktionen, spricht mit den Spielern. Doch auch Co-Trainer Thomas Binggeli (54) ist nicht zu überhören, wenn er im Training die Verantwortung über einen Teil der Mannschaft innehat. «Für mich ist wichtig, mich aufgrund meiner Funktion einzubringen und diese auszuleben», erklärt der Berner.
Mit dieser Einstellung sei er stets gut gefahren in seiner bald 20-jährigen Karriere als Assistenztrainer. Zuerst unter dem charismatischen Berner Oberländer Trainer-Urgestein Hanspeter Latour (71) bei Thun, bei den Grasshoppers und beim 1. FC Köln. «Meinen Rucksack für dieses Metier hat Hanspeter Latour gefüllt», sagt Binggeli über seinen Mentor. Zuvor war Latour zwölf Jahre lang sein Coach gewesen, mit Solothurn schafften sie es gemeinsam in die damalige Nationalliga B und blieben mit dem Halbprofiteam sechs Saisons in der zweithöchsten Liga. «Wenn man so lange wie Latour und ich zusammenarbeitet, dann muss die Chemie stimmen», betont Binggeli.
Längst sind die beiden befreundet, der Luzerner Assistenzcoach besucht den Trainer im Ruhestand dann und wann in dessen Châlet in der Nähe von Thun. Ähnlich wie Latour zeichnet Binggeli eine enorme Hingabe aus, die er für seine Tätigkeiten entwickelt hat. «Ein Gränni», wie Latour einst einen simulierenden Spieler des Gegners bezeichnet hat, ist Binggeli ganz sicher nicht. Im Gegenteil, der Mann ist mit einer Akribie an der Arbeit, die seinesgleichen sucht. Beispielhaft zu sehen, wie er den Trainingsplatz für die Spieler bereit macht und schliesslich wieder aufräumt. Das soll aber keinesfalls heissen, dass er nur für die «Töggeli» zuständig ist. Binggeli ist im Besitz der Uefa-Pro-Lizenz, er kann sich vorstellen, irgendwann selber ein Profiteam zu führen.
Fussball erfüllt den autodidaktisch ausgebildeten Informatiker so sehr, dass er sich vor vielen Jahren entschied, auf Beziehung und Familie zu verzichten. Er ergänzt, dass er den Mut zur Gründung einer Familie nicht aufgebracht hätte, «weil das Fussballgeschäft in der Schweiz für mich dafür ein zu grosses existenzielles Risiko gewesen wäre».
Für eine andere Lebensplanung entschied sich Manuel Klökler (44). Der Mann vom Bodensee hat zu Hause in Konstanz eine Familie mit zwei Kindern. Trotzdem hat Klökler, der erst vor zwölf Tagen als Nachfolger von Michael Silberbauer (neu Pacific-FC-Cheftrainer in Kanada) zum FCL gestossen ist, wie Binggeli seit letztem Sommer in Luzern sofort eine Wohnung bezogen. Beide Assistenztrainer machen einen fleissigen Eindruck, wollen für ihren Arbeitgeber direkt vor Ort sein, statt täglich Stunden im Auto oder Zug zu verbringen. «Ich bin froh, funktioniert es trotz der Distanz mit der Familie» sagt der Schweizerdeutsch verstehende Süddeutsche Klökler.
Mit Binggeli hatte er unter Weiler bereits in Aarau zusammengearbeitet, nun kommt das damalige Super-League-Aufstiegstrio wieder zusammen. Klökler: «Ich habe mich sehr auf René und Thomas gefreut, da wir uns gut verstehen und die Chemie zwischen uns stimmt.»
Nach der erfolgreichen Zeit beim 1. FC Nürnberg, der 2016 in der Relegation gegen Eintracht Frankfurt den Bundesligaaufstieg verpasste, hätte er Weiler auch zum RSC Anderlecht folgen können. «Mitunter die Sprache war ein Grund, warum ich mich dagegen entschied», so Klökler. Gerade weil neben der Fachkompetenz (er besitzt das zweithöchste Diplom, die A-Lizenz) die Kommunikation mit den Spielern seine Stärke ist, wollte er nicht zu einem Verein, bei dem man Französisch spricht.
In Luzern kann sich Klökler mit den meisten Profis auf Deutsch unterhalten. Dass es beim FCL schnell unruhig werden kann, beunruhigt den Co-Trainer nicht. Einst hatte er in Singen unter dem niederländischen Vizeweltmeister von 1974, Johan Neeskens (67, ehemaliger Trainer des FC Zug), gespielt. «Da geht es Thomas Binggeli als Ex-Kölner und mir als Ex-Nürnberger ähnlich: Uns haut nach diesen lehrreichen Erfahrungen so schnell nichts aus den Socken!»
Umso mehr der Chef beim FCL unverkennbar Anderlechts Meistertrainer von 2017, René Weiler, ist. Klökler und Binggeli stört das nicht, unisono sagen sie: «René muss in dieser Rolle ja auch die unangenehmen Entscheide fällen.»
Mittelfeldspieler Tsiy William Ndenge (21) hatte am Freitag während des Hinflugs noch gesagt, wie froh er sei, endlich mit der Mannschaft trainieren zu können. Seit Samstagvormittag muss man sich um die Gesundheit des Deutsch-Kameruners bereits wieder Sorgen machen. Nach 70 Minuten brach er das Training ab, weil sein Knie schmerzte. Ndenge versuchte sogleich zu relativieren: «Ich will das Gewebe nicht zu sehr reizen.» Und auch FCL-Mannschaftsarzt Siggi Reichenbach meinte beruhigend: «Tsiy soll jetzt pausieren und dann wieder wohldosiert trainieren.» Doch Ndenge fehlte wegen der im Sommer in Gladbach erlittenen Innenbandverletzung auch im zweiten Training vom Samstag und ebenso am Sonntag. Seit dem Transfer nach Luzern Ende August hat Ndenge 2018 nie beschwerdefrei trainiert, einzig im neuen Jahr arbeitete er bis Samstag voll mit und bestritt sogar eine Halbzeit im bisher einzigen Testmatch gegen Winterthur.
Allerdings ist Ndenge nicht der einzige angeschlagene Profi im Kader des FCL. Nach dem ersten Training in Marbella zwickte es Pascal Schürpf im Oberschenkelmuskel. «Ich habe es in dieser Einheit wohl übertrieben, war zu motiviert», befand der 29-jährige Stadtbasler. Ein gutes Omen könnte jedoch sein, dass Schürpf im Vorjahr in Marbella gänzlich nur individuell trainiert hatte, um dann in der Rückrunde den FCL mit zehn Toren auf Platz 3 zu schiessen.
Derzeit ebenfalls nur individuell arbeiten Stürmer Blessing Eleke (leichte Fussblessur) und Verteidiger Otar Kakabadze (Adduktorenbeschwerden). Christian Schwegler plagen muskuläre Probleme. Wieder zusammen mit dem Team trainieren die Mittelfeldleute Filip Ugrinic und Olivier Custodio.
Während Tomi Juric trotz längst bekannten Abgangsgelüsten in Marbella dabei ist und bis jetzt das ganze Programm bestritten hat, ist fast unbemerkt ein anderer Spieler «raus». Der Linksverteidiger Dren Feka (21) musste in Luzern bleiben, er soll sich einen neuen Verein suchen, sein Vertrag wäre im Sommer sowieso ausgelaufen. Also verzeichnet der FCL neben dem an Gornik Zabrze ausgeliehenen Mittelfeldmann Valeriane Gvilia (24) bereits zwei Winterabgänge.
Holt Remo Meyer noch einen Neuzugang? «Wer weiss, vielleicht geht noch was», sagte der Sportchef lachend. Tags zuvor hatte es noch anders getönt. (dw)