Für den FC Luzern ist der Cup-Achtelfinal beim Challenge-League-Verein Chiasso lange eine zähe Angelegenheit. Ein Doppelschlag durch Stefan Knezevic (61.) und den eingewechselten Tomi Juric (66.) bringt schliesslich den 2:0-Sieg.
FCL-Trainer René Weiler hatte seine Mannschaft mit einem klaren Auftrag auf den vom Regen durchnässten Rasen in Chiasso geschickt: möglichst schnell in Führung gehen und so dem Tabellenvorletzten der Challenge League früh den Schneid abkaufen.
Die Innerschweizer versuchten denn auch sofort, das 1:0 zu erzielen. Die jungen Ruben Vargas (20) und Filip Ugrinic (19) gingen besonders eifrig in den Abschluss. Doch sie blieben mit ihren Schüssen immer wieder am Chiasso-Schlussmann Anthony Mossi hängen. Der 24-jährige Nationaltorhüter der Demokratischen Republik Kongo hinterliess in der ersten Halbzeit einen starken Eindruck. Immer wieder zeigte er starke Reflexe. Neben Vargas und Ugrinic verloren auch Christian Schneuwly und Blessing Eleke Duelle gegen den beweglichen Goalie.
Nur einmal liess Mossi den Atem der Tessiner Fans stocken. Einen Abschlag trat er so unkontrolliert, dass der Ball in hohem Bogen durch den eigenen Strafraum flog – und im Sandkasten der Weitsprunganlage landete. Von dort konnte er wenigstens nicht direkt zu einem gefährlichen Gegenangriff führen.
Doch der Fauxpas von Mossi war nicht der einzige der Tessiner Hintermannschaft. Immer wieder produzierten die Chiasso-Verteidiger mit schlechten Zuspielen Gefahr vor dem eigenen Tor. Nur konnte der FCL-Mittelstürmer Shkelqim Demhasaj keinen Nutzen daraus ziehen. Wahrscheinlich war der 23-jährige Angreifer zu überrascht von den Vorlagen der Gastgeber.
In der 61. Minute zeigte Demhasaj aber sein anderes Gesicht. Nachdem Chiassos Dorian Charlier einen Luzerner Eckball an die eigene Latte abgelenkt hatte, lauerte Demhasaj am hinteren Pfosten auf eine Flanke von Blessing Eleke. Mit einem präzisen Kopfball konnte der Schaffhauser den aufgerückten Stefan Knezevic bedienen. Der Innenverteidiger bewies einmal mehr seinen Torinstinkt, er markierte mit einem Hechtkopfball das unhaltbare Tor zum 1:0 – der Dosenöffner zu diesem Sieg im Cup-Achtelfinal. Für Knezevic, der im Sommer in der Vorbereitung eine langwierige Verletzung am Oberschenkel (Knochenödem) erlitten hatte und lange ausfiel, war es das zweite Pflichtspieltor der Saison. Bereits beim überraschenden Vollerfolg in Bern hatte er vor einem Monat das 3:2-Siegtor erzielt, damals mit dem rechten Fuss.
In der 64. Minute wechselte Weiler Tomi Juric für Demhasaj ein. Der australische Nationalstürmer und WM-Teilnehmer in Russland bekam nur zwei Minuten später seine Gelegenheit: Schneuwly passte quer in den Strafraum, Juric überwand Mossi mit einem harten und platzierten Aufsetzer. Für den 27-jährigen Stürmer war es nach sieben Monaten Torabstinenz der erste Pflichtspieltreffer für den FCL. «Ich bin glücklich, konnte ich der Mannschaft helfen», sagte er. «Mit der 2:0-Führung hatten wir den Sack zugemacht, der Sieg war uns sicher.»
Das unterklassige Chiasso konnte nicht mehr zulegen. Die Südtessiner versuchten zwar mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, das Anschlusstor zu schiessen, allein die spielerische Klasse reichte nicht aus. Chiasso-Verteidigter Adonis Ajeti fand zu Recht: «Die Luzerner waren zu überlegen.» FCL-Coach Weiler war zufrieden: «Unser Sieg ist verdient.» Der Auftrag wurde erfüllt.
Fussball-Begeisterung ist ansteckend. Das war gestern nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Stephan Klossner in Chiasso einmal mehr zu sehen. Die Luzerner feierten den Sieg zusammen mit den rund 300 Fans in der Kurve, als ob sie sich gerade für den Cupfinal qualifiziert hätten. Später bei den Interviews mit den Spielern, die unkonventionell im Freien auf der Leichtathletikbahn geführt wurden, freuten sich die FCL-Anhänger auf der Haupttribüne des Stadio Comunale lautstark mit. Immer wieder riefen sie die Spielernamen von Zibung, Schneuwly, Knezevic und Juric, die den Medien Red und Antwort standen. Tomi Juric meinte etwas bitter lächelnd: «Heute werden wir gefeiert, das nächste Mal am Sonntag vielleicht schon wieder verspottet.» Allerdings betonte er klar und deutlich, dass er alles dafür tun werde, dass der FCL diese erfolgreiche Woche mit dem dritten Sieg abschliesst. Der Gegner am Sonntag in der Swisspor-Arena heisst FC Zürich. 1:0-Torschütze Stefan Knezevic sagte, dass die Cup-Partie in Chiasso eine «mentale Knacknuss für uns war». Er habe vor dem Tor gerochen, dass der Ball via Eleke und Demhasaj zu ihm kommen könnte. Der Verteidiger, der aus Hitzkirch stammt, besitzt einen Torriecher. (dw)
Chiasso - Luzern 0:2 (0:0)
1015 Zuschauer. - SR Klossner. - Tore: 61. Knezevic 0:1. 67. Juric 0:2.
Luzern: Zibung; Sidler, Cirkovic (80. Lucas), Knezevic, Schwegler; Schulz, Vargas (71. Schürpf), Schneuwly, Ugrinic; Eleke, Demhasaj (64. Juric).
Bemerkungen: Chiasso ohne Rey, Lurati und Padula (alle verletzt), Luzern ohne Salvi, Ndenge, Rodriguez (alle verletzt), Schmid und Feka (nicht im Aufgebot). 60. Charlier (Chiasso) lenkt Corner an die Latte des eigenen Tors.