Formel 1
Warum Mick Schumacher seine Karriere unter falschem Namen begann – und sein Vater Michael immer noch stets präsent ist

Mick Schumacher ist im riesigen Schatten seines Vaters unterwegs. Zuletzt hat er zwei Erfolgserlebnisse gefeiert – und irgendwann will er selbst Weltmeister werden.

Pascal Däscher
Drucken
Mick Schumacher will wie sein Vater Weltmeister in der Formel 1 werden.

Mick Schumacher will wie sein Vater Weltmeister in der Formel 1 werden.

Ronald Wittek/Keystone

Es sind sehr grosse Fussstapfen, in die der 23-jährige Formel-1-Pilot Mick Schumacher und Sohn des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher treten soll. In einem Interview wurde Mick einst gefragt, wie sehr ihn der grosse Name seines berühmten Vaters belastet. Er antwortete, dass es keine Belastung sei. Vielmehr würden ihn die Leistungen seines Vaters mit Stolz erfüllen, schliesslich sei er der beste Formel-1-Fahrer aller Zeiten.

Mick startete seine Karriere unter Pseudonym

Schumacher, der 1999 in der Schweiz geboren wurde und in Gland VD lebt, begann im Alter von neun Jahren seine Motorsportkarriere im Kartsport. Doch schon zu Beginn war Schumachers Umfeld klar, dass sein Name für viel Aufsehen sorgen würde. Daher verwendete Mick ein Pseudonym, um sich einer grösseren Aufmerksamkeit zu einziehen. Schumacher entschied sich, unter dem Namen seiner Mutter, Corinna Betsch, an den Start zu gehen.

Doch als sich die ersten Erfolge im Kartsport abzeichneten, war es mit der Anonymität des Deutschen vorbei. Seine Erfolge, darunter je ein zweiter Platz bei der Europa- und Weltmeisterschaft, verschafften ihm bald viel Aufmerksamkeit. Plötzlich berichteten auch internationale Medien über den jungen Mann mit dem berühmten Namen und den Anlagen zum Superstar. Mick Betsch, wie er sich viele Jahre lang nannte, wurde zu Mick Schumacher.

Zwei Meisterschaften im Formelsport

Im Jahr 2015 startete Mick Schumacher dann erstmals im Formel-Sport. Nach nur einem Jahr in der Formel 4 folgte der Wechsel in die europäische Formel 3, wo er 2018 seinen ersten Titel feierte. Nach dem Gewinn der Formel-3-Serie steig Mick Schumacher 2019 in die Formel 2 auf, wo er in seinem zweiten Jahr Weltmeister wurde. Dank seines Erfolgs schaffte Schumacher zusätzlich den Sprung in die Ferrari Driver Academy, die Talentschmiede der Scuderia. Dort kam er 2019 zu ersten Testfahrten für Ferrari sowie für Alfa Romeo.

Im Dezember 2020 ging dann der grosse Traum der Formel 1 in Erfüllung. Das Team Haas gab bekannt, dass Mick Schumacher auf die Saison 2021 einen Startplatz bekommen wird. Seit letzter Saison fährt er nun in die Königsklasse des Motorsports – auch, um das Erbe seines Vaters Michael weiterzuführen.

Familie Schumachers Schicksalsschlag

Für Mick Schumacher ist sein Vater Michael ein ständiger Begleiter. Seit Beginn seiner Karriere trägt er als Glücksbringer sieben Sterne auf seinem Helm – sie stehen für die sieben Weltmeistertitel seines Vaters. Auch seine Startnummer 47 ist eine Hommage. Die 7 steht für die Anzahl WM-Titel, die 4 ist Micks Lieblingszahl. Auch das Rennkürzel MSC, dass einst sein Vater innehatte, darf der junge Mick verwenden.

Es sind Gesten des Respekts an einen Vater, der 2013 schwer verunglückte – für die Familie war das ein schwerer Schicksalsschlag. Michael Schumacher zog sich bei einem Skiunfall so schwere Kopfverletzungen zu, dass er seitdem in medizinischer Rehabilitation ist. Über seinen aktuellen Gesundheitszustand ist wenig bekannt.

Dass Mick Schumacher einmal Nachfolger seines Vaters Michael werden sollte, war dem jungen Mick schon früh klar: «Rennfahren ist das, wovon ich träume.» Wie sein Vater gilt Mick als sehr akribischer und ehrgeiziger Rennfahrer. Mick erzählt, das sein Vater Michael immer das gesamte Team weiterentwickeln wollte und nicht nur sich selbst. «Das ist auch mein Ansatz», sagt der junge Deutsche.

Erste Karrierepunkte gesammelt

Nach einem eher frustrierenden Start in die Formel-1-Karriere scheint Mick endlich angekommen zu sein. Platz acht und vier Punkte am 3. Juli in Silverstone, Platz sechs und acht Zähler eine Woche später in Spielberg – zwei ungewohnte Erfolgserlebnisse innert kürzester Zeit. In der WM-Wertung ist er nach den ersten Punkten in seiner Karriere auf Platz 15 vorgestossen. Dennoch dürfen weiterhin keine Wunderdinge erwartet werden, das zeigte das enttäuschende Ergebnis beim GP von Frankreich vor einer Woche. Für Podiumsplätze oder gar Siege ist die Konkurrenz schlicht zu gross und das eigene Auto (noch) zu wenig konkurrenzfähig.

Mick Schumacher fährt in seiner zweiten Saison für das Haas F1 Team.

Mick Schumacher fährt in seiner zweiten Saison für das Haas F1 Team.

Matthias Schrader / AP

Endlich konnte Mick zeigen, was ihn in seiner Karriere in den unteren Formel-Klassen ausmachte: kompromissloses, aber sauberes Attackieren und Verteidigen. Sein Teamchef, der redselige Österreicher Günther Steiner, meinte nach dem Rennen in Österreich: «Mick kämpft jetzt gegen die Big Boys. Da muss man sich erst mal daran gewöhnen.» Noch vor den beiden Punkterennen sendete Steiner noch ganz andere Signale aus, etwa im Sinne, dass der junge Schumacher nun endlich liefern müsse.

Mick Schumacher träumt von Ferrari

Noch ist unklar, ob und bei welchem Team Mick Schumacher in der kommenden Saison fahren wird. Ferrari hat einen Kooperationsvertrag mit Haas, der besagt, dass die Italiener einen der beiden Startplätze beim US-Rennstall besetzen dürfen. Aktuell ist Schumacher neben seinem Platz bei Haas Ersatzfahrer bei Ferrari. Da Ferrari wohl mittel- bis langfristig mit Schumacher plant, scheint ein Verbleib bei Haas realistisch. Haas-Teamchef Steiner sagte diese Woche, dass eine definitive Entscheidung nach dem Rennen Ende Juli in Budapest getroffen werde.

Auf lange Sicht sieht sich Mick Schumacher im Cockpit von Ferrari. Dazu sagt Mick: «Papa hat diesen Rennstall geprägt und dort fünf Weltmeistertitel gewonnen. Mein Ziel ist es, eines Tages der beste Rennfahrer der Welt zu sein. Am liebsten natürlich in einem Ferrari.» Um diesen Traum zu verwirklichen, muss er zuerst einmal weiterhin bei Haas liefern.