Frauenfussball-EM
Das Interesse an einer Frauen-EM ist so gross wie noch nie – Zahlen und Fakten zu den Zuschauerzahlen nach der Vorrunde

Nie zog eine Frauen-EM mehr Zuschauer an als in diesem Jahr – bis zu einer halben Million Zuschauer werden erwartet. Auch vor dem Fernseher interessieren die Spiele. Doch im Vergleich zur Männernati hinken die Einschaltquoten der Frauen nach wie vor stark hinterher.

Pascal Däscher
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Beim Eröffnungsspiel an der EM 2022 in England wurde gleich ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt.

Beim Eröffnungsspiel an der EM 2022 in England wurde gleich ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt.

Peter Powell / EPA / keystone-sda.ch

Anfang Woche ging die Gruppenphase der Frauenfussball-EM 2022 in England zu Ende. Bereits jetzt ist klar: Die 13. Europameisterschaft ist in Sachen Stadionbesucher die bisher erfolgreichste aller Zeiten. In den gut besuchten Arenen herrscht Euphorie, insbesondere dann, wenn der Gastgeber England vor heimischem Publikum antritt. Sagenhafte 68871 Zuschauer verfolgten das Eröffnungsspiel der EM 2022 zwischen England und Österreich (1:0) live im Stadion – neuer EM-Zuschauerrekord, mit Abstand.

Zuschauerinteresse in den Stadien auf Rekordhoch

An der EM 2017 in den Niederlanden kamen knapp über 240’000 Zuschauer zu den 31 EM-Partien. Das war bisher Rekord, doch der ist schon jetzt, nach rund drei Vierteln der Spiele, gebrochen.

Bereits für die Gruppenphase in England gingen knapp 370'000 Tickets über den Verkaufstresen. Gemäss Zahlen der Uefa ist schon jetzt klar, dass in den sieben verbleibenden Spielen des diesjährigen Turniers die magische Marke von einer halben Million Zuschauer gebrochen werden wird. Der Final, der im Londoner Wembley vor über 87'000 Zuschauern stattfinden wird, war innerhalb weniger Minuten ausverkauft.

Auch in Sachen Stadionauslastung setzt die EM 2022 neue Massstäbe. Nach den 24 Gruppenspielen liegt die Stadionauslastung bei über 72 Prozent, der aktuelle (Noch-)Rekord, der bei der EM 2013 in Schweden aufgestellt wurde, liegt bei 66 Prozent. Anders ausgedrückt: An der EM in England sind durchschnittlich über sieben von zehn Plätzen im Stadion besetzt. An der EM 2013 in Schweden lag der Zuschauerschnitt bei 8676 Zuschauern pro Spiel, in England liegt dieser bei aktuell 15’300 – auch das ein neuer Rekord.

Zuschauerzahlen der letzten drei EM-Endrunden

369’224 Zuschauer nach 24 von 31 Spielen: England 2022

240’055 Zuschauer nach 31 Spielen: Niederlande 2017

216’888 Zuschauer nach 25 Spielen: Schweden 2013

Einschaltquoten der Schweizer Spiele an der EM 2022

Neben den Zuschauerzahlen lohnt sich ein Blick auf die Einschaltquoten bei den Partien der Schweizer Nationalmannschaft. Gemäss Zahlen von SRF verfolgten beim Auftaktspiel gegen Portugal im Durchschnitt 220'000 Zuschauer die Partie vor dem TV, was einem Marktanteil von 36,5 Prozent entspricht.

Die Partie gegen die Niederlande am frühen Mittwochabend sahen durchschnittlich 184'000 Zuschauer, der Marktanteil sank dabei auf 26,8 Prozent. Bei der Partie gegen die Niederlande am frühen Sonntagabend, in der es um den Einzug in die K.-o.-Phase ging, stiegen die Zuschauerzahlen wieder. Das Entscheidungsspiel gegen die Niederlande sahen sich über 307'000 Zuschauer im SRF an, mit einem Marktanteil von 38,8 Prozent.

Schweizer Fans beim Gruppenspiel gegen die Niederlande in Sheffield.

Schweizer Fans beim Gruppenspiel gegen die Niederlande in Sheffield.

Freshfocus / Daniela Porcelli

Der Vergleich zur EM 2017

Haben sich die Zuschauerzahlen in der Schweiz im Vergleich zur letzten EM verändert? Die Antwort: Nein, nicht gross, und in einem wichtigen Punkt waren sie sogar rückläufig. Beim Entscheidungsspiel vom Sonntag schalteten 307’000 Zuschauer ein, Marktanteil: 38,8 Prozent. Als die Schweizer Fussballerinnen im Jahr 2017 gegen Frankreich vor einer ähnlichen Ausgangslage standen, war zwar der Marktanteil etwas tiefer, doch insgesamt sahen 435’000 Zuschauer das Spiel – also deutlich mehr.

In diesem Jahr war insbesondere der Marktanteil des Eröffnungsspiels Schweiz gegen Portugal mit 34,2 Prozent im Vergleich zum Eröffnungsspiel 2017 gegen Österreich (23,4 Prozent) deutlich höher, in den jeweiligen zweiten Spielen der Vorrunde sind die Marktanteile fast identisch.

Interesse in den Nachbarländern grösser

In den Nachbarländern Deutschland und Österreich ist das Interesse an der EM 2022 bisher tendenziell grösser als hierzulande. Beim Spitzenspiel Deutschland gegen Spanien sahen über acht Millionen Menschen zu. Damit lag das Zuschauerinteresse in Deutschland auf dem Niveau eines WM- oder EM-Qualifikationsspiels der Nationalmannschaft der Männer.

In Österreich war insbesondere die Euphorie im Vorfeld der entscheidenden Vorrundenpartie gegen Norwegen gross, dort verfolgten knapp 900’000 Zuschauer die Partie vor dem TV, was einem Marktanteil von über 40 Prozent entspricht.

Spiele der Männernati sind ein Zuschauermagnet

Von den Einschaltquoten bei den Männern ist der Frauenfussball nach wie vor weit entfernt. Die fünf Spiele der Schweizer Nationalmannschaft der Männer während der EM 2021 hatten allesamt Marktanteile von mindestens 64 und bis gegen 80 Prozent, einzig die Auftaktpartie gegen Wales zog durchschnittlich weniger als eine Million Zuschauer vor die Bildschirme des SRF.

Mehr Zuschauer im Stadion, aber Einschaltquoten stagnieren

Mit Blick auf die Einschaltquoten des SRF erkennt man, dass sich die Zuschauerzahlen in der Schweiz im Vergleich zur letzten EM nicht gross verändert haben. Ganz anders in den Fussballstadien an der EM in England: Dort zeugen die Zuschauerzahlen von einem steigendem Interesse.