Der Schweizer Henri Laaksonen (ATP 150) muss in der dritten Runde der French Open beim Stand von 5:7, 0:1 wegen einer Verletzung am linken Oberschenkel gegen den Japaner Kei Nishikori aufgeben.
Seit Jahren kämpft Henri Laaksonen um den Anschluss an die Weltspitze. Nun, im Alter von 29 Jahren, stand er bei den French Open erstmals in der dritten Runde eines Grand-Slam-Turniers. Doch es sollte ein dramatischer Auftritt werden. Schon vor dem ersten Ballwechsel wird Laaksonen vom Schiedsrichter verwarnt, weil er sich zu viel Zeit genommen haben soll.
Beim Stand von 2:1 passiert es: Laaksonen verletzt sich bei einem Return am linken Oberschenkel, wohl im Bereich der Adduktoren. Gespielt sind zu diesem Zeitpunkte gerade einmal 12 Minuten. Es ist ein Albtraumszenario.
«Ich spürte einen stechenden Schmerz an den Adduktoren und konnte mich nicht mehr bewegen. Ich wusste sofort, dass es schlimmer ist», sagt Laaksonen. «Der Physiotherapeut gab mir dann Schmerzmittel. Ich wollte es versuchen. Aber auf nur einem Bein, geht es nicht.»
Laaksonen lässt sich in der Kabine behandeln, kehrt aber mit gesenktem Kopf zurück. Weil er wohl weiss, dass er unter diesen Umständen kaum gewinnen kann. Zwar hat der 29-Jährige vier seiner bisher fünf 5-Satz-Matches gewonnen, doch sein Gegner ist an diesem Tag der wahre Meister dieser Disziplin: der Japaner Kei Nishikori (31, ATP 49), US-Open-Finalist 2014, einst die Nummer 4 der Welt, 12-facher Turniersieger und in Spielen über fünf Sätzen mit einer herausragenden Bilanz von 26:7 Siegen.
Es entwickelt sich eine bizarre Partie, in der Nishikori das Break zum 4:3 gelingt, und in der er schon wie der sichere Sieger aussieht. Doch Henri Laaksonen spielt mit dem Mute der Verzweiflung, geht viel Risiko ein und spielt regelmässig Stoppbälle. So kommt er umgehend zum Rebreak und beim Stand von 5:4 und Aufschlag Nishikori trennen ihn nur noch zwei Punkte vom Satzgewinn. Nishikori kann sich aus der Situation befreien und nimmt Laaksonen erneut den Aufschlag ab – zum 6:5
Dann öffnet der Himmel seine Schleusen und Paris. Regenunterbrechung. Es ist die letzte Wendung eines grotesken Schauspiels. Nach der Pause spielt Laaksonen nur noch zwei Games. Beim Stand von 5:7, 0:1 gibt er auf.
In Paris, wo er 2009 beim Junioren-Turnier die Halbfinals erreicht hatte, stand Henri Laaksonen erstmals in der dritten Runde eines Grand-Slam-Turniers. Schwacher Trost: 137'000 Dollar Preisgeld den grössten Check seiner Karriere und verbessert sich in der Weltrangliste auf Position 137. Noch zu wenig, um bei grösseren Turnieren ins Hauptfeld zu kommen. Wie in Paris, wo er im Tiebreak des Finals drei Matchbälle abgewehrt hatte, muss er auch in Wimbledon (ab dem 14. Juni die Qualifikation bestreiten).
Nach der Partie sagte Laaksonen, die Verletzung habe ihn aus heiterem Himmel getroffen. «Mein Körper fühlte sich sehr gut an, ich fühlte mich gut erholt. Mein Körper gab mir keine Warnung.» Er habe Zweifel, ob er sich schnell erhole, auch wenn er das hoffe. Er sagt: «Aber Verletzungen sind immer tückisch, du kannst in einen Teufelskreis geraten.»
Vor der Qualifikation in Wimbledon wollte Laaksonen im tschechischen Prostejov ein Challenger-Turnier auf Sand bestreiten. Wenn ihm die Verletzung nicht einen Stricht durch die Rechnung macht.