Dortmund-Trainer Jürgen Klopp trifft beim 4:1 gewonnenen Testspiel in Luzern seinen Ex-Spieler Alex Frei. Klopp äussert sich pointiert zum FCL-Sportdirektor.
Jürgen Klopp, ist Luzern der erwartet starke Gegner für Champions-League-Finalist Borussia Dortmund gewesen?
Jürgen Klopp: Wir haben uns nicht wahnsinnig stark mit dem Gegner beschäftigt. Wir stehen mitten in der Vorbereitung, es geht für uns darum, unser Spiel zu verbessern. So weit wie Luzern, das bereits in die Saison gestartet ist, können wir gar nicht sein. Wir haben in den letzten Tagen intensiv trainiert, das war denn auch zu spüren. Trotzdem konnten wir in der ersten Halbzeit in einigen Szenen unseren Spielwitz aufblitzen lassen. Wir waren etwas offen, Luzern kam zu einigen Kontermöglichkeiten. In der zweiten Halbzeit war es ein bisschen weniger, wir haben das System umgestellt. Das war in Ordnung. Leider ist Henrich Mchitarjan (der neue für 30 Millionen Franken verpflichtete Spielmacher; Anm. d. Red.) umgeknickt, er hat einen bandagierten Knöchel, das ist natürlich nicht so schön. Wir mussten dagegenhalten, und wir haben dagegengehalten.
Wie war das Wiedersehen mit Ihrem ehemaligen Dortmunder Stürmer Alex Frei?
Klopp: Alex hat einen Anzug an (schmunzelnd). Ich habe schon gedacht, ob er mir eine Versicherung verkaufen will (lacht äusserst verschmitzt). Ansonsten ist alles beim Alten, ich habe mich sehr gefreut, ihn zu sehen. Er ist eine BVB-Legende. Es ist schön, zu sehen, dass es ihm gut geht. Er kann bei so einem tollen Verein arbeiten und vor allem in so einer wunderschönen Region. Als wir aus Bad Ragaz hierhergefahren sind, wollten wir eigentlich ein bisschen schlafen, aber das ging nicht. War zu schön, was wir da gesehen haben. Demnach scheint er alles richtig gemacht zu haben.
Um Sie und Alex Frei gibts eine Episode. Herr Klopp, Sie sollen gesagt haben, dass Frei der schwierigste Spieler gewesen sei, der je unter Ihnen gespielt habe. Er soll Sie mental sehr gefordert haben. Ist das richtig?
Klopp: Schwierig? Das weiss ich gar nicht. Es war einfach so, dass ich als recht junger Trainer damals nach Dortmund gekommen war und auf eine Mannschaft stiess, die recht wenig Erfolg hatte, aber viel Erfahrung. Die Spieler hatten mich ein bisschen ausgetestet, ob man mit mir diskutieren konnte. Das ging nicht so gut, aber das war schliesslich alles okay. Wir mussten uns gar nicht zusammenraufen, das konnten die Spieler schon bald feststellen. Und ich konnte feststellen, dass ich eine Mannschaft mit vielen Charakterköpfen übernommen hatte. Einer davon ist Alex Frei gewesen, mit ihm musstest du dich als Trainer auseinandersetzen, aber am Ende hat sich das gut angefühlt. Wir waren eine richtig gute Mannschaft, und ich habe grossen Spass gehabt, mit ihm zu arbeiten, weil er eine richtige Persönlichkeit ist und ein richtig guter Stürmer war. Und wie gesagt, in Dortmund hat er immer noch einen Ruf wie Donnerhall.
Jetzt hat Alex Frei einen anderen Job. Kein einfacher, denn in Luzern hat sich bis jetzt noch nie ein Sportchef durchgesetzt. Trauen Sie es ihm zu, kann sich Frei durchsetzen und Klub und Mannschaft weiterbringen?
Klopp: Wir haben ja zwei Jahre zusammengearbeitet, vielleicht überträgt sich ein bisschen mein Glück auf ihn. Ich bin nach Dortmund gekommen, und bei der ersten Pressekonferenz hat man mir gesagt, dass ich der 41. Trainer im 40. Jahr bin. Das klingt auch nicht gerade nach Kontinuität (lächelt). Und ich bin immer noch da (mit zwei Meistertiteln, einem Cupsieg und als Finalist der Champions League; Anm. d. Red.). Irgendwann muss einer kommen, der sich durchsetzt. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass Alex das kann. Er ist ein absoluter Fussballfachmann. Aus Gesprächen mit Michael Zorc weiss ich, dass er ein harter Verhandlungspartner ist. Jetzt sitzt er auf der anderen Seite und spürt, wie sich das anfühlt. Er kann seine Erfahrung einbringen. Michael Zorc, der dreimal zum Manager des Jahres gewählt wurde, hat auch direkt nach seiner Spielerkarriere angefangen. Und wenn in Luzern die Leute ruhig genug bleiben, dann kann das richtig gut werden, da bin ich mir sicher.