Der VfB Stuttgart entlässt nach der 0:2-Niederlage gegen Schalke 04 im Heimspiel von Samstag seinen Trainer Hannes Wolf. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.
Thomas Niklaus (SID), Stuttgart
Hannes Wolf verabschiedete sich gestern noch kurz von seiner Mannschaft und einer Handvoll Fans, dann fuhr er mit seiner Nobelkarosse vom Klubgelände – es war sein letzter Auftritt beim VfB Stuttgart. Der Treueschwur des Sportvorstandes Michael Reschke für den Trainer unmittelbar nach dem ernüchternden 0:2 gegen Schalke 04 hatte sich über Nacht als Lippenbekenntnis erwiesen.
Man sei nach «intensiven und emotionalen Gesprächen zu der Überzeugung gekommen, dass die Gefahr, dass wir die Situation in der bestehenden Konstellation nicht mehr gedreht bekommen, zu gross ist, und wir einen neuen Impuls brauchen, um wieder in die Erfolgsspur zu finden», sagte Reschke. Zudem habe Wolf «leichte Restzweifel» gehabt, «ob er die Mannschaft noch zu hundert Prozent erreicht», ergänzte Reschke. Dies habe dazu geführt, «dass man handeln musste».
Eigentlich hatten Reschkes Aussagen nach dem Spiel vom Samstag trotz der Krise darauf hingedeutet, dass der Aufstiegsheld Wolf am kommenden Samstag beim VfL Wolfsburg sein «Endspiel» bekommen würde. Es gebe «keinen anderen Plan». Falsch! Den gibt es spätestens seit gestern Sonntag.
Wer die Nachfolge des 36-Jährigen bei den Schwaben antreten wird, die aus den letzten acht Bundesligaspielen nur einen Sieg und ein Remis geholt hatten, soll «in den nächsten Tagen» entschieden werden. Es sei «kein Wettrennen. «Wir müssen den Markt jetzt prüfen und überlegen, was für uns die sinnvollste Lösung ist», sagte Reschke.
Das Training von gestern leiteten Torhütertrainer Marco Langner, Athletiktrainer Matthias Schiffers und Individualtrainer Andreas Schumacher. Als Kandidaten gelten Andries Jonker und Markus Weinzierl. Auch über eine Rückkehr von Felix Magath wurde spekuliert.
«Das ist eine Entwicklung, die so keiner wollte. Dementsprechend sind wir alle enttäuscht darüber. Letztlich waren wir uns aber alle einig, dass es so nicht weitergehen kann», betonte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich. Es habe «die letzte Überzeugung gefehlt, dass wir diese Situation gemeinsam meistern können».
Wolf hatte das Amt am 21. September 2016 von Jos Luhukay übernommen und den VfB zurück in die Bundesliga geführt. Diesen Weg «mitzugestalten, war und bleibt unvergesslich. Auch in dieser Saison fühlten wir uns auf einem guten Weg. Leider waren in den letzten Wochen die Ergebnisse und zuletzt auch die Spiele nicht mehr gut genug», sagte Wolf, der von «überragenden eineinhalb Jahren» sprach.
Die VfB-Profis um Torjäger Mario Gomez, Captain Christian Gentner oder Holger Badstuber hatte Reschke schon nach dem indiskutablen Auftritt gegen Schalke in die Pflicht genommen. Er forderte «eine bessere Einstellung und ein besseres Zweikampfverhalten». Zumal das Duell in Wolfsburg gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf «überragende Bedeutung» habe, so Reschke: «Das ist wesentlich und entscheidend.»
Längst stecken die Schwaben in einer prekären Situation. Wolf schaffte es nicht mehr, die Wende einzuleiten. Bei der Niederlage gegen Schalke nach Gegentreffern durch Naldo (14.) und Amine Harit (19., Foulpenalty) wirkte Stuttgart völlig verunsichert, die erste Hälfte war katastrophal. Für die aufgebrachten Fans war schon da klar gewesen, dass etwas passieren muss. Er könne deren Unmut verstehen, meinte Gentner nach den lautstarken Anfeindungen, «aber das hilft uns nicht weiter».
Torhüter Ron-Robert Zieler bemühte die üblichen Durchhalteparolen. «Wichtig ist, dass wir uns nicht auseinanderdividieren lassen. Es war klar, dass es eine schwierige Saison wird. Wir müssen eine Einheit bleiben. Es geht weiter», sagte er. Dass es ohne Wolf weitergeht, wusste er da noch nicht.