Mark Adams ist überrascht, dass er nicht mehr Trainer von Zugs 1.-Liga-Team ist. Er verwahrt sich gegen den Eindruck, zu lieb für den Abstiegskampf zu sein. Der 54-Jährige weiss bereits, wo er seine Zukunft sieht.
Als Mark Adams (Bild) am vergangenen Mittwochabend am Bahnhof Rotkreuz um die Ecke biegt, erweckt er den Eindruck, als habe er das Fasnachtsende verpasst. Mit seinem hauteng anliegenden rot-weissen Trikot und den passenden Stulpen sieht er aus wie als Schweizer Fussballnationalspieler verkleidet. Doch das ist seine Arbeitskluft als Instruktor des Fussballverbands, für den er in den letzten Tagen als Instruktor Trainerkurse gegeben hat. Er begrüsst sein Gegenüber einnehmend wie immer. Doch der Sunnyboy wirkt nachdenklich. Am Vortag hat er von Zug-94-Präsident Beat Knoblauch am Handy erfahren, dass er nicht mehr für die Geschicke der ersten Mannschaft zuständig ist.
Als Adams sein Innenleben nach aussen kehrt, liegt es ihm fern, böse Worte über die Zuger Verantwortlichen zu verlieren; wohl nicht nur, weil er weiterhin als Chef der Nachwuchs-Leistungsabteilung im Verein angestellt ist. Er spricht gleichwohl von einer «Enttäuschung». Noch am Montag hätten er und sein Assistent Enzo Puntillo in einem Gespräch mit Knoblauch und Sportchef Dusan Ilic «unsere hundertprozentige Überzeugung» kundgetan, den Verbleib in der 1. Liga nach der Vorsaison erneut zu schaffen.
Nach der jüngsten 0:3-Niederlage gegen Bassecourt trennen die Zuger drei Punkte von einem rettenden Rang. Das hat den Verein gemäss einer Mitteilung vom Dienstagnachmittag veranlasst, Adams das Vertrauen zu entziehen. Der Zeitpunkt, nur zwei Matches nach dem Rückrundenstart, hat den Engländer irritiert. Hätte er diese Entscheidung denn im Winter, nach Abschluss der Hinserie, eher verstanden? «Nein», sagt er, «denn ich spürte, dass wir es besser machen werden, wenn die Langzeitverletzten wieder da sind und wir einen Goalgetter verpflichten.» Das hat er bis zuletzt geglaubt.
Sein Problem ist, dass er sich nichts vorwerfen kann. Die «vielen ermutigenden SMS» von Spielern und anderen Personen hätten ihm gezeigt, dass er «es richtig» gemacht habe. Auf die Frage, ob er als Kumpeltyp nicht zu lieb ist für den knüppelharten Abstiegskampf, sagt er: «Ich höre immer, dass ich ein lieber Siech sei. Doch es hat Momente gegeben, in denen ich die Mannschaft im Training hart rangenommen oder getobt habe in der Kabine. Aber ich mache das nur, wenn es wirklich nötig ist.» Im Herbst habe er manchmal wegen Verletzungen noch am Freitagabend nicht gewusst, wie viele Spieler am Samstag zur Verfügung stehen werden. «Warum sollte ich in dieser Situation die zwölf, die überhaupt noch trainieren können, schlauchen?», fragt er, um eine rhetorische Frage nachzuschieben: «Damit sich von denen auch noch jemand verletzt?»
Es wird im Gesprächsverlauf klar, dass es dem 54-Jährigen um fehlende Wertschätzung für seinen grossen Einsatz geht. «Ich war im Sommer 2015, nach dem Rücktritt von Martin Andermatt, überraschend gefragt worden, ob ich dem Verein helfen könne als Trainer der ersten Mannschaft, neben meinem Job im Nachwuchs. Ich habe zugesagt, weil ich helfen wollte. Es war ein 24/7-Job, den ich aber gern gemacht habe», sagt er. Es sei für ihn dennoch «kein Thema», den bis zum 30. Juni laufenden Vertrag im Nachwuchsbereich nicht zu erfüllen. «Ich habe dem Präsidenten klar gesagt, dass ich mir jetzt Gedanken über meine Zukunft machen werde.» Diese sehe er im Nachwuchsbereich.
Die Matches des Fanionteams werde er vorderhand nicht besuchen. «Wenn die Mannschaft jetzt eine Siegesserie hinlegt, war die Entscheidung richtig», sagt er, mittlerweile werden seine Worte von seinem typischen Lachen begleitet. Dann sinniert er über ein mögliches Zusammenrücken des Teams nach seiner Absetzung. «Nicht alle im Kader waren bereit, gleich viel für den Erfolg zu opfern. Vielleicht hat der eine oder andere Spieler ein schlechtes Gewissen und ist nun bereit, alles zu geben.»
Er selbst werde ein paar Tage brauchen, um sich «zu finden». «Ich bin Engländer, und der Fussball beschäftigt mich seit fast 50 Jahren – mich haut so schnell nichts um», spricht er sich selbst Mut zu. Allerdings gebe es da noch ein Thema, das ihn dennoch länger beschäftigen werde, sagt er schliesslich – etwas Freudiges: Im August wird Adams zum ersten Mal Grossvater.
Raphael Biermayr
raphael.biermayr@zugerzeitung.ch