FUSSBALL: Maurizio Jacobacci kann seinen Beruf wieder ausüben

Maurizio Jacobacci übernimmt als Coach in Wil einen Wackelkandidaten der Challenge League. Dabei verzichtet der ehemalige Kriens-Trainer auf Geld.

Turi Bucher
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Beim FC Wil befiehlt jetzt Maurizio Jacobacci (links) im Training, auch Wil-Star Johan Vonlanthen (rechts) muss zuhören. (Bild: Gian Ehrenzeller/Keystone (Wil, 28. März 2017))

Beim FC Wil befiehlt jetzt Maurizio Jacobacci (links) im Training, auch Wil-Star Johan Vonlanthen (rechts) muss zuhören. (Bild: Gian Ehrenzeller/Keystone (Wil, 28. März 2017))

Interview: Turi Bucher

arthur.bucher@luzernerzeitung.ch

Maurizio Jacobacci, wie sind Ihre Eindrücke nach den ersten beiden Trainings mit dem FC Wil?

Taktisch und technisch ist eine gute Qualität vorhanden. Mein Job ist es nun, im mentalen Bereich Positives zu vermitteln. Die Klasse ist bei den Spielern zweifelsfrei vorhanden, diese Klasse müssen sie aber in den Dienst der Mannschaft stellen. Ob die Physis der Spieler meinen hohen Ansprüchen genügt, wird sich schon am Samstag im Spiel gegen Winterthur zeigen.

Der FC Wil hat eben erst erklärt, dass er die finanzielle Krise vorerst überwinden konnte und die Saison zu Ende gespielt werden kann. Es heisst, sie verzichten in Wil auf Ihren Lohn. Sollen wir das glauben?

Ja, das können Sie glauben. Dem FC Wil ist es nicht möglich, ein Trainersalär zu zahlen. Wir reden hier von rund zwei Monaten. Weil ich nun aber eine Anstellung habe, wird mir vom Arbeitsamt nicht das volle Tagesgeld ausbezahlt. Die andere Seite aber ist: Ich kann wieder meinen Beruf ausüben.

Und das hat Sie dazu bewogen, nach den Turbulenzen beim FC Wil ausgerechnet zu diesem Klub «Ja» zu sagen?

Wenn ich in Wil gute Arbeit leiste, trete auch ich positiv in Erscheinung. Es gibt in der Schweiz in der Super League und in der Challenge League zwanzig Arbeitsplätze für Profitrainer. Und es gibt unzählige Trainer, die ihr Diplom für einen dieser Arbeitsplätze absolvieren. Wenn also einer dieser Arbeitsplätze frei wird, muss man sich das gut überlegen, ob man eine Offerte einfach so übergehen will.

Ihre letzte Anstellung hatten Sie ja in Österreich.

Und seither habe ich als Trainer sechs Monate pausiert. Gut, dies war eine Zeit, in der ich meiner Familie, meinen Kindern, meinen Enkelkindern mehr Bedeutung schenken konnte. Am 2. März bin ich sogar zum zweiten Mal Grossvater geworden. Doch ab sofort gehört ein beträchtlicher Teil meiner Aufmerksamkeit auch dem FC Wil.

Ihre Aufgabe ist es, den FC Wil in der Challenge League zu halten, den Abstieg zu verhindern. Bekommen Sie wenigstens eine Prämie, wenn Ihnen das gelingt?

Der Klub hat kein Geld. Also erübrigt es sich, darüber Worte zu verlieren.

Ein Problem ist auch, dass dem FC Wil wegen der finanziellen Probleme womöglich drei Punkte abgezogen werden.

An diesen drei Punkten soll es am Schluss nicht liegen. Schliesslich sind noch 33 Punkte zu vergeben. Die sechs Niederlagen in Folge zuletzt können wir nicht mehr korrigieren. Doch nun wollen wir aus dem Tunnel rauskommen. Das können wir, wenn die Mannschaft die Idee des neuen Trainers verwirklicht und umsetzt.

Sie haben zu Beginn des Jahrzehnts den SC Kriens in die Challenge League geführt und dort drei Jahre lang erfolgreich gehalten. Nun machen sich die Krienser daran, wieder aufzusteigen. Treffen Sie nächste Saison mit Wil auf den SC Kriens?

Zuerst muss ich in Wil gute Arbeit leisten. Alles andere werden wir sehen. Es wäre auf jeden Fall schön, wenn dem SC Kriens der Aufstieg schon in dieser Saison gelingt. Wer, wie Kriens im letzten Spiel, in der 90. Minute 1:2 im Rückstand liegt und noch 3:2 gewinnt, setzt ein starkes Signal. Ich denke, das Spiel am Samstag in Rapperswil könnte für Kriens wegweisend sein.