FUSSBALL: Sursee kämpft an zwei Fronten

Sportlich läuft es dem Erstligisten FC Sursee mehr schlecht als recht. Hinter den Kulissen steht er hingegen vor einer noch grösseren Herausforderung.

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Der FC Sursee mit Labinot Aziri (rechts) ist nicht zu beneiden: In vier von sechs Partien, so auch hier beim 0:4 in Schötz, blieb der Verein torlos. (Bild Philipp Schmidli)

Der FC Sursee mit Labinot Aziri (rechts) ist nicht zu beneiden: In vier von sechs Partien, so auch hier beim 0:4 in Schötz, blieb der Verein torlos. (Bild Philipp Schmidli)

René Barmettler

In vier von sechs Partien brachten die Spieler des FC Sursee kein Tor zu Stande. So gesehen sind die Ausbeute von sechs Punkten und der zehnte Rang wohl das Höchste der Gefühle, das angesichts der Verletzungsmisere herausgeholt werden konnte. Zudem benötigte der FCS am vergangenen Samstag die gütige Mithilfe des Gastes: Der FC Bern besiegelte die 0:1-Niederlage mit einem Eigentor gleich selber. Trainer Heiri Eggerschwiler überrascht der harzige Saisonstart wenig. Im Gegenteil, er hatte ihn im Vorfeld befürchtet und bewies damit ein gutes Gespür. Der Wechsel von Stürmer Severin Dätwyler zu Cham wiegt nach wie vor schwer. Dass dieser ein Ausnahmekönner ist, zeigte er in der laufenden Kampagne der Promotion League: In sieben Partien hat er achtmal für die Zuger eingeschossen und führt sogar die Torschützenliste an.

Fünf Klubs in zwei Jahren

Marjan Andonov (29) wäre als Ersatz für Dätwyler angedacht gewesen. Der bulgarisch-mazedonische Doppelbürger konnte diese Hoffnungen jedoch nicht erfüllen. Im Sommer 2013 kam der 1,88 Meter grosse Angreifer in die Schweiz. Seither spielte er nacheinander bei Grenchen, Wangen bei Olten, Old Boys Basel und bis am vorangegangenen Wochenende in Sursee (ein Saisontor). Danach wurde sein Vertrag aufgelöst. Offensichtlich passte Andonov nicht in das Teamgefüge, man trennte sich mit der üblichen Floskel «im gegenseitigen Einvernehmen». Die Trauer beim Stürmer hielt sich in Grenzen: Bereits am vergangenen Samstag gab er sein Debüt beim FC Solothurn, wurde gegen Buochs (2:1) nach einer Stunde ausgewechselt.

Es sind indes nicht bloss Spieler, die dem Klub den Rücken zukehren: An der Generalversammlung Ende August wurde bekannt, dass Präsidentin Sandra Möstl, die zurzeit im Ausland weilt, das Amt im nächsten Sommer zur Verfügung stellen wird. Seit einem Jahr sind noch vier Mitglieder im Vorstand, die Situation droht sich nun weiter zuzuspitzen. Zwar nimmt die Anzahl der Vereinsmitglieder weiter zu, doch die Bereitschaft, ein Amt im Vorstand zu übernehmen, scheint nicht vorhanden zu sein. Es fehlen ein Juniorenobmann, ein Finanzchef, ein Leiter Administration und bald ein Marketingchef. «Dies ist wohl leider auch bei uns ein Abbild der Gesellschaft: Man (Eltern) fordert, aber man (Eltern) will nicht mittragen», schreibt die Präsidentin im Vereinsjahresbericht 2014/15.

Es droht Führungslosigkeit

Bereits vor Jahresfrist warnte Noch-Marketingchef Daniel Willimann: «Wir haben auch Familien und brauchen im Vorstand dringend Leute, sonst kann ich für nichts garantieren.» Vier Vorstandsmitglieder auf 31 Mannschaften: Falls dieser Hilferuf ungehört verhallt, steht dem FC Sursee wahrlich eine düstere oder gar keine Zukunft bevor. Zum Vergleich: Der Stadtluzerner 3.-Liga-Klub SC Obergeissenstein stellt 23 Teams, die Arbeit im Vorstand teilen sich neun Leute. Kleinere Chargen auf viele Schultern verteilen, lautet dort das Credo. Roland Huber, Ehrenpräsident des FC Sursee, appellierte in seiner mit Dramatik untermauerten Rede an der Generalversammlung: «Wenn wir nicht zusammenarbeiten, gehen wir ein.» Dabei verspricht der ehemalige langjährige Präsident, selber dafür zu sorgen, einen Nachfolger für Sandra Möstl zu finden. Möglicherweise muss er sich bald selber wieder zur Verfügung stellen ...