Das Meeting Spitzen-Leichtathletik Luzern leidet zum zweiten Mal in Serie unter misslichen Bedingungen und erfreut sich am Schluss dennoch an drei Schweizer Aushängeschildern.
Kennen Sie Darcy Roper? Der 24-jährige Australier war einer der elf Teilnehmer beim hochklassig besetzten Weitsprung-Wettkampf am internationalen Meeting von Luzern. Roper flog bereits mit 17 Jahren über acht Meter. Auch von seinem ersten Sprung im Stadion Allmend wird er dereinst seinen Enkelkindern berichten.
Nicht unbedingt von der Weite. Diese war mit 6,92 m unterirdisch. Aber davon, wie es sich in der Luft anfühlte, als ihm ein Gegenwind von 4 Metern pro Sekunde entgegen blies. Als würde man frontal in eine Mauer springen.
Diese Szenerie beschreibt den grossen Luzerner Leichtathletik-Abend leider ziemlich passend. So stark besetzt wie noch nie mit einem Feuerwerk an Weltklasse spielte das Wetter zum zweiten Mal in Folge Spielverderber für die 4000 erwartungsvollen Zuschauerinnen und Zuschauer.
Böiger Wind von der falschen Seite, peitschender Regen und ein Temperatursturz sorgten vor allem bei den hoch dekorierten internationalen Sprintstars für wahre Fluchtreflexe nach absolviertem Einsatz. Ab ins Trockene! An schnelle Zeiten war bei diesen Voraussetzungen nicht zu denken. Selbst Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah benötigte über 100 m 11,30 Sekunden. Eine Zeit, welche die Jamaikanerin sonst nur vom Hörensagen kennt.
Ähnlich ging es den EM-Heldinnen Mujinga und Ditaji Kambundji. Die Europameisterin legte bei ihrem Doppelstart die 100 m als Sechste in 11,54 und die 200 m als Vierte in 22,89 zurück. Auch die jüngere Schwester konnte über die Hürden weder mit der Zeit (13,35) noch mit dem Platz (8.) brillieren.
Gerade der Auftritt der Kambundjis bewies, welchen Wert die zwei Sprinterinnen als Aushängeschilder der Schweizer Leichtathletik inzwischen haben. Kein Sommergewitter hält die Schwestern davon ab, das schönste Lachen auszupacken.
Und als perfekte Botschafterinnen ihres Sports finden sie auch die richtigen Worte. Ditaji beantworte die Frage, ob sie bei diesem Wetter nicht lieber zuhause geblieben wäre, mit einem klaren Statement. «Ich wäre heute Abend nirgends lieber als in Luzern.» Und Mujinga sagte nach dem Rennen regennass ins Mikrofon des Stadionspeakers: «Die Stimmung des Publikums ist unglaublich. Ich geniesse diesen Abend.»
Weil die Magie der schnellen Zeiten für einmal nicht spielte, lag der Spannungsbogen bei zwei Duellen in den technischen Bewerben. Zum einen ein Fernduell zwischen Star und Legende. Ryan Crouser, der beste Kugelstösser der Gegenwart, wollte den Stadionrekord des besten Kugelstössers aus der Vergangenheit an sich reissen. Doch Werner Günthörs Name wird mit seiner Weite von 22,12 m aus dem Jahr 1987 auch beim nächsten Luzerner Meeting wieder in Erinnerung gerufen. Der Olympiasieger blieb vier Zentimeter hinter Kugel-Werni zurück.
Zum andern ein reales Duell: Simon Ehammer wollte im Weitsprung endlich einmal den griechischen Olympiasieger, Weltmeister und Europameister Miltiadis Tentoglou schlagen. Der Alleskönner aus dem Appenzellerland machte es enorm spannend. Mit seinem letzten Versuch setzte sich Ehammer nicht nur vor Tentoglou, sondern knackte mit einer Punktlandung als Einziger auch die 8-Meter-Marke.
Bei diesem perfekten Meeting-Abschluss wurde es so manchem Zuschauer doch noch richtig warm ums Herz. Selbst Ehammers Freundin Tatjana Meklau konnte da ihren übergezogenen Wintermantel des österreichischen Skicrossteams rechtzeitig wieder ausziehen.
Resultate
Männer. 100m: 1. Erriyon Knighton (USA) 10,26. 2. Aaron Brown (CAN) 10,29. 3. Nigel Ellis (JAM) 10,50. – B-Serie: 1. Marvin Bracy (USA) 10,17.
110-m-Hürden: 1. Robert Dunning (USA) 13,55. 2. Shunsuke Izumiya (JPN) 13,61. 3. Damion Thomas (JAM) 13,71. – B-Serie: 1. Rasheed Broadbell (JAM) 13,36.
200m: 1. Joe Ferguson (GBR) 20,90. 2. Sinesipho Dambile (RSA) 20,97. 3. Vernon Norwood (USA) 21,03. B-Serie: 1. Kyree King (USA) 20,40.
400m: 1. Beyce Deadmo (USA) 45,11. 2. Wayde van Niekerk (RSA) 45,19. 3. Nene Zakithi (RSA) 45,81. 8. Lionel Spitz (SUI). –B-Serie: 1. Charles Devantay (SUI) 46,74.
1500m: 1. Yared Nuguse (USA) 3:36,34. 2. George Mills (GBR) 3:37,53. 3. Michal Rozmys (POL) 3:37,96. 9. Tom Elmer (SUI) 3:39,96. 10. Luca Noti (SUI) 3:41,19. – B-Serie: 1. Morgan Le Guen (SUI) 3:45,16.
Kugel: 1. Ryan Crouser (USA) 22,08. 2. Tom Walsh (NZL) 21,21. 3. Stefan Wieland (SUI) 17,71. 4. Jephté Vogel (SUI) 16,74. 5. Gregori Ott (SUI) 16,19. 6. Ramon Hunger (SUI) 14,22. 7. Marco Niederhauser (SUI) 13,55.
Weit: 1. Simon Ehammer (SUI) 8,00. 2. Tajay Gayle (SUI) 7,98. 3. Miltiadis Tentoglou (GRE) 7,94. 8. Finley Gaio (SUI) 7,26.
Speer: 1. Keshorn Walcott (TTO) 84,82. 2. Patriks Gailums (LAT) 83,30. 3. Curtis Thompson (USA) 82,87. – B-Serie: 1. Topias Laine (FIN) 75,86l
Hammer: 1. Rudy Winkler (USA) 77,78. 2. Daniel Haugh (USA) 74,51. 3. Davide Costa (ITA) 66,67. 5. Lukas Baroke (SUI) 61,27. 6. Sanna Balsa (SUI) 59,88. 7. Lars Wolfisberg (SUI) 58,14. 8. Noah Fleischmann (SUI) 56,09.
400-m-Rollstuhl: 1. Maliwos Russom (SUI) 59,14. 2. Lukas Willimann (SUI) 61,51. 3. Silvan Siegenthaler (SUI) 64,21. 4. Dario Studer (SUI) 64,49. 5. Fabian Blum (SUI) 66,97. 6. Beat Bösch (SUI) 69,58. 7. Eskil Hermann (SUI) 72,96. 8. Aaron Brönnimann (SUI) 85,36.
Frauen. 100m: 1. Natasha Morrison (JAM) 11,42. 2. Bassant Hemida (EGY) 11,44. 3. Gina Bass (GAM) 11,50. 6. Mujinga Kambundji 11,54 (SUI). – B-Serie: 1. Sha’Carri Richardson (USA) 11,29.
100-m-Hürden: 1. Sarah Lavin (IRL) 13,30. 2. Noemi Zbären (SUI) 13,55. 3. Luca Kozak (HUN). – B-Serie: 8. Ditaji Kambundji (SUI) 13,35
200m: 1. Line Kloster (NOR) 23,38. 2. Aminatou Seyni (NIG). 3. Jenna Prandini (USA). 4. Mujinga Kambundji (SUI). – B-Serie: 1. Line Kloster (NOR)
400-m-Hürden: 1. Dalilah Muhammad (USA). 2. Imani Lansiquot (GBR) 23,58. 3. Julia Niederberger (SUI) 23,65.
1500m: 1. Sage Hurta (USA) 4:04,94. 2. Netsanet Desta (ETH) 4:04,45. 3. Linden Hall (AUS) 4:05,60. 13. Chiara Scherrer (SIU) 4:14,04.
Stabhoch: 1. Huiqin Xu (CHN) 4,30. 2. Tina Sutej (SLO) 4,30. 3. Angelica Moser (SUI) 4,14.
Speer: 1. Elizabeth Gleadle (CAN) 61,03. 2. Marija Vucenovic (SRB) 57,87. Kara Winger (USA) 57,30. 10. Géraldine Ruckstuhl (SUI) 44,39.
Hoch: 1. Marithé Engondo (SUI) 1,80. 2. Céline Weber (SUI) 1,80. 3. Livia Odermatt (SUI) 1,80. 4. Katelyn Adel (SUI) 1,77. 5. Nadine Odermatt (SUI) 1,70.
400-m-Rollstuhl: 1. Alexandra Helbling (SUI) 59.29. 2. Patricia Eachus (SUI) 65,16. 3. Lisa Schultis (SUI) 66,73. 4. Anita Scherrer (SUI) 69,66. 5. Tanja Henseler (SUI) 69,77.