Die Schweizer Fussballerinnen wollen sich am Dienstag im Heimspiel gegen Belgien über die erste Hürde der WM-Barrage hinwegsetzen. Die gute Ausgangslage verdanken sie Alisha Lehmann (19), die vor kurzem ihre Liaison mit einer Luzerner Nati-Mitspielerin öffentlich gemacht hat.
Sie war nicht geplant, die Extraschlaufe auf dem Weg zur WM 2019 in Frankreich. Doch aus den letzten beiden Spielen in der regulären Qualifikation gegen Schottland (1:2) und Polen (0:0) resultierte nur ein Punkt und deshalb quälen sich die Schweizerinnen nun durch die Barrage, die gleich zwei Hürden bereithält. Zunächst Belgien, und im Falle eines Weiterkommens, den Sieger aus dem Duell zwischen Holland und Dänemark.
Am Dienstag Abend ab 19 Uhr findet in Biel (live auf SRF info/SRF zwei) das Rückspiel von Teil eins dieser Extraschlaufe statt. Die Ausgangslage ist gut, das Hinspiel in Belgien endete 2:2-Unentschieden, womit ein torloses Remis schon reichen würde. Zu verdanken ist dies vor allem Alisha Lehmann, der 19-jährigen Bernerin, die am letzten Freitag zur Pause von der Bank gekommen war und anschliessend beide Tore für die SFV-Auswahl erzielt hatte. «Es war ein cooles Spiel, ich habe mich über die Einwechslung gefreut und wollte etwas bewirken. Irgendwie hat es für mich einfach gepasst», sagt die schnelle Flügelspielerin im Rückblick auf ihre Länderspieltore zwei und drei.
Die Vorlagen zu ihren Treffern kamen beide von Ramona Bachmann, der 27-jährigen Ausnahmekönnerin aus Malters. So gut, wie Bachmann und Lehmann auf dem Platz harmonieren, so eng sind sie auch daneben. In den sozialen Medien geben sich die beiden seit kurzem als Paar zu erkennen. «Das wissen mittlerweile alle, doch ins Detail gehen möchte ich nicht», sagt die junge Frau, die wegen ihrer attraktiven Bilder vom «Blick» als Instagram-Star bezeichnet worden ist. «Klar ist, dass mich die Liebe derzeit beflügelt», fügt sie mit einem Lachen an. Dass Bachmann ihr die Tore aufgelegt hat, müsse aber nichts mit ihrer Beziehung zu tun haben, «da war sicher auch Zufall mit im Spiel».
Kein Zufall ist, dass Alisha Lehmann die Karriereleiter mit einem respektablem Tempo emporsteigt, das untermalen die Worte von Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg in der Schweizer TV-Sendung «Morgen sind wir Champions»: «Sie hat eine unheimliche Explosivität, sie gehört zu den schnellsten Spielerinnen in der Schweiz.» Im Herbst 2017 debütierte Lehmann im Schweizer A-Nationalteam, letzte Saison traf sie in der NLA 16-mal für die Young Boys und in diesem Sommer ist sie zu West Ham United in die Premiere League gewechselt. «Vor einem Jahr hätte ich das noch nicht für möglich gehalten. Ich dachte aber, dass nun der richtige Moment gekommen sei, um ins Ausland zu gehen und mich weiterzusteigern. Bis jetzt hat sich dieser Entscheid als richtig erwiesen.» In den bisherigen drei Meisterschaftsspielen der Londonerinnen stand Lehmann am rechten Flügel des 4:3:3-Systems in der Startformation, vier Punkte waren die Ausbeute. «Viele sind neu, niemand ist gesetzt, jede muss sich ihren Platz erkämpfen. Ich brauche noch ein paar Spiele, um reinzukommen, schliesslich ist die Gangart doch etwas härter als in der Schweiz.» Auch an die Sprache, die sie ursprünglich nicht sonderlich mochte, musste sich die Handelsschülerin erst gewöhnen. «Zunächst hatte ich etwas Mühe mit dem Londoner Dialekt, sogar die Irinnen sagten, dass sie Trainer Matt Beard kaum verstehen. Nun klappt es aber immer besser.»
Ob Alisha Lehmann gegen Belgien aufgrund ihrer jüngsten Leistung in der Startelf steht und damit einen weiteren Schritt weg von ihrer Jokerrolle macht, weiss die mittlerweile neunfache A-Nationalspielerin noch nicht. «Das teilt uns die Trainerin immer erst am Matchtag in einem persönlichen Gespräch und in der Teambesprechung mit.» Klar aber sei, was man im Vergleich zum Spiel in Belgien zu verbessern habe: «Defensiv müssen wir in der Mitte kompakter stehen. Im Angriff braucht es derweil mehr Pässe in die Tiefe und eine höhere Präsenz im Strafraum.» Und vielleicht auch wieder das eine oder andere Tor von Senkrechtstarterin Alisha Lehmann.