Handball
Kriens-Luzern schlägt Kadetten Schaffhausen klar – Spielmacher Moritz Oertli: «Das ist nicht normal»

Ein erstaunliches Kriens-Luzern zerzaust Schaffhausen mit 37:26 und greift nun nach dem Qualifikationssieg.

Stephan Santschi
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Der Krienser Hleb Harbuz (am Ball) entwischt einmal mehr der Schaffhauser Abwehr.

Der Krienser Hleb Harbuz (am Ball) entwischt einmal mehr der Schaffhauser Abwehr.

Urs Flüeler/Keystone (Kriens, 17. April 2021)

Es sah schlecht aus für den HC Kriens-Luzern. Der Gegner aus Schaffhausen startete furios in diesen Spitzenkampf, führte früh mit 4:1. Und als Aljaz Lavric, der Abwehrchef der Zentralschweizer, bereits in der siebten Minute für ein hartes Foul die rote Karte sah, schwanden die Aussichten auf ein positives Ergebnis noch mehr. Doch anstatt sich dem Schicksal zu ergeben, liefen sie zu Hochform und zur besten Leistung in dieser Saison auf. «Meine Mannschaft hat mich überrascht, nach dem Ausschluss von Lavric spielte sie wie entfesselt. Als Trainer macht mich das richtig stolz», frohlockte Goran Perkovac.

Am Ende nämlich hatte Kriens-Luzern den Kronfavoriten auf den Meistertitel mit einem 37:26-Sieg gedemütigt. «Die Spieler rückten noch näher zusammen, jeder hat etwas mehr gegeben, wir waren unglaublich fokussiert», erkannte Perkovac. Hätten Zuschauer anwesend sein können, die Krauerhalle wäre gewiss zur Festhütte mutiert. Auch so war die Stimmung bei den Kriensern aber grossartig. «Jeder Wurf ging rein, jeder Pass kam an, das ist nicht normal», sagte Spielmacher Moritz Oertli. Tatsächlich gelang ihnen das perfekte Spiel. Perkovac scherzte:

«Wir waren noch besser, als ich das eigentlich will.»

Krienser Angriffsspiel ist eine Augenweide

Die Deckung kämpfte leidenschaftlich und solidarisch, allen voran Lavric-Ersatz Gino Delchiappo, der im Innenblock schier unüberwindbar war. Daraus entstanden immer wieder schnelle Gegenstossmöglichkeiten, die der pfeilschnelle Flügel Adrian Blättler genüsslich zu verwerten wusste. 16:12 stand es zur Pause, die Kadetten rieben sich ein erstes Mal die Augen. Nach dem Seitenwechsel liefen die Gastgeber dann zur Kür auf. Zur starken Defensive und den Kontertoren gesellte sich auch noch ein Angriffsspiel, das an Kreativität, Tempo und Effizienz kaum zu übertreffen war.

Mit dynamischen Durchbrüchen, herzhaften Distanzwürfen und Passkombinationen, die Flügelspieler und Kreisläufer in beste Abschlusspositionen brachten, brannte Kriens-Luzern ein offensives Feuerwerk ab – die Trefferquote betrug schliesslich fantastische 82 Prozent! «Da spielte kein Zufall mit, das war auch keine Brechstange. Das war einfach toller Handball, in der zweiten Halbzeit verbuchten wir keinen einzigen technischen Fehler mehr», stellte Perkovac erstaunt fest. Nach 45 Minuten führte sein Team erstmals mit zehn Toren Differenz (29:19), vorübergehend baute es diese sogar auf 13 Einheiten aus (34:21). Am Ende gewann Kriens-Luzern so hoch wie noch nie gegen die Schaffhauser.

Viel Selbstvertrauen für die Playoffs

Auch wenn eine Darbietung in dieser Vollkommenheit wohl eher die Ausnahme bleiben dürfte, haben die Luzerner vor den Playoff-Viertelfinals ein starkes Signal an die Konkurrenz gesandt. Nur eine Woche nach dem Auswärtssieg bei Leader Pfadi Winterthur schlugen sie mit Schaffhausen auch die Nummer zwei der QHL.

Am kommenden Donnerstag, am letzten Spieltag der Qualifikation, greifen sie nun sogar nach dem Gruppensieg. Wenn Kriens-Luzern auswärts gegen Suhr Aarau gewinnt, wenn Winterthur gleichzeitig in Thun verliert und wenn dies alles in einer Höhe geschieht, dass die Zentralschweizer auch noch das um sieben Treffer schlechtere Torverhältnis aufholen können, dann starten sie im Mai in der Pole-Position in den Showdown der Meisterschaft. «In den Playoffs, wenn es um alles geht, werden die Gegner mit mehr Energie antreten, so etwas wie heute passiert nicht immer», weiss Moritz Oertli. «Mit diesem Sieg haben wir aber Selbstvertrauen tanken können.»

Kriens-Luzern – Kadetten Schaffhausen 37:26 (16:12)

Krauerhalle. – Capoccia/Jucker.
Strafen: 6-mal 2 Minuten plus rote Karte gegen Lavric (7./hartes Foul) gegen Kriens-Luzern, 4-mal 2 Minuten gegen Kadetten Schaffhausen.
Kriens-Luzern: Bar (9 Paraden)/Eicher (1); Idrizi (6 Tore), Piroch (4), Lapajne (3), Harbuz (6/3), Blättler (6), Gavranovic (5), Lavric; Delchiappo (3), Oertli (2), Rellstab (1), Wanner, Stadelmann (1).
Schaffhausen: Pilipovic (2 Paraden)/Biosca (2); Tominec (2 Tore), Bartok (2), Schelker (3), Csaszar (9/6), Frimmel (4), Schmidt, Herburger; Maros (2), Montoro (1), Novak, Zehnder (3), Gerbl, Schopper.
Bemerkungen: Kriens-Luzern ohne Papez (Rücktritt) und Schlumpf (geschont), Schaffhausen ohne Küttel (krank), Sesum und Ben Romdhane (beide verletzt).