Ein Sieg mit drei Toren Differenz am Dienstagabend (18.45) gegen Metalurg Skopje bringt den HC Kriens-Luzern in die Gruppenphase der European League.
Ein Renditengeschäft ist der Europacup für die Handballer nicht. Wie zum Beispiel, bei den Fussballern. Wo Tausenderscheine beim Einzug in die Gruppenphase im Tausenderpaket überwiesen werden. Beim HC Kriens-Luzern wäre es ganz anders, nämlich so, wenn er heute Abend in der Zürcher Saalsporthalle (18.45 Uhr) gegen Metalurg das 24:26-Handicap aus dem Hinspiel korrigiert und ab Ende Oktober zehn weitere Partien auf der Europacup-Reise absolvieren würde: Exakt 10000 Franken Reisespesen-Entschädigung pro Auswärtsspiel. Sonst nichts. «Und das reicht natürlich bei weitem nicht für die Kostendeckung», betont Nick Christen, der Geschäftsführer des Vereins. Um es zu unterstreichen, verrät er, was vor einer Woche der Trip nach Skopje verschlungen hat: 25000 Franken sind‘s, und wer sich die Mühe nimmt, hochzurechnen, der merkt schnell, was da finanziell auf den HCK bei weiteren fünf Auswärtspartien, verstreut über Europas Handball-Landkarte, zukäme.
Aber kneifen? Sicher nicht! «Jede Europacup-Viertelstunde, die wir auf diesem Niveau absolvieren», betont Trainer Goran Perkovac, «reichert unseren Erfahrungsschatz unerhört an. Deshalb wollen wir diese einmalige Chance nützen, im Spätherbst womöglich so attraktive Gegner wie die Rhein Neckar Löwen begrüssen zu dürfen.» Perkovac wagt sich, was die Chancenbeurteilung anbetrifft, nicht auf die Äste hinaus: «Es wird ein unerhört schwieriges Spiel. Wenn wir alles richtig machen, dann können wir es schaffen.»
Im Hinspiel vor einer Woche, als Kriens erst in den allerletzten Minuten den Sieg aus den Händen gleiten liess, war Papez die Antriebsfeder, warf – bei sieben Anläufen – sechs Tore. Ein kleiner feiner Gruss aus Distanz an seine Partnerin und Söhnchen Tim, der – just an diesem Abend das Licht der Welt erblickte. «Ich freue mich so sehr, dass meine Familie bald bei mir in Kriens sein wird», stolziert der 30-jährige rechte Rückraumspieler mit den Gardemassen von 1,92 Meter Grösse und 91 Kilogramm Gewicht. Und kein Schelm, der folgert: Jung-Papa Papez wird seinen Kontrakt, der im Sommer ausläuft, schon bald verlängern. «Ich bin mit ihm sehr zufrieden», sagt Perkovac, «er ist defensiv unerhört fleissig und eine Bank im Angriff. Ich wünsche mir nur, dass er noch vermehrt in den Abschluss geht.»
Die Innerschweiz: «Es ist fantastisch schön hier», staunt Papez. Kriens-Luzern: «Ich finde nicht ein einziges negatives Wort», betont er, der zu einer Schlüsselfigur im Team gereift ist. Und auf jeden Zentimeter und Spielzug exakt weiss, was es heute Abend braucht, um die Sensation zu schaffen: «Wir müssen im Gegenstoss und im schnellen Spiel durch die Mitte noch effizienter sein und dürfen uns in der Abwehr keine dummen Fehler leisten. Bei allem Respekt vor Metalurg: Wir sind das bessere Team – und wollen das einfach schaffen.»
Papez gefällt’s in Kriens «ausserordentlich», das Team habe in den letzten Jahren den Reifeprozess durchgemacht und bestanden, vor allem auch die Ideen von Perkovac kapiert: «Wir werden nur noch besser», schwört er, der eine sympathische Lebensphilosophie an den Tag legt: «Es kostet null Franken, ein guter Mensch zu sein.»
Jerney Papez ist kein Handball-Tourist, der sich später einmal Kriens nur als sportliche Station notieren wird. Der Slowene will, wenn schon hierzulande, kennen lernen, was es Schönes zu entdecken gibt: Interlaken und Bern haben ihm bei Ausflügen ganz besonders gefallen, auf dem Jungfraujoch sei es wunderschön gewesen. Fast so schön wie auf dem Pilatus, an welchem Fuss er nahe bei der Bähnchenstation wohnt. Er will auch handballerisch ein Globetrotter sein: «Das wäre ja eine schöne Bereicherung, wenn ich in den nächsten Monaten noch ein paar interessante europäische Städte kennen lernen würde.»