HELFER: Der Mann, der den Läufern zeigt, wo es langgeht

Urs Triebold fängt alle Sieger ab – und begleitet die Läufer zur Siegerehrung. Und im Notfall bringt der 51-Jährige sie auch zurück ins Hotel.

Christian Hodel
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Selbst an Krücken im Einsatz: Urs Triebold. (Bild Roger Grütter)

Selbst an Krücken im Einsatz: Urs Triebold. (Bild Roger Grütter)

Mit Krücken steht Urs Triebold (51) am Zielrand des Luzerner Stadtlaufs beim Kapellplatz. An ein Mitlaufen sei heuer nicht zu denken, sagt er. «Ich musste die Hüften operieren lassen.» An der Erstausgabe des Stadtlaufs vor 37 Jahren sei er mitgelaufen. Seither amtet der Ebikoner als Chef von acht Helfern am Zielstand. Seine Aufgabe: die besten drei Läufer pro Kategorie abzufangen und zur Siegerehrung auf den Schwanenplatz zu begleiten. «Man muss achtsam sein, dass man die richtigen Läufer rechtzeitig erwischt», sagt er. Zum Teil würden fünf Kategorien gleichzeitig starten. «Dann wird es stressig.»

Einmal sei ihm eine Läuferin durch die Lappen gegangen, so Triebold. «Die Frau wollte nach dem Lauf ein lockeres Jogging zum Auslaufen machen.» Dann sei sie «auf einmal verschwunden gewesen». Aber die meisten Läufer würden auf ihn hören – und einige nehmen Triebold gar allzu fest beim Wort.

Der vergessene Läufer

Vor gut 15 Jahren habe er einen afrikanischen Läufer zum Rathaus begleitet, wo damals die Siegerehrung stattfand. «Ich sagte ihm, er solle den Platz nicht verlassen, da ich bereits die Sieger der nächsten Kategorie abholen musste.» Stunden später, als Triebold und sein Team vom Nachtessen zurückkehrten, sei der Afrikaner immer noch beim Rathaus gestanden. «Die Ehrung war schon lange vorbei. Seine Kollegen waren bereits wieder im Hotel.» Der Mann sei schlichtweg vergessen gegangen. «Wenn ich ihn nicht in die Unterkunft zurückgebracht hätte, würde er wohl heute noch vor dem Rathaus stehen», sagt Triebold und hebt die eine Krücke zum Gruss.

Läufer kommen jetzt am Zieltor vorbei, Familien mit Kinderwagen. Alle paar Minuten klopft ihm jemand auf die Schulter, fragt, wie es ihm gehe. Man kennt Triebold. «Es gibt nicht viele Stadtläufe, die ich in den vergangenen 37 Jahren ausgelassen habe.» An diesem Anlass mitzuhelfen, gehöre für ihn zum Programm. «Es liegt mir im Blut, ehrenamtlich engagiert zu sein.»

Es geht um den Spass

Freude habe er vor allem an den Familien, die am Stadtlauf mitwirken, so Triebold, der unter anderem auch Präsident des Swiss Volley-Verbands Region Innerschweiz ist. Der Anlass lebe von dieser Kategorie. «Die Eltern sind nicht so überehrgeizig wie etwa auf dem Fussballplatz.» Es gehe ihnen um den Spass und nicht darum, möglichst schnell auf Biegen und Brechen im Ziel anzukommen. «Das gefällt mir.»

Immer die Augen offen halten

Immer mehr Familien mit Kinderwagen treffen jetzt auf dem Kapellplatz ein. Triebold hebt den rechten Arm, zeigt mit der einen Krücke in Richtung Schwanenplatz. «Weiterlaufen», ruft er den Läufern zu. «Kinderwagen bitte aussen herum.» Die Läufer der nächsten Kategorie sind von weitem bereits zu sehen. «Bitte vorwärtsmachen», ruft Triebold. «Machen Sie Platz, die nächsten Läufer kommen.» Je nach Kategorie versammle sich beim Ziel plötzlich eine riesige Menschenmasse, sagt er. «Man muss immer die Augen offen halten, damit nichts passiert.» Brenzlige Situationen habe er am Stadtlauf zum Glück noch nie erlebt. «Dazu lassen wir es gar nicht erst kommen», sagt er und weist den Läufern mit der Krücke den Weg.