Der FC Luzern will heute schaffen, was er noch nie in der Vereinsgeschichte erreicht hat: Die europäische Gruppenphase. Dazu braucht es gegen Meister YB auswärts einen Sieg.
Partystimmung ist heute in Bern vorprogrammiert. Mindestens Luzerns Gegner wird nach der Partie im Stade de Suisse feiern können. YB zelebriert den zweiten Meistertitel in Folge, erhält den Meisterpokal. Der «Chöbel» ist dann für Luzern zwar nur aus der Ferne zu sehen, vielleicht hätte man aber ebenfalls etwas ganz Grosses zu feiern. Für den FCL geht es nämlich um nicht weniger als den direkten Einzug in die Europa-League-Gruppenphase. Etwas, dass der FCL noch nie erreicht hat. «YB feiert sowieso, es wäre doch schöner, wenn wir mit ihnen gemeinsam feiern könnten», sagt FCL-Trainer Thomas Häberli, seines Zeichen bei Gegner YB eine Stürmerlegende.
Wenn die Innerschweizer heute in der Bundeshauptstadt siegen, sind sie sowieso Meisterschaftsdritte. «Wir haben es in den eigenen Füssen. Das ist eine sensationelle Ausgangslage vor dem letzten Spieltag.» 34 Runden lang ist der FCL nie auf dem dritten Platz gestanden, dies mit einem Schlussspurt noch zu schaffen, wäre «unglaublich», so Häberli. «Es ist schon beeindruckend, wenn man sieht, wo wir vor drei Wochen standen und wo wir jetzt sind.» Vor drei Wochen waren die Luzerner noch mit dem Kampf gegen den Barrageplatz beschäftigt.
Möglich gemacht hat dem FCL die tolle Ausgangslage insbesondere die Tatsache, dass die Konkurrenz wie der FCL selbst alles andere als konstant agiert. Mehrere Teams liefern sich bezüglich den europäischen Plätzen ein regelrechtes Schneckenrennen. Dies zeigt auch die Tatsache, dass der FCL mit einem Sieg gegen YB erst bei 49 Punkte stehen würde. Damit hätte er so wenig Punkte wie noch nie ein Drittplatzierter in der Geschichte seit der Einführung der Super League 2003. Nie haben weniger als 50 Punkte zu Platz 3 gereicht.
Damit sich der FCL direkt für die Gruppenphase qualifizieren kann, braucht es einen noch besseren Auftritt als zuletzt am Mittwoch gegen den FC Zürich beim 3:0-Sieg, ist Thomas Häberli überzeugt. «Wir müssen sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive in jeder Phase bereit sein.» Jedoch warnt er sein Team davor, dass es zu motiviert in diese wichtige Partie steigt.
«Wir müssen die richtige Einstellung auf den Platz bringen und dürfen nicht übermotiviert sein.»
Die Affiche werde für sein junges Team speziell sein, meint der Trainer. Und klar ist für Häberli auch, dass sich die YB-Stars gegen den FCL nicht schonen werden: «Sie kommen mit der Meistermannschaft, werden nochmals alles geben, um dem Publikum etwas zu bieten.» Alleine deshalb könne man die Ausgangslage bei der 1:4-Niederlage von YB zuletzt auswärts in St. Gallen nicht mit der Partie vom Samstag vergleichen.
Häberli gibt derweil Vertrauen, dass sein Team ganz genau weiss, wie man den Schweizer Meister aus Bern bezwingen kann. «Natürlich sind sie so richtig gut. Die Young Boys haben nur dreimal in der Meisterschaft verloren», sagt er und fügt mit einem Strahlen im Gesicht an: «Und einmal im Cup.» Denn der sensationelle 4:0-Sieg im Cup-Viertelfinal ist in den Köpfen noch immer präsent. In jenem Spiel hat der FCL gezeigt, zu was er eigentlich fähig wäre. Noch vor Häberlis Zeit hatte der FCL für die einzige nationale YB-Niederlage gesorgt, als der FCL auswärts unter Trainer René Weiler mit 3:2 siegte. Mit doppeltem Selbstvertrauen kann der FCL zudem in diese Partie steigen, weil er zuletzt beim 3:0-Sieg gegen den FCZ einen beeindruckenden Auftritt hingelegt hatte.
Die Luzerner können gegen die Young Boys übrigens aus dem Vollen schöpfen. Einzig die langzeitverletzten Stefan Knezevic und Tomi Juric fehlen. «Es ist perfekt, dass wir in so einem Spiel auf alle zählen können», sagt Häberli. Dies trifft auch auf Publikumsliebling Pascal Schürpf zu, der zuletzt oft angeschlagen fehlte. Schürpf weiss, wie man gegen YB trifft: Im Cup-Viertelfinal hatte er doppelt getroffen.