Der Tennis-Bad-Boy Nick Kyrgios wird von der ATP für acht Wochen gesperrt. Marcel Kuchta findet, dass die Grenzen der Exzentrik vom Australier deutlich überschritten wurden und dass sein Verhalten eine Beleidigung für die treuen Fans ist.
In der immer lauter und schriller werdenden Welt des Spitzensports lechzen Zuschauer und Sponsoren je länger, je mehr nach ebenso schrillen, lauten und exzentrischen Figuren. Dass dabei immer öfter auch der Fairness-Gedanke auf der Strecke bleibt, ist eine der unangenehmen und besorgniserregenden Nebenwirkungen. Nick Kyrgios gehört zu diesen Figuren. Er ist ein notorischer Wiederholungstäter und wurde für seine letzte Entgleisung endlich einmal angemessen bestraft. Angemessen deshalb, weil sich der Australier, der als eines der grössten Talente der Szene gilt, in Schanghai erneut total danebenbenommen hat.
Wer, wie Kyrgios, seinen Beruf (Tennisprofi!) bisweilen mit einer derart aufreizenden und offensichtlichen Lustlosigkeit praktiziert, dafür von den Sponsoren eine Unmenge Geld in den Rachen gestopft bekommt und gleichzeitig noch die Zuschauer beschimpft, die sich von ihrem ersparten Geld ein Eintrittsticket gekauft haben, dem ist wirklich nicht zu helfen. Kyrgios ist sich offensichtlich immer noch nicht bewusst, dass er als weltweit bekannter Sportler ein Vorbild und Imageträger ist. Selbst wenn er noch jung ist und allerhand Flausen im Kopf hat, so entschuldigt dies nicht die regelmässigen Fauxpas, die er sich willentlich leistet.
Exzentrik per se muss nicht schlecht sein. Es gibt in der Tennis-Szene genügend langweilige Figuren. Doch auch für Typen wie Kyrgios gibt es Grenzen, die nicht überschritten werden sollten. Sobald man sich als Spieler gegen die Hand wendet, die einen füttert, dann hat man ein ernsthaftes Problem.
Bleibt die Hoffnung, dass Nick Kyrgios – wie angekündigt – die psychologische Hilfe in Anspruch nimmt und so langsam, aber sicher auf den Weg der Vernunft geführt wird. Vielleicht wird aus dem riesigen Talent mit der schwierigen Persönlichkeit dann auch endlich der Weltklassespieler, der er zweifellos sein könnte. So lange für den Australier aber die Profession, die unzählige Menschen auf der ganzen Welt liebend gerne an seiner Stelle ausüben würden, mehr Last als Lust ist, wird sich an seinem Verhalten wohl kaum etwas ändern. Das ist mehr als bedauerlich.