Der Langis-Sprint ist für die Eigenthalerin eine Art Jugendliebe. Die Gewinnerin des Olympia-Diploms von Südkorea erlebte dieses Saisonabschlussrennen erstmals im Kindergartenalter.
Roland Eggspühler
Ja, im zarten Kindergartenalter überredete Nadine Fähndrich ihren Vater, ihn auf Langis-Glaubenberg begleiten zu dürfen. Denn Kurt Fähndrich ist Initiant und bis heute OK-Chef des Langis-Sprints, des traditionellen Saisonabschlusses der Langläufer. Jahr für Jahr stand seine Tochter im Publikum, fieberte mit den Athleten mit und freute sich auf den Tag, an dem sie erstmals selber mitlaufen durfte.
Als U14-Athletin war es dann so weit – alle früheren Versuche scheiterten am Veto des OK-Chefs. «Wenn die U14 die jüngste Kategorie ist, und ich alle Klubs abwimmeln muss, die Jüngere an den Start bringen wollen, konnte ich nicht ausgerechnet bei der eigenen Tochter eine Ausnahme machen», erklärt Kurt Fähndrich dies mit einer Mischung aus Schmunzeln und Schulterzucken.
Doch das ist Schnee von gestern – seit zehn Jahren trägt die heutige Profi-Langläuferin Nadine Fähndrich am Langis-Sprint eine Startnummer, und ab der Altersklasse U16 hat sie jede Langis-Kategorie mindestens einmal gewonnen. Dass sie an Olympischen Spielen teilnehmen will, wusste sie übrigens schon viel früher: Nadine war in der 1. Primarklasse, als sie ihre Lehrerin in diesen Plan einweihte.
Vor fünf Wochen ist Nadine Fähndrich mit zwei Olympia-Diplomen aus Südkorea zurückgekehrt, nachdem sie zuvor an der U23-Weltmeisterschaft im Goms Silber und Bronze gewonnen hatte. An der Schweizer Meisterschaft vom vergangenen Wochenende gelang es ihr, zusammen mit Bianca Buholzer und Claudia Schmid in der Staffel Silber zu holen. Das ist insofern speziell, weil in der 100-jährigen Geschichte des Skiclubs Horw bis am Sonntag noch nie eine Frauenstaffel an einer SM teilgenommen hatte – und weil auf der letzten Horwer Staffelmedaille auf Elitestufe ebenfalls der Name Fähndrich eingraviert war.
Kurt und sein älterer Bruder Markus hatten in den Achtzigerjahren Schweizer Langlauf-Geschichte geschrieben, als sie mit den Brüdern Edgar und Walter Brunner an nationalen Titelkämpfen mehrmals auf das Staffelpodest gelaufen waren – dass «Flachländern» solche Erfolge gelingen, war für den bis dato von «Berglern» geprägten Schweizer Langlaufsport ein Novum.
Auch mit dem Langis-Sprint mischte Kurt Fähndrich die Schweizer Langlaufszene auf: Er erkannte das Potenzial dieser Disziplin und ihre spezifische Eignung für den Nachwuchsbereich früher als andere. «Der Sprint bietet viel Action, ist sehr dynamisch. Jeder Laie versteht dieses Wettkampfformat auf Anhieb», streicht Kurt Fähndrich die Vorzüge des Sprints hervor. Bei der ersten Durchführung des Langis-Sprints 1998 gab es auf Verbandsstufe noch keine Reglemente, so jung war diese Disziplin damals.
Das änderte sich erst im Vorfeld der Olympischen Spiele 2002, als der Sprint olympisch wurde. Mittlerweile weiss Kurt Fähndrich, auch wegen seiner Tochter Nadine, dass der Sprint vor allem für die Jungen ein Geschenk ist: «Kinder lieben das direkte Duell Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau. Und für Junioren ist der Sprint das perfekte Sprungbrett, um bei der Elite Fuss zu fassen. Es ist einfacher, in die Phalanx der Etablierten vorzudringen als in den herkömmlichen Distanzrennen.»
Kurt Fähndrich ist einer der Pioniere, die der jüngsten Langlauf-Disziplin in der Schweiz den Weg bereitet haben. Doch der Eigentaler organisiert lieber den nächsten Langis-Sprint, als sich im Rampenlicht zu sonnen. Dieses überlässt er seiner Tochter, die das Rampenlicht zwar nicht sucht, sich nach sportlichen Erfolgen aber automatisch darin findet. Wohl auch am Ostersamstag.
Hinweis
Langis-Sprint. Samstag: Ab 11.00 Prolog; ab 13.00 Finalläufe; 16.30 Rangverkündigung. Infos: www.skiclub-horw.ch