Stabhochspringerin Nicole Büchler, Kariem Hussein über 400 m Hürden und Fabienne Schlumpf über 3000 Meter Steeple sorgten beim 30-jährigen Jubiläum von Spitzenleichtathletik Luzern mit ihren Siegen für den Höhepunkt aus Schweizer Sicht. Eine spezielle Show bot der französische Sprinter Jimmy Vicaut.
Sascha Fey (sda)
«Es läuft wie am Schnürchen», hatte Büchler vor dem Meeting gesagt. Auf der Allmend liess sie sich auch durch missliche Bedingungen nicht aufhalten. Nach je einem Fehlversuch über 4,40 und 4,50 m überquerte die 32-jährige Bielerin 4,60 und 4,70 m jeweils mit dem ersten Sprung. Danach versuchte sie sich dreimal erfolglos auf der Schweizer Rekordhöhe von 4,81 m, wobei sie einmal nur knapp scheiterte.
«Ich hätte am Morgen nie gedacht, dass ich 4,70 m springen kann», sagte Büchler, die in diesem Jahr in der Diamond League schon dreimal den Sprung aufs Podest geschafft hat. «Es ist schwierig, bei diesen (kalten und nassen) Bedingungen so hoch zu springen. Es waren ein paar gute Versuche dabei. Ich bin sehr froh, dass es geklappt hat. Das gibt mir immer mehr Selbstvertrauen.»
Wie hoch die Leistung von Büchler einzuschätzen ist, zeigt die Tatsache, dass die Athletin des LC Zürich bereits nach den übersprungenen 4,60 m als Siegerin feststand. Dabei war die Konkurrenz nicht ohne, nahmen doch mit der Brasilianerin Fabiana Murer (3./4,50) und der Griechin Nikoleta Kyriakopoulou (4./4,40) die Silber- respektive Bronzemedaillengewinnerin der letztjährigen Weltmeisterschaften in Peking teil. Vor den Europameisterschaften in Amsterdam (6. bis 10. Juli) startet Büchler noch an zwei Wettkämpfen in Finnland.
Kariem Hussein verdankte den Sieg über 400 m Hürden einer starken Zielgerade; zuvor hatte es nicht nach einem Erfolg für den Europameister ausgesehen. «Da ich wusste, dass wir am Schluss Gegenwind haben, versuchte ich das Rennen einzuteilen, um am Ende noch einigermassen angreifen zu können. Das ist aufgegangen, ich hatte noch Energie», sagte Hussein.
Der 27-jährige Thurgauer siegte in 49,47 Sekunden und verwies den Amerikaner Jeshua Andersen um vier Hundertstel auf den 2. Platz. Selbstredend wäre Hussein, der den gleichen Rhythmus wie bei seiner Saisonbestleistung in Bellinzona am Montag vor einer Woche (48,98) lief, gerne schneller gewesen, dennoch war er «sehr zufrieden.» Er ist jedoch überzeugt, dass er hinten heraus vom Rhythmus her noch etwas herausholen kann.
Selina Büchel wäre über 800 m nur allzu gerne erstmals in dieser Saison unter zwei Minuten gelaufen. Das Rennen wurde jedoch dermassen langsam angegangen, dass dies nicht möglich war. Die 24-jährige Toggenburgerin lief taktisch klug, dennoch konnte sie den Sieg aus dem Vorjahr nicht wiederholen, belegte sie mit 2:03,78 Minuten hinter der Britin Lynsey Sharp (2:02,87) und der Isländerin Anita Hinriksdottir (2:03,17) Rang 3. «Am Ende gingen mir etwas die Kräfte aus», erklärte Büchel, die Hallen-Europameisterin des vergangenen Jahres. Dennoch nahm sie Positives mit: «Es war ein taktisches Rennen mit viel Gerangel. Das sind wertvolle Erfahrungen, die mir an der EM helfen werden. Ich bin gut in Form, hatte sehr gute Trainings.»
Gute Leistungen zeigte Mujinga Kambundji. Die 23-jährige Bernerin erreichte in ihrem ersten Rennen in diesem Jahr über 200 m eine Zeit von 23,02 Sekunden (4.), und dies bei einem Gegenwind von 1,4 m/s. Dermassen schnell war sie zu einem solch frühen Zeitpunkt in der Saison noch nie gelaufen. Auch die 11,36 Sekunden (GW 1,2 m/s) beim 2. Platz über 100 m konnten sich angesichts des Wetters sehen lassen. Nicht wie gewünscht lief es Lea Sprunger über 400 m Hürden, die am vergangenen Samstag in Genf mit 54,92 Sekunden die zweitbeste Zeit einer Europäerin in diesem Jahr gelaufen war. Die 26-jährige Waadtländerin verlor bei der letzten Hürde viel Schwung und wurde in 56,19 Sekunden Vierte. Zum Abschluss des Meetings feierte Fabienne Schlumpf über 3000 m Steeple einen Sieg.
Dass der französische Jahresschnellste Jimmy Vicaut über 100 m gewinnen würde, davon war auszugehen. Dennoch war es ein spezieller Sieg für den Europarekordhalter. Wie der Brite Richard Kitty und der Amerikaner Beejay Lee hatte Vicaut nicht bekommen, dass es einen Fehlstart gegeben hatte. Deshalb zog er voll durch und passierte die Ziellinie nach 9,98 Sekunden. Da das Rennen logischerweise nicht gewertet werden konnte, musste Vicaut wenige Minuten später nochmals antreten. Dabei setzte er sich bei einem Gegenwind von 0,6 m/s in 10,08 Sekunden erneut durch. Der Basler Alex Wilson belegte mit 10,50 Sekunden den 6. Platz.
100 m (GW 0,6 m/s): 1. Jimmy Vicaut (FRA) 10,08. 2. Ben Youssef Meité (CIV) 10,26. 3. James Dasaolu (GBR) 10,31. - Ferner: 6. Alex Wilson (SUI) 10,50. - Bemerkung: Vicaut gewann zunächst in 9,98 Sekunden. Dabei bemerkte er nicht, dass der Lauf wegen eines Fehlstarts eines Konkurrenten abgebrochen wurde.
200 m (windstill): 1. Beejay Lee (USA) 20,66. - Ausgeschieden: Alex Wilson (SUI).
800 m: 1. Amel Tuka (BIH) 1:45,56. - Ferner: 8. Hugo Santacruz (SUI) 1:48,76. 10. Jonas Schöpfer (SUI) 1:49,70.
110 m Hürden (GW 0,7 m/s): 1. Lawrence Clarke (GBR) 13,42.
400 m Hürden: 1. Kariem Hussein (SUI) 49,47. 2. Jeshua Andersen (USA) 49,51. 3. Abdelmalik Lahoulou (ALG) 49,80. - B-Lauf: 1. Rasmus Mägi (EST) 49,95
Stab: 1. Dominik Alberto (SUI) 5,25. 2. Mitch Greeley (SUI) 5,25.
Weit: 1. Benjamin Gföhler (SUI) 7,62. 2. Christopher Ullmann (SUI) 7,50. - Speer: 1. Hamish Peacock (AUS) 80,39.
4x400 m: 1. Grossbritannien 3:06,19. 3. Schweiz (Luca Flück, Joel Burgunder, Daniele Angelella, Silvan Lutz) 3:07,59.
100 m (GW 1,2 m/s): 1. Neita Daryll (GBR) 11,30. 2. Mujinga Kambundji (SUI) 11,36. 3. Gloria Hooper (ITA) 11,42. - Ferner: 7. Salomé Kora (SUI) 11,65.
200 m (GW 1,4 m/s): 1. Gina Lückenkemper (GER) 22,91. - Ferner: 4. Kambundji 23,02. - 800 m: 1. Lynsey Sharp (GBR) 2:02,87. - Ferner: 3. Selina Büchel (SUI) und Joanna Jozwik (POL), je 2:03,78.
100 m Hürden (GW 0,7 m/s): 1. Queen Harrison (USA) 12,84. 2. Phylicia George (CAN) 12,99. - Ferner: 4. Clélia Rard-Reuse (SUI) 13,16.
400 m Hürden: 1. Sara Slott Petersen (DEN) 55,20. 2. Eilidh Doyle (GBR) 55,57. 3. Wenda Theron (RSA) 56,07. 4. Lea Sprunger (SUI) 56,19. - B-Lauf: 3. Petra Fontanive (SUI) 57,14. 5. Robine Schürmann (SUI) 58,41.
3000 m Steeple: 1. Fabienne Schlumpf (SUI) 9:53,62.
Stab: 1. Nicole Büchler (SUI) 4,70. 2. Wilma Murto (FIN) 4,50. 3. Fabiana Murer (BRA) 4,50. - Ferner: 5. Angelica Moser (SUI) 4,40. - Weit: 1. Christabel Nettey (CAN) 6,56.
Speer: 1. Kathryn Mitchell (AUS) 62,97. - Ferner: 8. Géraldine Ruckstuhl (SUI) 50,41.
Hammer: 1. Sarah Holt (GBR) 65,72. 2. Nicole Zimmermann (SUI) 61,23. 3. Lydia Wehrli (SUI) 59,79.
Kugel: 1. Valerie Adams (NZL) 19,37.