Vor dem Bundesliga-Start: Lernen von Drochtersen

Am Freitag (20.30 Uhr) startet mit der Partie zwischen Bayern München und Hoffenheim die neue Bundesliga-Saison. Dass die Bayern Meister werden, scheint schon klar. Aber es gibt noch ein paar offene Fragen.

Carsten Meyer
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Bayern München (rechts Franck Ribéry) stiess im Cup gegen Drochtersen (links Meikel Klee) auf harten Widerstand. (Bild: Stuart Franklin/Getty (Drochtersen, 18. August 2018))

Bayern München (rechts Franck Ribéry) stiess im Cup gegen Drochtersen (links Meikel Klee) auf harten Widerstand. (Bild: Stuart Franklin/Getty (Drochtersen, 18. August 2018))

Sind die Bayern zu stoppen?

Theoretisch ja. Man könnte sie beispielsweise in der Kabine einsperren und den Schlüssel wegschmeissen. Legitimere Taktik-Tricks laufen regelmässig ins Leere. Deshalb tippen 17 von 18 Bundesliga-Trainern, dass die Münchner nicht aufzuhalten seien. Nur Leverkusens Coach Heiko Herrlich setzt auf Borussia Dortmund, was positiv formuliert für seinen Mut bei solchen Umfragen spricht. Die Lage ist derart ernst, dass schon das knappe 0:1 von Viertligist Drochtersen/Assel im Pokal gegen die Münchner als Mutmacher herhalten muss. Danach sprach die «Bild-Zeitung» mit Trainer Lars Uder über dessen Taktik-Kniffe. Überschrift: «Das kann die Bundesliga von Drochtersen lernen.» Der wertvollste Tipp des 36-Jährigen: «Sie sind zu schlagen – mit Beton anrühren und Mannschaftsbus vor dem Tor parken.»

Aber Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hat doch gesagt, dass er Meister werden will...

Das hat er tatsächlich gesagt: «Ich strebe immer nach dem Maximalen. Und das Maximale ist der Titel. Aber es wird schwer.» Weniger selbstbewusste Menschen als Nagelsmann hätten wahrscheinlich das Wort «unmöglich» gewählt. Zumal Hoffenheim mit einer eher ungewöhnlichen Konstellation in die Saison startet. Schon jetzt ist klar, dass der 31-Jährige nächste Saison beim Konkurrenten RB Leipzig anheuern wird. Dort gibt derweil Sportdirektor Ralf Rangnick den Platzhalter. Dass diese Voraussetzungen den Verlauf der Saison verkomplizieren könnten, glaubt allerdings weder jemand in Hoffenheim noch in Leipzig. Zumindest nicht offiziell.

Welche Teams können noch vorne mitspielen?

Die üblichen Verdächtigen. Überraschungs-Vizemeister Schalke 04 hat zwar gute Spieler verloren (Leon Goretzka, Thilo Kehrer, Max Meyer), aber auch gute Spieler hinzubekommen (Salif Sané, Omar Mascarell, Suat Serdar, Mark Uth, Steven Skrzybski, Hamza Mendyl). Hoffenheim und Leipzig haben das schon erwähnte Trainerthema, aber ebenfalls hoch qualifizierte Mitarbeiter im Kader. Ebenso wie Bayer Leverkusen und natürlich Borussia Dortmund.

Apropos Borussia Dortmund: Wie macht sich Lucien Favre?

Beim traditionell höchst ambitionierten BVB haben sie sich nach den Irren und Wirren der vergangenen Saison fleissig verstärkt. Mit Lucien Favre kam ein neuer Trainer, der dem Dortmunder Spiel wieder Struktur verleihen soll. Dafür wurde ihm bisher neues Personal für knapp 80 Millionen Franken gewährt, ein weiterer Angreifer könnte sogar noch folgen. Das erste Pflichtspiel wurde aber gleich zu einer wackligen Angelegenheit. Bei Zweitligist Greuther Fürth gab es im Cup ein mühsames 2:1 nach Verlängerung. Doch das beunruhigt in Dortmund keinen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erklärte schon vor Wochen: «Ein Neustart braucht eine realistische Erwartungshaltung und ein bisschen Geduld.»

Und welcher Schweizer Goalie hat sich in Dortmund durchgesetzt? Roman Bürki oder Marwin Hitz?

Marwin Hitz kam aus Augsburg nach Dortmund und liess sogar die WM-Teilnahme sausen, um sich einen kleinen Vorteil gegenüber Platzhirsch Roman Bürki zu erarbeiten. Das erste Zwischenfazit lautet: Mission gescheitert. Der BVB setzt weiter auf den letzte Saison nicht immer sicheren Bürki. Der 27-Jährige hütete gegen Fürth das Tor und wird auch am Sonntag (18 Uhr) gegen Leipzig zwischen den Pfosten stehen.

Aber was ist eigentlich mit Adi Hütters neuem Club Eintracht Frankfurt los?

Uijuijui ... ganz heikles Thema. Der Start in die neue Saison ist schon missraten, bevor die Saison überhaupt so richtig angefangen hat. Das liegt zum einen an einem Wettbewerb, der sich Supercup nennt. Wenn man ihn gewinnt, kräht kein Hahn danach. Wenn man als Cupsieger aber eine 0:5-«Watschn» von Meister Bayern München kassiert, sorgt das für wenig Begeisterung. Richtig problematisch wird es, wenn man sich eine Woche später im Cup als Titelverteidiger noch mit 1:2 beim Viertligisten SSV Ulm blamiert. Danach waren die Verantwortlichen um Schadensbegrenzung bemüht. YB-Meistertrainer Adi Hütter befand: «Ich bin hergekommen, um eine neue Mannschaft aufzubauen. Das geht nicht von heute auf morgen.» Und Sportchef Fredi Bobic konstatierte: «Das kann jedem passieren, dass er mal in der ersten Runde ausscheidet – auch uns.» Gut für die Stimmung ist es allerdings nicht.