Zehnkämpfer Simon Ehammer ist bärenstark am ersten EM-Tag in München und ebenso schlagfertig bei der Zusatzaufgabe.
Der Schweizer Simon Ehammer ist Halbzeit-Europameister im Zehnkampf. Der 22-jährige Appenzeller legte im Münchner Olympiastadion einen bärenstarken ersten Tag hin, sprang mit 2,08 m persönliche Bestleistung im Hochsprung, zeigte mit 8,31 m den zweitweitesten Weitsprung seiner Karriere und mit 47,40 Sekunden den zweitbesten 400-m-Lauf.
Als Lohn eines fast schon perfekten Arbeitstages, der aus der Warte des Beobachters so selten nach Arbeit aussah, resultiert ein Vorsprung von 330 Punkten und mehr auf die Verfolger. Die deutsche Goldhoffnung Niklas Kaul meinte als Fazit:
«Die Leistung von Simon kann einem beinahe Angst machen».
Welche Tradition der Zehnkampf in Deutschland hat, wurde bereits um 9 Uhr morgens vor dem Stadion sichtbar. Mehrere hundert Meter betrug die Kolonne der Leichtathletik-Fans, die sich an der Tageskasse noch ein Ticket kaufen wollten. Der Vorverkauf war Corona-geschuldet ziemlich schleppend verlaufen.
Keinen Eintrittskarten hinterherjagen mussten die rund 40 Verwandten, Bekannten und Freunde von Simon Ehammer. Sie nahmen mit ihren weissen Fanleibchen in der Zone des Weitsprungs Platz. Dort erlebten sie einmal mehr eine Ausnahmeleistung ihres Idols. Nach einem Sicherheitssprung auf 7,89 m im ersten Versuch, zauberte der Schweizer Rekordhalter 8,31 m und 8,27 m in den Münchner Sand.
Bereits zuvor war der Schweizer Ausnahmeathlet mit starken 10,56 Sekunden über 100 m gestoppt worden. Das ist die viertschnellste Zeit seiner Karriere. Auch im Kugelstossen schaffte er die wichtige 14-Meter-Marke (14,24 m). Neben Spektakel im Stadion sorgte Simon Ehammer auch für lockere Stimmung beim etwas anderen Zehnkampf zur Halbzeit des Wettkampfs – in Form von zehn Entweder-Oder-Fragen:
Tag 1 oder Tag 2?
Simon Ehammer: Tag 1 – es ist für mich der deutlich stärkere Tag, an dem ich eigentlich keine schwache Disziplin im Programm habe und zusätzlich meine stärkste Wurfdisziplin.
Berge oder Meer?
Schwierig. Ich entscheide mich für Meer. Die Berge habe ich vor der Haustüre. Das schätze und geniesse ich. In den Ferien suche ich aber bewusst das Meer, denn auch wenn ich mal ein Wochenende zu meinen Verwandten ins Tirol reise, habe ich wieder Berge um mich.
Diskus oder Speer?
Wieder eine schwierige Entscheidung. Ich mache beide Disziplinen sehr gerne. Momentan bin ich beim Speerwurf stärker. Da falle ich leistungsmässig nicht so ab wie beim Diskus. Aber ich bin mir sicher, es in München in beiden Disziplinen besser als bisher zu machen.
Museum oder Kino?
Kommt auf das Programm an. Bei einem BMW-Museum wie hier auf dem Olympiagelände oder grundsätzlich zum Thema Autos bin ich sofort dabei. Aber zu einem guten Marvel-Film sage ich auch nicht nein.
Karl oder René?
Beide! René ist mein Trainer, der mich mehr im alltäglichen Training begleitet und die ganze Planung im Kopf hat. Karl und ich sind dafür das Dreamteam im Wettkampf. Es hat bisher nur einen Wettkampf auf unserer gemeinsamen Reise gegeben, von dem wir nicht mit einer Medaille heimgekehrt sind.
Schlager oder Rap?
Da sage ich klar Rap. Schlager sicher nicht, Volksmusik schon eher. Da prägt mich meine zweite Heimat Tirol.
Paris oder Los Angeles?
Sicher zuerst Paris. Die Olympischen Spiele werden sicher cool – vergleichbar mit München. Da werden zweifellos sehr viele Zuschauer ins Stadion kommen. In Los Angeles werde ich dann bereits zu den Routiniers und nicht mehr zu den jungen Wilden gehören.
Schwester oder Bruder?
Beides – es sind schliesslich Zwillinge. Zwischen ihnen werde ich mich nicht entscheiden.
Liebesfilm oder Horrorthriller?
Liebesfilm! Thriller habe ich gar nicht gerne und mit Horror kannst du mich jagen.
WM-Bronze oder EM-Gold?
WM-Bronze habe ich schon, also sage ich hier einmal spontan EM-Gold.