Die Krienser Rollstuhlsportlerin Manuela Schär spielt am New York Marathon ihre einzigartige Überlegenheit aus. Marcel Hug aus Nottwil belegt Rang 2 bei den Männern.
Die TV-Aufnahmen nach dem Durchfahren des Zielbandes benötigten keine Erklärung: Schär stützt sich auf das Gestell ihres Rennrollstuhls, sie ist gezeichnet, ausgepowert, aber sie hebt den Kopf und strahlt. Und was die Körpersprache ausdrückte, fasste die 34-Jährige später in passende Worte: «Das war ein hartes Rennen, aber es ist gekrönt von einer extremen Freude.» Die 42,195 km durch die fünf Stadtteile New Yorks begannen wie erwartet energieraubend. Der anfängliche Aufstieg bis zum Scheitelpunkt der Verrazano-Narrows-Bridge erwies sich einmal mehr als Einstiegsprüfung – physisch und psychisch. «Ich übte explizit für Aufstiege, aber mit den Besten kann ich noch immer nicht mithalten», sagte Schär, die ihren dritten Triumph in Folge feierte.
Aber sie büsste wenig ein. Und sie spielte in der Brückenabfahrt ihre Stärke aus. Sofort schloss sie zur Fünffachsiegerin und Streckenrekordhalterin Tatyana McFadden auf. Und sie wählte die Strategie «volles Risiko». Sogleich liess sie die härteste Konkurrentin stehen. Rund 40 km lagen noch vor ihr. Es wurden einsame, harte Kilometer. «Ich musste ans Limit, und am Schluss waren die Arme leer», sagte sie. Mit ihrer Zeit von 1:44:20 Stunden realisierte sie nicht nur eine neue persönliche New-York-Bestzeit, sondern die zweitbeste Zeit überhaupt. Lediglich 1:16 Minuten fehlten zum Streckenrekord. Ihre eigene Bestzeit aber schraubte sie um fast vier Minuten hinunter.
Ein ähnliches Handicap wie Schär handelte sich bei den Männern Marcel Hug ein. Er sah sich nach dem Aufstieg zur ersten Brücke ebenfalls früh in Rücklage. «Sodann wurde mein Rennen zur Aufholjagd und einem Einzelzeitfahren», bilanzierte Hug. Nach rund einem Streckendrittel war der New-York-Sieger von 2013, 2016 und 2017 wieder dran am Vorjahresersten Daniel Romanchuk (USA). In der Folge versuchten beide mehrmals, eine Vorentscheidung herbeizuführen. Ohne Erfolg. Vielmehr schlossen weitere Fahrer auf. Es kam zu einem packenden Endspurt. Hug folgte Romanchuk im Windschatten, konnte aber im Steigerungslauf nicht an ihm vorbeiziehen. Trotzdem war er zufrieden mit seinem Finish.