Marathon-Frauen: Franziska Inauen rennt mit Kopfarbeit zu ihrem Triple

Nach 2014 und 2017 gewinnt die Luzernerin Franziska Inauen das Heimrennen über die
Marathon-Distanz zum dritten Mal. Dabei basieren die Glücksgefühle nicht allein auf dem Triumph.

Jörg Greb
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Emotionaler Triumph: Die Siegerin bei den Marathon-Frauen, Franziska Inauen, beim Zieleinlauf. (Bild: Corinne Glanzmann, 28. Oktober 2018)

Emotionaler Triumph: Die Siegerin bei den Marathon-Frauen, Franziska Inauen, beim Zieleinlauf. (Bild: Corinne Glanzmann, 28. Oktober 2018)

Ihre Gesichtszüge beim Überqueren der Ziellinie waren entspannt, das Lachen breit: Franziska Ineichen schwebte über den roten Teppich im Verkehrshaus Luzern. Um die letzten Meter der 42,195 km des Swiss City Marathon Lucerne handelte es sich. Und das Entspannte, Aufgestellte, Klare zeigte sich auch unmittelbar nach vollbrachter Leistung, widerspiegelte sich in ihren Worten: «Es war wunderbar. Diese vielen Leute, diese Unterstützung auf der ganzen Strecke, diese Stimmung, einmal mehr einzigartig, berührend. Das hat Flügel verliehen.»

«Diese Stimmung - das hat mir Flügel verliehen.»

Diese Energie des Publikums konnte die mittlerweile drei-
fache Siegerin des Marathons in Luzern diesmal besonders gut gebrauchen. «Die Kälte forderte einen», sagte Franziska Ineichen. Die vier Grad beim Start und die kaum steigenden Temperaturen waren das eine. Hinzu kam die Nässe. Praktisch während des ganzen Tages regnete es. Die Siegerin irritierte dies aber nicht. Stattdessen strich sie hervor: «Vor dem Start hörte der Regen kurz auf, so dass wir trocken loslaufen konnten. Das war sehr wertvoll, ein Glück.»

Ihre Oberschenkel fühlten sich wie 
ein Eisklotz an

Unterwegs störte das Wasser von oben nur bedingt. «Ich mag jedes Wetter», sagte Franziska Inauen. Gefordert von den Bedingungen sah sich die 32-Jährige dennoch, sehr sogar, ungewohnt und immer stärker: «Auf der zweiten Runde fühlten sich die Oberschenkel an wie ein Eisklotz.» Einem Gedankenstrudel darüber, allfälligen Folgen und Verunsicherung wich die erfahrene Läuferin indes gekonnt aus. «Das war kein Thema, ich lenkte mich bewusst ab und dachte an anderes.» Impulse von aussen nahm sie dankbar auf. «Ich leistete Kopfarbeit, und das gelang vorzüglich», sagte sie.

Dass die Witterungsbedingungen zum Laufen nicht a priori schlecht waren, sah Ineichen auf der Rangliste bestätigt. Nicht nur der Sieg – 1:02 Minuten vor Isabell Ginrat-Keller (Freiburg) und 7:29 vor der Britin Jordan Forster – unterstreicht dies, sondern auch die Zeit von 2:51:07 Stunden. Schneller hat sie die Marathon-Strecke noch nie gemeistert. Und in Luzern setzte sie ihren Steigerungslauf fort. Die Premiere – nach drei Teilnahmen über die Halbmarathondistanz – vor sieben Jahren beendete sie in 3:07:29 Stunden und auf Platz 3. Seither ist sie stets unter drei Stunden geblieben: 2:57:36 im 2012, 2:58:53 im 2013, 2:55:50 2014 und schliesslich 2:52:49 Stunden letztes Jahr bei ihrer Rückkehr. Und zur genaueren Einschätzung der jüngsten Leistung: Sie bringt sie auf Platz 8 der Schweizer Jahresbestenliste – ein weiterer Achtungserfolg.

Laufen in Luzern – das hat bei Franziska Inauen einmal mehr für Emotionen der Extraklasse gesorgt, Emotionen vor, während und nach dem Anlass. «Das Besondere machte sich je näher der Marathon rückte, desto stärker bemerkbar», sagte die Athletin. «Chribelig und freudig» fühlte sie sich, «Gänsehaut» verspürte sie. Und die vielschichtigen Gefühle begleiteten sie auch nach dem Zieleinlauf und nach dem Sieg. Sie sah sich als «Teil eines Ganzen», stellte ihren Beitrag in einen höheren Zusammenhang. «Ich denke mit Achtung an all jene, die noch Stunden unterwegs sind. Auch sie erbringen eine Riesenleistung.»

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