Die Testläufe in Gossau und Herisau bieten zukunftsweisende Aufschlüsse für die Schweizer Elite. So ging es zu und her: «Links? Rechts? Welcher Eingang nach wie vielen Metern?»
Der Fussgängerstreifen im Süden von Herisau über die Hauptstrasse hatte packende Szenen, staunende Autofahrer und viel Dynamik zur Folge. Von Westen und Süden kamen die Orientierungsläuferinnen beim Elite-Sprint-Final und schon wenig später kreuzten sich die Wege der Zurückkehrenden von der ersten Schlaufe vom östlichen Kern der Kantonshauptstadt Ausserrhodens.
Höchste Konzentration zeigte sich in den Gesichtern der Athletinnen und Athleten. «Links? Rechts? Welcher Eingang nach wie vielen Metern?», fragten sie sich. Und auch die Helferinnen und Helfer waren gefordert. Den Durchgangsverkehr auf der stark frequentierten Strasse hatten sie zu lenken.
Dieser Sprint-Final hatte Gewicht. Als Selektionslauf für den ersten Weltcup-Block Ende Mai zählte er. Und dieser ist insofern von höchstem Stellenwert, als dass dort in Schweden die Plätze im Team für die Sprint-Weltmeisterschaften von Ende Juni in Dänemark vergeben werden. Analog des internationalen Höhepunktes war das Sonntagsprogramm für die Schweizer OL-Elite gestaltet: am Morgen mit einem Qualifikationsrennen in Gossau, am Nachmittag mit besagtem Final in Herisau.
Und es zeigte sich, wie ausgeglichen und breit das Schweizer Team aufgestellt ist. Während am Vormittag Joey Hadorn mit einem Vorsprung von drei Sekunden auf Daniel Hubmann bei den Männern und Elena Roos bei den Frauen mit einer Differenz von vier Sekunden auf Eline Gemperle gewannen, zeigten sich am Nachmittag neue Kräfteverhältnisse. Martin Hubmann – am Vormittag nur Elfer und damit «mit dem Messer am Hals unterwegs» – siegte nach 13:53 Minuten fünf Sekunden vor Matthias Kyburz und zehn vor Ricardo Rancan. Hadorn hatte mit Rang zehn Vorlieb zu nehmen, Daniel Hubmann – er lag bei Rennhälfte auf Position drei, musste dann aber einen zeitraubenden Fehler hinnehmen – mit Rang schs.
Dafür freute sich Martin Hubmann umso mehr: «Ich kam fehlerlos durch, sehe aber nach zwei Wochen gesundheitlicher Probleme, dass noch einiges drinliegt.» Von «einer coolen Bahn» sprach er. Optimismus für die nächsten Herausforderung nimmt er mit. Eng war’s auch bei den Frauen: Simona Aebersold siegte eine Sekunde vor Roos und elf vor Gemperle. Und alles bei Laufzeiten von knapp einer Viertelstunde.
Bestätigt und zufrieden zeigte sich nach den Rennen auch der Thurgauer Elite-Cheftrainer Kilian Imhof: «Nach einem harten Trainingsblock zeigen uns diese Tests, wo wer noch schräubeln kann.»
Gerade im Sprint von Herisau mit den technisch anforderungsreichen Bahnen zeigte sich ihm eine zusätzliche Komponente der komplexen Sparte. «Das war ein richtiger und damit ein wichtiger Test», so das Fazit Imhofs.