Fussball
Mit blauem Auge davongekommen: Der FC Schötz ist ausser sich vor Freude

Der FC Schötz verliert gegen Bassecourt 1:2 – und bleibt dank Schützenhilfe von Wohlen in der 1. Liga.

René Leupi
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Schötz-Stürmer Eduard Nikmengjaj (links) im Zweikampf mit Ambre Nsumbu von Bassecourt.

Schötz-Stürmer Eduard Nikmengjaj (links) im Zweikampf mit Ambre Nsumbu von Bassecourt.

Bild: Pius Amrein (Schötz, 26. Juni 2021)

Sportplatz Wissenhusen in Schötz, Samstag 17.53 Uhr: Aus den Platzlautsprechern hallt die deutsche Schnulze «Oh, wie ist das schön» von Mickie Krause. Die Fans klatschen, hüpfen, umarmen sich. In der Platzmitte singen und tanzen die Spieler, feiern, als hätten sie soeben einen Pokal errungen. Trainer Roger Felber liegt in den Armen von Captain Cyrill Gasser, schluchzt, weint, ist gezeichnet von den abgelaufenen 90 Spielminuten, vom Abstiegskampf.

Derweil verlassen die Spieler von Bassecourt den Rasen, zeigen kaum Freude über den soeben errungenen 2:1-Sieg gegen Schötz. Sportlich fair hatten die ambitionslosen Jurassier ihr Programm runtergespult, den abstiegsbedrohten Luzerner Hinterländern nichts geschenkt, so den Abstiegskampf offengehalten. Aus den Lautsprechern ertönt noch immer, «oh, wie ist das schön». Schötz feiert die Niederlage, den Ligaerhalt. Geschichten, die nur der Sport schreibt.

In der Halbzeit steht Schötz auf einem Abstiegsplatz

Lange hatte der FC Schötz wie der sichere Absteiger ausgesehen, bis zur 64. Spielminute, als er Schützenhilfe von Wohlen (Spiele waren zeitgleich) erhielt. Die Aargauer gingen in Muttenz 1:0 in Führung, bauten diese bis zum Spielende auf 4:0 aus, beförderten so im Fernduell mit Buochs und Schötz die Baselländer in die 2. Liga inter. «Wir hatten unsere Spieler wissentlich nicht über die Spielstände in Buochs und Muttenz orientiert», sagt Schötz-Coach Felber, auch nicht in der Halbzeitpause, als Schötz 0:1 zurücklag und zwischenzeitlich auf dem Abstiegsplatz stand. «Das hätte noch mehr Unruhe ins Spiel gebracht.»

Der Schötzer Lars Schmid (links) im Zweikampf mit Cédric Mbenza.

Der Schötzer Lars Schmid (links) im Zweikampf mit Cédric Mbenza.

Bild: Pius Amrein (schötz. 26. Juni 2021) / Luzerner Zeitung

Vorteile hatten die Einheimischen einzig in den ersten 20 Minuten. Hätte Patrik Gjidoda das Spielobjekt (18.) aus 15 Metern ins Tor statt an die Querlatte geschlenzt, hätte das Zittern um den Ligaerhalt vielleicht nicht bis zum Schlusspfiff gedauert. Den 0:1-Rückstand (21.) durch Gester glich Lars Schmid mit seinem ersten Tor für den FC Schötz kurz nach der Pause zwar aus, doch auf die neuerliche Führung durch Mbang (54.) hatten die Einheimischen keine Antwort mehr. Die arg dezimierten Hinterländer machten Bassecourt das Toreschiessen einfach, dem Führungstreffer ging ein katastrophaler Fehlpass voraus, beim 1:2 war mangelndes Zweikampfverhalten in der Luft die Ursache.

Ein Sieg in vier Partien reichen zum Ligaerhalt

Einzig in Sachen Einstellung und Kampfbereitschaft konnte man den Hinterländern wenig bis nichts vorwerfen. Die spielerischen und personellen Ressourcen waren einfach zu bescheiden, um Bassecourt den verdienten Sieg streitig machen zu können.

«Ich habe immer an den Ligaerhalt geglaubt, wusste, dass unsere geleistete Arbeit während der Coronapandemie belohnt wird. Das Team lebt, das Team funktioniert, steckt auch Rückschläge wie den in Goldau weg. Und das macht mich stolz»,

resümierte Felber, als er seine Fassung nach emotionalen Minuten wiedergefunden hatte.

Letztlich reichte der Last-Minute-Sieg (97./2:1) gegen das FCL-U21-Team nach der Wiederaufnahme der Meisterschaft zum Ligaerhalt. Die drei weiteren Matchbälle gegen Goldau (3:7), Solothurn (1:2) und Bassecourt wurden verspielt. Vor allem die Kanterniederlage in Goldau deckte die Mängel der Hinterländer auf, zeigte, dass das vorhandene Spielerkader kaum reicht für die 1. Liga. «Jetzt will ich erst einmal Distanz gewinnen, das Geschehe verarbeiten. Es waren intensive Wochen, in denen ich alle Gefühlslagen durchlebt habe. Dann werde ich zusammen mit den Vereinsverantwortlichen die Lage analysieren, nach Lösungen suchen», so Roger Felber.

Verstärkungen sind dringend notwendig

Er sagt aber auch, dass die Mannschaft punktuell verstärkt werden müsse, ohne aber die Förderung der jungen Spieler zu vernachlässigen. «Vor allem aber müssen die Lösungen nachhaltig für den Verein sein.» Nachhaltig? «Die Spieler müssen zu uns passen, finanziell wie auch menschlich, müssen die Vereinsphilosophie, mit Jungen zu arbeiten, mittragen.» Es werde Veränderungen geben, so Edi Iseli, der Teamverantwortliche. Diese würden sich aber finanziell in engem Rahmen befinden, «grosse Sprünge können und wollen wir uns nicht leisten».

Der FC Schötz ist mit einem tiefblauen Auge davongekommen. Ein bisschen Make-up muss aufgetragen werden, soll auch nach der 25. 1.-Liga-Saison wieder der Song «Oh, wie ist das schön» aus den Lautsprechern auf Wissenhusen aufgelegt werden.