NATIONALTURNEN: Vier wie Pech und Schwefel

Zwei Brüderpaare gehen an der Schweizer Meisterschaft in Baar an den Start. Obwohl jeder für sich kämpft, haben sie ein gemeinsames Ziel.

Marco Morosoli
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Die Menzinger Nationalturner Marcel Bieri (von links), Christian Bieri, Manuel Elsener und Adrian Elsener wollen an der Schweizer Meisterschaft in Baar gross auftrumpfen. (Bild Werner Schelbert)

Die Menzinger Nationalturner Marcel Bieri (von links), Christian Bieri, Manuel Elsener und Adrian Elsener wollen an der Schweizer Meisterschaft in Baar gross auftrumpfen. (Bild Werner Schelbert)

Am letzten Samstag kurz nach zehn Uhr im Café Schlüssel in Menzingen. Die Lokalität ist ein Dorftreffpunkt. Fast jeder kennt jeden. Auch die vier Nationalturner Marcel Bieri (21), Christian Bieri (24), Manuel Elsener (26) und Adrian Elsener (22) sind im Klosterdorf bekannte Grössen. Und einer aus der «Viererbande» könnte bald über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt sein.

Die beiden Brüderpaare sind Mitglieder der Nationalturnriege Menzingen. Dies ist eine Untergruppe des STV Menzingen. Sie haben ein grosses Ziel: Bei den Schweizer Meisterschaften im Nationalturnen am Samstag in Baar (siehe Box) wollen sie über sich hinauswachsen. «Einer von uns soll in der Kategorie A Schweizer Meister werden», sagt Manuel Elsener (26). Und er schiebt nach: «Ich will auch meinen Teil dazu leisten, dass es einer von uns weit nach vorne schafft.» Minimalziel ist es, dass jeder mindestens den Kranz holt.

Eine Art «Zehnkampf»

Das Nationalturnen ist eigentlich eine Einzelsportart, doch die vier Menzinger spannen zusammen und wollen einander helfen. Das ist deshalb möglich, weil ja im Ringen und Schwingen andere Gegner in die Schranken gewiesen werden können. Die Höchstpunktzahl im traditionellen Mehrkampf liegt bei 100. Ein Wert, den niemand je erreicht hat. «Mit 91 Punkten ist aber ein Kranzgewinn möglich», weiss Manuel Elsener aus Erfahrung. Das deshalb, weil es beim Ringen und Schwingen zwei Wertungen gibt. Viele Nationalturner schwingen deshalb auch noch. Manuel Elsener sagt, dass er pro Jahr an rund 15 Schwingfeste geht. Sein Bruder und die anderen im Bunde schreiben sich an solchen Anlässen etwas weniger ein.

«Um im Nationalturnen ein erfolgreicher Athlet zu sein, muss du in allen geforderten Disziplinen gut sein», sagt Adrian Elsener (22). Um in diesem vielseitigen Sport einen gewissen Level zu erreichen, muss jeder auch viel trainieren. Die vier Menzinger machen einmal pro Woche Krafttraining, zweimal treffen sie sich zum Schwingen, und einmal wird das Hauptaugenmerk aufs Nationalturnen gelegt. Um einen Kranz zu erreichen, muss man nicht nur schnell sein, sondern auch kräftig. Den 22,5 Kilogramm schweren Stein zu stemmen ist denn auch nicht jedermanns Sache. Und die Teilnehmer müssen auch kreativ sein. «Die Freiübung kann jeder selber zusammenstellen», sagt Marcel Bieri.

Wie eine kleine Familie

Für Christian Bieri, der auch als Trainer der Menzinger fungiert, ist aber noch etwas anderes wichtig: «Die Nationalturner sind wie eine kleine Familie, denn die Szene ist überschaubar.» Und wichtig ist für ihn auch, dass «wir hinterher noch zusammensitzen und etwas trinken». So würde auch keiner der Menzinger grollen, wenn einer aus der Gruppe etwas mehr als die anderen erreicht hat. Fairness ist im Nationalturnen Bestandteil des Programms.