Mehr als hundert PSG-Ultras brachten ihre Wut vor dem Vereinssitz zum Ausdruck, bevor sie zu Neymars Haus weiterzogen. Eine Nacherzählung mit Videos.
Sie fordern, dass alle entlassen werden. «Wir haben genug von den Söldnern! Wir müssen Messi rausschmeissen! Wir müssen Nasser loswerden!» Oder: «Vorstand kündigt!» Mehr als zwei Stunden lang zeigten die PSG-Ultras am Mittwochabend vor dem Hauptsitz des Vereins in Boulogne-Billancourt ihre Wut und ihre Transparente, während sie von mehreren Nachrichtensendern live gefilmt wurden. Die beliebtesten Ziele: Lionel Messi, Neymar, Marco Verratti, Trainer Christophe Galtier und Präsident Nasser Al-Khelaifi.
Diese Volksbewegung, die in der Tradition der französischen Demonstrationen und Streiks steht, ist eine Reaktion auf die Reise von Lionel Messi nach Saudi-Arabien, die er ohne Genehmigung des Vereins für eine Werbeaktion unternommen hatte. Die Ultras liessen ihre Wut am siebenmaligen Weltfussballer aus und skandierten lautstark: «Messi, hijo de p*ta!» («Messi, du H*rensohn!»).
📹 Verratti, Neymar, Messi… Les 3 joueurs sont ciblés par les supporters parisiens.
— Canal Supporters (@CanalSupporters) May 3, 2023
En vidéo, c’est Leo Messi qui est pris en grippe 😡🔴🔵 pic.twitter.com/KZPpQNBiCI
Die Bilder sorgten nicht nur in Argentinien für grosse Aufregung, sondern auch in Frankreich, wo viele Kommentare in sozialen Netzwerken das Verhalten der Fans als «eine Beleidigung des Fussballs», «blinde und dumme Wut» und «ein weiteres Denkmal, das in Paris beschmutzt wird» verurteilten, während andere darauf hinwiesen, dass Messi statistisch gesehen «einer der besten Pariser in dieser Saison» sei.
Lionel Messi wurde wegen seines Ausflugs nach Saudi-Arabien für zwei Wochen von allen Aktivitäten suspendiert, in der Zeit erhält er kein Gehalt. Er wird Paris nach Ablauf seines Vertrages im Juni nächsten Jahres verlassen, doch mehrere Insider des französischen Fussballs deuteten am Mittwoch an, dass die Entscheidung von ihm und nicht vom Verein getroffen wurde, wie einige Erzählungen vermuten liessen. Vater Jorge Messi soll die PSG-Führung bereits vor einem Monat darüber informiert haben.
La une du journal L'Équipe du jeudi 04 mai
— L'ÉQUIPE (@lequipe) May 4, 2023
Lire l'édition > https://t.co/otsJivvN33 pic.twitter.com/BfOP5158dt
Ist Messi schuld? Ist PSG schuld? Die Bewegung, die am Mittwoch auf die Strasse ging, will davon nichts mehr hören. Sie kritisieren das «katastrophale Management der letzten Jahre, das Söldnern, überteuerten und unbeteiligten Spielern den roten Teppich ausgerollt hat». Die Ultras brachten auch ihre Verbundenheit mit dem Stadion Parc des Princes zum Ausdruck, da der Verein einen Kauf des Stade de France prüft, «ein Ort, an den niemand gehen will».
Gegen 21 Uhr veranstalteten etwa 20 Demonstranten dann eine «Afterparty» vor Neymars Haus. Dort skandierten sie: «Neymar, verpiss dich!»
📸 PSG fans in front of Neymar's house pic.twitter.com/wXgIOBNM6M
— ParisienTimes (@parisientimes) May 3, 2023
Der Verein reagierte kurz vor Mitternacht mit einer Erklärung: «Paris Saint-Germain verurteilt die nicht tolerierbaren und beleidigenden Handlungen einer kleinen Gruppe von Personen aufs Schärfste. Unabhängig von den Differenzen gibt es keine Rechtfertigung für solche Handlungen. Der Klub unterstützt seine Spieler, sein Management und alle, die von diesen beschämenden Verhaltensweisen betroffen sind.»