Das Krienser Squashtalent ist ganz zuoberst angekommen

Die Krienser Squasherin Ambre Allinckx wird erstmals Schweizer Einzel-Meisterin.

Stefan Kleiser
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Ambre Allinckx besiegte im Final Cindy Merlo in vier Sätzen.

Ambre Allinckx besiegte im Final Cindy Merlo in vier Sätzen.

Bild: Stefan Kleiser (Langnau, 6.9.2020)

«Komisch» habe sie sich gefühlt, erklärte Ambre Allinckx nach dem Halbfinal. «Ich war extrem nervös.» Von Freitag bis Sonntag bestritt die 18-Jährige aus dem Squashclub Pilatus mit der Schweizer Einzel-Meisterschaft in Langnau am Albis den ersten Wettkampf seit sechs Monaten. Es fehlten Anhaltspunkte über die Form. «Ich wusste nicht, wie ich spiele, und ich wusste nicht, wie Nadia spielt.» Prompt entschied die Gegnerin den ersten Durchgang für sich.

Am Ende besiegte Ambre Allinckx die Fricktalerin Nadia Pfister aber doch in vier Sätzen. «Nun bin ich richtig drin im Turnier und mental parat», meinte sie nach dem Finaleinzug. Und tatsächlich: Am Sonntag gewann sie ihren ersten Meistertitel. In der Neuauflage des Finalduells von 2019 bezwang sie Cindy Merlo aus Pfäffikon ZH in vier Sätzen. Und hatte dabei zwischenzeitlich befürchtet, sie könnte wie vor einem Jahr nach einem Vorsprung noch verlieren.

Tränen der Freude

«Ich lag wie letztes Jahr 2:0 in Sätzen vorne. Und als ich wie damals den dritten Satz verlor, wurde ich wieder nervös. Ich dachte: Was ist, wenn ich wieder in einen fünften Satz muss?» Vielleicht wurde Ambre Allinckx darum nach dem verwandelten Matchball so emotional – und vergoss Tränen der Freude. Natürlich wusste sie um ihre Fähigkeit, zum ersten Mal ganz oben zu sein. «Aber ich habe nicht geglaubt, dass das heute ist», gesteht sie. Denn ihr gegenüber gestanden hatte die Nummer 65 der Welt. Und ein Sieg über Cindy Merlo war Ambre Allinckx zuvor noch nie gelungen. Im Januar hatte sie an den Finnish Open allerdings die Nummern 73 und 51 des PSA-Rankings bezwungen. Es scheint also, als wäre der eigene Aufstieg unter die Top 80 der Welt nur eine Frage der Zeit. Aktuell wird Ambre Allinckx auf Position 108 geführt.

Auch der Umzug nach Barcelona hat zum Exploit beigetragen. «Ich habe dort viele Fortschritte gemacht», findet die Squasherin. Sie habe in professionellem Umfeld viel an der Physis gearbeitet. «Das siehst du jetzt auf dem Court. Aber natürlich hat der Erfolg auch mit Eigenmotivation zu tun.» Ambre Allinckx wird zugetraut, die Schweizer Szene ähnlich zu dominieren wie der Hirzler Nicolas Müller, der bei den Männern seinen 14. Titel gewann.

Kuchen überzeugt dank Fitness

Auch für Allinckxs Klubkollege Cédric Kuchen war die Schweizer Einzel-Meisterschaft ein Höhepunkt in der Karriere. Erstmals spielte er sich unter die besten Drei. «Ich habe viel investiert», sagt der 28-Jährige. Seit dem Abschluss des Wirtschaftsstudiums im Sommer 2018 betreibt Kuchen Squash als Halbprofi. Während des Lockdowns stellte er die Ernährung um und verbesserte Kraft und Stabilität. «Ich werde jetzt nicht müde», sagt er schmunzelnd. «Ich kann länger ein hohes Tempo mitgehen, und im Squash ist es oft so, dass am Ende der Fittere gewinnt.»

Auch im Spiel um die Bronzemedaille gegen den Grabser Yannick Wilhelmi hielt Cédric Kuchen sein Spiel länger auf hohem Niveau. «Im zweiten Satz habe ich nichts mehr gespürt», beschreibt er seinen «Flow». Der nächste Schritt ist nun, die Balance zu finden zwischen Trainer sein und selbst trainieren. «Die letzten drei Jahre hatte ich oft das Gefühl, ich sei schon müde in ein Turnier gegangen.» Dieses Mal nicht.