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Den American Footballern der Luzern Lions fehlen budgetierte Einnahmen. Sie müssen deshalb sparen.
Die Meldung auf der Homepage der Luzern Lions vom 13. November liess aufhorchen: «Die Luzern Lions müssen sich künftig fokussieren und Kosten senken. Leider fiel die vergangene Saison für die Luzern Lions sowohl spielerisch als auch finanziell nicht sehr Gewinn bringend aus.» Die Konsequenz daraus: Sebastian Fandert, der sportliche Leiter und Trainer der drei Männerteams (Fanionteam, U19, U16) musste seine Koffer packen. Die Arbeit des Mannes aus Leipzig wurde sehr geschätzt. Man muss wissen: Es war ein 100-Prozent-Job, die Bezahlung von 36000 Franken fiel vergleichsweise mies aus. «Das ist das Schöne bei den europäischen Footballern: Das sind alles Idealisten», sagt Claudio Spescha, CEO der Luzern Lions. Der Fokus liege nun ausschliesslich auf Wachstum und Jugendarbeit.
Die Löwen müssen sich neu ausrichten, werden in nächster Zukunft leiser brüllen. Der neue Trainer wird in einem 40-Prozent-Pensum angestellt, die sportliche Leitung gehört nicht mehr dazu. Sascha Gaveau heisst der Neue, er war zuletzt bei den Wienerwald Amstetten Thunder tätig. Der gebürtige Deutsche blickt auf mehr als 25 Jahre American-Football-Erfahrung zurück, während rund 20 Saisons hat er als Quarterback (Passgeber) für verschiedene Teams gespielt.
Diese Massnahmen wurden nötig, weil man die Einnahmen zu hoch eingeschätzt hatte. «Wir beauftragten einen Sponsoring-Agenten, der schon für andere Vereine erfolgreich Gelder generieren konnte», sagt Spescha. Doch die Hoffnungen auf mehr Geld zerschlugen sich. Aus den erwarteten 20000 Franken wurden null Franken. «Seit der Gründung 2007 sind wir stetig gewachsen. Wir wollten in Richtung Professionalisierung gehen und leistungsorientiert arbeiten», begründet Spescha die gewollte Vorwärtsstrategie. Zusätzlich wurden fünf Jobs in der Geschäftsstelle geschaffen.
Die Wachstumsstrategie scheiterte jedoch nicht nur am fehlenden Geld. Der Nachwuchs bleibt aus. Und dies, obwohl die Luzern Lions mit Trainer Fandert fast jeden Stein umgedreht hatten. «Wir haben mehr als 20 Schulklassen besucht. Wir haben Flyer an fast jeden Luzerner Jugendlichen verschickt, sind aktiv auf den Socia-Media-Kanälen: Der Ertrag war niederschmetternd.»
Ziel wäre, die Jugend möglichst früh in diese Sportart einzuführen. Diese spielt noch nicht den körperbetonten American Football, sondern den Flag Football. Dort ist das Ziel, dem offensiven Gegenspieler einen Flag aus dem Gürtel zu ziehen statt ihn zu Boden zu bringen (Tackling). «Schön wäre es, wenn wir möglichst bald eine U13- und U10-Mannschaft ins Rennen schicken könnten», hofft Spescha. Ein kleiner Hoffnungsschimmer herrscht: Einige Luzerner Schulklassen haben den Flag Football inzwischen in den Sportunterricht aufgenommen.Zurück auf Feld A heisst es auch im sportlichen Bereich: Nach dem Abstieg aus der NLA im laufenden Jahr werden keine Bemühungen unternommen, den sofortigen Wiederaufstieg anzustreben. Dazu bräuchte es zwingend ausländisches Personal, für das nun vorerst kein Budget mehr vorhanden ist. «Wir wollen so lange wie möglich ohne Ausländer spielen und setzen auf Schweizer Spieler», kündigt Spescha an.
Gaveau, der neue Trainer, trifft in Luzern also keine einfache Situation an. Er gilt als Jugendspezialist. Der Neuaufbau ist aufgegleist, jetzt muss diese neue Strategie nur noch aufgehen. Es wäre bedauerlich, wenn diese faszinierende Sportart von der Luzerner Landkarte verschwinden würde. Ausserdem ist der Verein Vorbild in Sachen Integration von Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln und nimmt sich der Bewegungsförderung für Schwergewichtige an.