Leichtathletik
Géraldine Frey ist die Sprint-Aufsteigerin dieses Winters

Die Zugerin Géraldine Frey kommt an der Hallen-WM zu ihrem internationalen Elite-Debüt – mit guten Perspektiven.

Jörg Greb
Drucken
Géraldine Frey startet nach den Schweizer Hallen-Meisterschaft über 60 Meter nun auch den Weltmeisterschaften.

Géraldine Frey startet nach den Schweizer Hallen-Meisterschaft über 60 Meter nun auch den Weltmeisterschaften.

Bild: Maria Schmid (Unterägeri, 19. Februar 2022)

Langsam werde sie etwas nervös, sagte Géraldine Frey schon Anfang Woche. Verständlich, ihr bisher grösster sportlicher Vergleich steht mit den Hallenweltmeisterschaften in Belgrad an. Am ersten der drei Wettkampftage kommt sie zum Einsatz – über 60 m. Mehrere Rennen sollen es werden. Der Vorlauf (Serien heute ab 10.15 Uhr) bildet den Auftakt. Anschliessend folgt der Halbfinal (18.10 Uhr) und allenfalls gar der Final (20.55 Uhr).

Mit ihren 7,15 Sekunden von den Schweizer Meisterschaften Mitte Februar in Magglingen belegt Frey die Position 9 in der Meldeliste. Acht Finalplätze stehen bereit, 16 im Halbfinal. Die Zugerin sagt:

«Ich will mir nicht zu viel Druck auferlegen, aber träumen darf ich schon.»

Géraldine Frey ist die grosse Sprint-Aufsteigerin dieses Winters. Schneller als sie sind in der Schweiz bislang nur die beiden Co-Rekordhalterinnen Ajla Del Ponte und Mujinga Kambundji gelaufen – beide sind inzwischen bei exzellenten 7,03 Sekunden angelangt. Die aktuelle Halleneuropameisterin Del Ponte kam in diesem Winter aber nicht auf Touren und brach die Hallensaison verletzungsbedingt ab, Kambundji präsentierte sich zuletzt an den Schweizer Meisterschaften in hervorragender Verfassung (7,05). Und Frey forderte sie. «Ich hatte lange nicht mit dieser Hallen-WM gerechnet», sagt sie rückblickend. Die Schweizer Meisterschaften hatte sie deshalb als «meinen Winterhöhepunkt» definiert. Offensichtlich wurde aber, dass es noch weitergeht. Auf ein völlig neues Niveau steigerte sich Frey, nachdem sie schon in den Vorwochen kontinuierlich unter 7,30 geblieben war.

Die richtigen Lehren gezogen

Für die 24-Jährige und ihre Trainerin Rita Schönenberger ist diese Entwicklung äusserst wertvoll. Die schnelle Frau aus Oberägeri, die vor viereinhalb Jahren des Studiums wegen (Pharmazie an der ETH) nach Zürich gezogen ist und in die Trainingsgruppe von Schönenberger im LC Zürich wechselte, gewinnt aus den Resultaten, ihren Trainingswerten und dem Gefühl die Erkenntnis, die richtigen Lehren gezogen zu haben. Nach drei Nachwuchs-Europameisterschaften (2015, 2017 mit Staffelbronze und 2019) glückte ihr der Durchbruch bei den Aktiven nämlich lange nicht. An die WM 2019 reiste sie zwar, als Ersatzläuferin in der 4x100-m-Staffel. Doch ein Fussbruch sowie Rückprobleme bremsten sie zuletzt. Nun scheint sie die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Dass sie sich fürs Masterstudium mehr Zeit gönnt, ist ein Faktor. Erfreut stellt sie fest:

«Wir konnten unser geplantes Training durchziehen.»

Die Folge davon sind «Schritte in jedem Bereich», sie denkt dabei an die Kraft, die Technik und das Stehvermögen.

Und natürlich hat sich mit den beiden exzellenten Rennen in Magglingen – schon im Halbfinal stellte sie mit 7,19 Sekunden eine herausstechende Marke auf – die Situation für Frey verändert. Zusammen mit Trainerin Schönenberger hat sie den Aufbau individualisiert. Frey sagt dazu: «Für die anderen Gruppenmitglieder war die Hallensaison vorüber, ich zog sie allein weiter.» Locker habe sie es genommen, sagt sie. Auf weitere Wettkämpfe im Ausland verzichtete sie. Stattdessen setzte sie gezielte Trainingsreize: Sprints, Kraftsequenzen, Starts, viel Explosives.

Ein «gutes Gefühl» hat sich dabei in ihrem Kopf festgesetzt. Dieses will sie nun mitnehmen. Géraldine Frey bezeichnet die Abendsession, also das Überstehen der Vorläufe, als realistisches Ziel. Und wenn es gar zum Finaleinzug reichen sollte, umso besser.