«Wichtiger als WM-Bronze»: Peter Gerber feiert seinen Gigathlon-Sieg

Peter Gerber und Daniela Schwarz heissen die Single-Sieger des Gigathlon Ob- und Nidwalden. Der Stanser Michael Achermann fällt noch auf Platz drei zurück.

Jörg Greb
Drucken
Dieser Sieg bedeutet dem Emmentaler Peter Gerber enorm viel. Bild: Remy Steinegger/Swiss-Image (Sarnen, 30. Juni 2019)

Dieser Sieg bedeutet dem Emmentaler Peter Gerber enorm viel. Bild: Remy Steinegger/Swiss-Image (Sarnen, 30. Juni 2019)

Nach den drei Wettkampftagen mit den 391 Kilometern, den 7220 Höhenmetern und den gut 20 Wettkampfstunden strahlte Peter Gerber: «Dieser Sieg an diesem Wochenend-Gigathlon bedeutet mir enorm viel.» Dank seiner Erfahrung und der inneren Ruhe liess sich der 35-Jährige von der unerwarteten Führungsposition nach dem Samstag nicht irritieren. Stattdessen reagierte er auf die Hitze und ihre Folgen noch konsequenter: «Ich stieg bei jedem Brunnen ab und tauchte Kopf, Arme und Beine ins Wasser.» Er sprach von den besonders fordernden letzten Abschnitten, bei den Radparcours und den TrailRuns.

Das konsequente Wasseraufsuchen bewirkte, dass Gerber ohne Krise über die Distanz kam und seinen ersten Gigathlon-Sieg feiern konnte. Von «meinem grössten Erfolg» sprach er. Der Mann aus Weiern im Emmental belegte letztes Jahr in Davos/Arosa Rang 2. Vor allem aber profilierte er sich im vergangenen Herbst an der X-Terra-WM auf Maui mit dem Bronzeplatz in seiner Altersklasse. Doch nun stellte er klar: «Ein Sieg ist ein Sieg. Dieser Gigathlon-Triumph ist wichtiger als WM-Bronze.» Zumal er zum richtigen Zeitpunkt kommt. Im Mai peilte er bei Ironman Lanzarote die erstmalige Qualifikation für den Ironman Hawaii an – und scheiterte. Auch darum sah er sich vor dem Rennen nicht als Favorit: «Ich war nicht allzu optimistisch gewesen.»

Füsse wie eine «Obwaldner Rösti»

Mit seinem erstmaligen Single-Sieg glückte dem einstigen Eishockeyaner aber Erstaunliches. Zumal er sein Flair für die Ausdauersportarten erst vor drei Jahren entdeckte. Im TrailRun am Samstag, der vierten von zehn Teilstücken, hatte er die Führung übernommen. Diese verteidigte er fortan erfolgreich. Und der Familienvater einer sechs- und vierjährigen Tochter, freute sich: «Alles ist aufgegangen.» Er strich als «mentalen Kick» das hoch anforderungsreiche Biken am Samstag hervor.

Gerber setzte sich klar vor Thomas Rusch (Appenzell) und dem Stanser Michael Achermann durch. Letzterer trauerte dem verpassten Sieg wenig nach. Vielmehr sagte er: «Meine Leistung hätte kaum besser sein können, und das Heimspiel mit den vielen bekannten Gesichtern am Streckenrand war ein gewaltiges Erlebnis.» Die Hitze allerdings setzte ihm zu. «Auf der Velostrecke begannen die Füsse fürchterlich zu brennen, wie eine echte Obwaldner Rösti.» Um dagegenzuhalten, nutzte er jeden Brunnen zum Herunterkühlen. Der Erfolg hielt zu seinem Missfallen jeweils nur kurz an.

Doppelerfolg innerhalb der Schwarz-Familie

Ein Innerschweizer Sieg resutierte in der Kategorie Team of five. Die drei erfahrenen Obwalder Gigathleten Norbert Amgarten, Lars Zumstein und Andreas Abächerli ergänzten sich mit der Nottwiler Ärztin und Langstreckenläuferin Joelle Flück und mit der Bieler Langstreckenschwimmerin Cherelle Oestringer. Das Team harmonierte – und setzte sich überzeugend und überraschend durch. «Nach dem Samstag rechneten wir nicht mehr mit diesem Erfolg», sagte Flück. Und Schlussläufer Abächerli verglich: «Ich fühlte mich wie eine Obwaldner Rösti, angebraten und immer heisser.»

Auch die Frauensiegerin kommt aus einer Mannschaftssportart. Daniela Schwarz (Winterthur) brachte es im Fussball bis ins Nationalteam. Mit dem Gigathlon-Sieg feierte sie ihren grössten Triumph. Früh übernahm sie die Führung. Diese gab sie nie ab. Sicher fühlte sich die 33-Jährige allerdings nie. «Je länger je stärker zeigte meine Energiekurve nach unten», sagte sie. Allerdings fand sie ein Rezept dagegen: «Ich schaltete in den Automodus.» Schwarz siegte nach 23:49.45 Stunden. Erst im Nachhinein wurde ihr bewusst, dass es zu einem Doppelerfolg innerhalb der Familie reichte.

Bei den Couple mit Inline siegte Barbara Schwarz (zusammen mit Raphael Wyss). Die fünf Jahre ältere Schwester ist bis heute das Gigathlon-Vorbild von Daniela Schwarz geblieben. Nach wie vor bringt sie mehr Erfahrung im Multisport mit als die einstige Fussball-Nationalspielerin. Und zu einem prägenden Schwestern-Erlebnis waren Barbara und Daniela Schwarz bereits am frühen Sonntagmorgen beim Jagdstart gekommen: Die beiden Schwarz-Schwestern zählten zum erlesenen Kreis der sieben Kategorienbesten des Vortages, die um 5.30 Uhr als Erste auf die Strecke geschickt wurden.

Sarnen. Gigathlon. Single. Schlussranglisten nach 3 Tagen (Totaldistanz 368 km; aufgeteilt in Schwimmen, Inline, Mountainbike oder Quervelo, Rennvelo und Laufen). Männer: 1. Peter Gerber (Affoltern im Emmental) 20:07:58. 2. Thomas Rusch (Appenzell) 20:42:34. 3. Michael Achermann (Sarnen) 20:59:08. – Frauen: 1. Daniela Schwarz (Zürich) 22:05:18.