Die Nidwaldner Triathletin Sibylle Matter verkörpert den Erfolg

Der Sempachersee-Triathlon vom Sonntag in Nottwil bietet eine Leistungsschau der Generationen. Mit Sibylle Matter steht eine Olympiateilnehmerin mit grosser Vergangenheit an der Startlinie.

Jörg Greb
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Für die 45-jährige Sibylle Matter steht in Nottwil nicht der Rang im Vordergrund. Bild: PD (Verbier, 14. Juni 2019)

Für die 45-jährige Sibylle Matter steht in Nottwil nicht der Rang im Vordergrund. Bild: PD (Verbier, 14. Juni 2019)

Vor allem bei den Frauen finden sich auf der Startliste der Kategorie National League spannende Namen: Anja Weber (18) etwa, die Bronzemedaillengewinnerin der Youth Olympic Games im vergangenen Herbst in Buenos Aires aus dem Zürcher Oberland. Oder Nora Gmür (18), die EM-Zweite von Anfang Juni in Weert (BEL) aus Schöftland. Oder Valentina Rosamilia (16), ebenfalls aus dem Aargau. Letztere sorgt im Triathlon wie auf den Mittelstrecken der Leichtathletik für Schlagzeilen, so auch am Luzerner Stadtlauf als Siegerin des Elite-Nachwuchsrennens.

Bei dieser geballten Ladung an Talenten fragt man sich: Was halten die Elite-Athletinnen diesem Tatendrang und Erfolgshunger der Jungen entgegen? Alissa König, Jasmin Weber, die Urnerin Sara Baumann und andere sind gefordert.

Sie ist Mitglied des Medical Teams

Im Kontrast zur neuen Generation steht eine Multisportlerin in der Kategorie Tri Circuit Competition: Sibylle Matter. Sie verkörpert die Vergangenheit, ebenso aber den Erfolg. Der Palmarès der 45-Jährigen vom Triathlon Club Hergiswil ist reich an erstklassigen Leistungen auch auf internationaler Stufe. Olympiateilnehmerin war Matter vor 19 Jahren in Sydney, feierte zwei Triumphe am Ironman in Grossbritannien (70.3 UK), zwei WM-Silbermedaillen im Cross Triathlon, den Europameistertitel in dieser Sparte, zwei Siege am Ironman Switzerland sowie beim Hawaiian Airlines Double (Ironman Hawaii und X-Terra-WM). Alle diese Erfolge bis 2009.

In Kombination mit ihrem ­beruflichen Hintergrund als Ärztin hat Sibylle Matter auch auf medizinischer Ebene für entscheidende Impulse im Schweizer Sport gesorgt. Der Thematik Frau und Sport widmet sich die Nidwaldnerin seit Jahren mit Nachdruck. «Ein Thema, das zu meiner Zeit kaum Beachtung fand», fügt sie lachend an. Sie sei in ihren jungen Jahren nie auf die Idee gekommen, dass es Sportärzte gebe. Mit ihren Mandaten als Mitglied des Medical Teams bei Swiss Triathlon (seit 2011) und als Chief Medical Officer (seit 2017) hat sie den Kontakt zur Sportart bewahrt. Ihre Positionen bei Swiss Swimming, Swiss Cycling, im Schwimmclub Bern und im Stadtturnverein Bern untermauern ihre Vorreiterrolle. Seit 2011 ist sie zudem Mitglied von Antidoping Schweiz.

Prioritäten haben sich verschoben

Und Sibylle Matter ist aktiv geblieben. Einen ihrer wenigen Wettkämpfe im Jahr bestreitet sie am Sonntag. «Ich freue mich riesig», sagt sie. Dank des Einzelstarts fühlt sie sich «auch mit ­wenig Training genügend vorbereitet». Ihre Prioritäten haben sich verschoben. Dem Sport klar vorangestellt sind die Familie mit Ehemann Ottmar Brügger, dem Sohn (8) und der Tochter (6) sowie die Tätigkeit als Sportmedizinerin in Bern im 60-Prozent-Pensum. Wichtig ist ihr der Ausdauersport als Ausgleich. Regelmässige Trainings braucht sie, auch wenn diese im Vergleich zu früher meist deutlich kürzer ausfallen und die Anzahl pro Woche stark variiert. Dennoch hält sie fest: «Ich schaffe es mit wenig Aufwand noch immer, zügig unterwegs zu sein.»

So geht Sibylle Matter denn auch in diesem Jahr mit klaren Vorstellungen an den Start: «Ich möchte das Optimum herausholen, eine gute Leistung zeigen – einzig für mich allein.» Wichtig sei ihr dabei das Gefühl unterwegs und nach dem Rennen, unbedeutend hingegen der Rang.