FCL-Spielerin Rahel Graf verlangt: «Wir müssen die Komfortzone verlassen»

Die Bilanz beim NLA-Frauenteam des FC Luzern ist durchzogen. «Nun müssen Punkte her», sagt Rahel Graf (30).

Theres Bühlmann
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Rahel Graf vor den Weihnachtsbäumen beim KKL.

Rahel Graf vor den Weihnachtsbäumen beim KKL.

Bild: Eveline Beerkircher (Luzern, 28. November 2019)

«Der FC Luzern ohne Rahel Graf? Unvorstellbar», schrieben die Verantwortlichen im Sommer vor Beginn der Meisterschaft auf Facebook und gaben so das weitere Engagement der Verteidigerin bekannt. Die 30-jährige, aus Pfaffnau stammende Rahel Graf ist die älteste Spielerin im NLA-Ensemble der Luzernerinnen – «Ich bin das Team­grosi» – und somit eine der routiniertesten. 21 Jahre spielt sie nun Fussball, davon allein 16 Jahre in der NLA, bei den damaligen Vereinen FC Sursee und LUwin.ch, die mehrmals den Cupsieg und den Schweizer-Meister-Titel holten. 2007/­2008 machte sie einen kurzen Abstecher zum deutschen Bundesligisten Freiburg, kehrte in die Schweiz zum SC Kriens zurück, der 2014 zum FC Luzern wechselte.

Nach elf Spielen steht die FCL-Equipe von Trainer Glenn Meier mit 13 Zählern auf Rang vier, mit einem doch schon grossen Rückstand von elf Punkten auf die drittplatzierten Baslerinnen. «Durchzogen», nennt Rahel Graf die bisherigen Leistungen, «es ist noch nicht das, was wir erwartet haben. Wir hatten im Sommer viele Zuzüge, und es braucht jeweils Zeit, bis wir uns finden.» Die Qualität der Mannschaft sei gut, «die jungen Spielerinnen verfügen über viel Talent, auch menschlich passt das Team gut zusammen. Aber das allein reicht nicht. Wir müssen als Team in jedem Training sowie in den Spielen konstant Kampf, Leidenschaft, Disziplin und Mut auf den Platz bringen.»

«Im Frauenfussball ist einiges gegangen»

Luzern hat nun Gelegenheit, eine Korrektur anzubringen und das Punktekonto zu erhöhen. Morgen Samstag (16.00) steht die Heimbegegnung gegen Aufsteiger St.Gallen-Staad auf dem Programm, und eine Woche später gehen die Spielerinnen nach der Auswärtspartie gegen Schlusslicht Lugano in die Winterpause. Weil Luzern im Cup in den Achtelfinals gegen die Grasshoppers gescheitert ist, gilt nun der Fokus der Meisterschaft. «Wenn wir an der Spitze mitmischen wollen, sind nun dringend Punkte nötig», sagt Rahel Graf. Sie drückt es klar und deutlich aus: «Wir müssen die Komfortzone verlassen und über unsere Grenzen gehen.» Gefragt seien auch die jüngeren Akteurinnen, «sie müssen vermehrt Verantwortung übernehmen».

Angeführt wird die Tabelle von Servette FC Chênois Feminin. Rahel Graf umschreibt die Stärken der Westschweizerinnen so: «Der Verein stockte das Budget auf und hat Profis und Halbprofis in seinen Reihen.» Zudem könne die Frauenabteilung auch von der Infrastruktur des Super-League-Männerteams profitieren. Was in Luzern leider nicht der Fall sei.

Ihr langjähriges Mittun in diesem Sport macht sie prädestiniert, die Entwicklung des Frauenfussballs in der Schweiz zu beurteilen. «Es ist einiges gegangen», sagt sie. «Die Medienpräsenz hat zugenommen, auch dank den sozialen Netzwerken. Ich werde häufig angesprochen.» Auch im Bereich Technik und Taktik seien grosse Fortschritte erzielt worden, und der «Frauenfussball ist bedeutend athletischer geworden». Verbessert hätten sich ebenfalls die Strukturen, allerdings stehe das Ausland in dieser Hinsicht bedeutend besser da. Rahel Graf war und ist nicht nur ein sicherer Wert auf Vereinsebene, sie lief zwischen 2007 und 2012 auch insgesamt 62 Mal für die Schweizer Nationalmannschaft auf und gab, doch relativ früh, im Alter von 23 Jahren ihren Rücktritt, drei Jahre vor der erstmaligen WM-Teilnahme der Schweizerinnen in Kanada. Ab und zu habe sie daran gedacht, wie wohl ihre internationale Karriere verlaufen wäre, aber bereut hat sie ihren Rücktritt nie, «ich nahm an der U19-EM und der U20-Weltmeisterschaft teil und weiss, wie gross der Aufwand ist und dass man auf vieles verzichten muss». Zumal auch die berufliche Aus- und Weiterbildung bei ihr immer grossgeschrieben wird.

Trainer Glenn animiert Spielerinnen zum Lesen

Im Oktober 2016 schloss Rahel Graf, die mit ihrer Partnerin in Ennetbürgen wohnt, die Ausbildung zur Sozialversicherungs-­Fachfrau mit eidgenössischem Fachausweis ab und arbeitet bei der Suva. Zu ihren Hobbys zählt Lesen, «unser Trainer Glenn Meier animiert uns immer wieder dazu». Zurzeit ist es das Buch «Die Macht Ihres Unterbewusstseins» von Joseph Murphy. Reisen ist ein weiteres Hobby, von Hawaii schwärmt sie, und das letztjährige Weihnachtsfest verbrachte sie in Australien. Obwohl sie ihre Reisen immer sehr geniesst, sie schätzt es nun, diese besinnliche Zeit in der Heimat zu verbringen.

Fussball, Frauen

NLA. Samstag. 14.00: Young Boys – Lugano. – 16.00: FC Luzern – St.Gallen-Staad (Hubelmatt/LA-Stadion). Servette/Chênois – Grasshoppers. – 19.00: FC Basel – FC Zürich. – Rangliste (alle 11 Spiele): 1. Servette/Chênois 28. 2. FC Zürich 25. 3. FC Basel 24. 4. FC Luzern 13 (21:21). 5. Young Boys 13 (13:19). 6. St.Gallen-Staad 11. 7. Grasshoppers 9. 8. Lugano 4.
NLB. Samstag. 18.00: FC Luzern – FC Zürich U21 (Allmend-Süd, Kunstrasen).