Lisa Lötscher tritt an den Schweizer Meisterschaften auf dem Rotsee von heute Freitag bis Sonntag gleich in drei Booten an. Die junge Meggerin hat Grosses vor und bereits Erstaunliches geleistet.
Noch einmal liess Lisa Lötscher ihren bisherigen Karrierehöhepunkt Revue passieren. Es war am 12. August im vergangenen Jahr, als die 18-Jährige zusammen mit Célia Dupré, Emma Kovacs und der Zugerin Jana Nussbaumer im Doppelvierer im A-Final an den Junioren-Weltmeisterschaften in Tschechien an den Start ging. Der Druck war nicht eben klein, der Schweizerische Ruderverband Swissrowing legt grossen Wert auf diese Bootsklasse, eine Medaille wird sogar erwartet.
Trotz Start nach Plan, riss der Kontakt zu den führenden Tschechen und Deutschen ab. «Und so mussten wir den Endspurt unseres Lebens rudern», erzählt Lisa Lötscher, und diesen musste das Quartett bereits nach 1500 Metern anziehen. Normalerweise sind dafür die letzten 250 Meter der 2 Kilometer langen Strecke vorgesehen. Das Schweizer Boot holte Meter um Meter auf, und siehe da: Die Schweizerinnen durchquerten als Erste die Ziellinie. «Wir stellten eine Weltrekordzeit auf. Und unser grosser Traum, im letzten Rennen bei den Juniorinnen eine Goldmedaille zu gewinnen, wurde wahr.»
In diesem Rennen ging für Lisa Lötscher alles auf. Wie so vieles in ihrer bisherigen Ruderkarriere. Mit 13 Jahren begann sie mit Ruder-Breitensport, und bereits im ersten Jahr gewann sie für den Seeclub Luzern an den Schweizer-U15-Meisterschaften zwei Silbermedaillen. Mit 15 wurde sie Schweizer Meisterin bei den U17 im Skiff (Einer).
2016 folgte für die Meggerin am Coupe de la Jeunesse in Poznan (POL) mit der Silbermedaille die erste internationale Auszeichnung. 2017 wurde Lisa Lötscher für den Doppelvierer und den Achter des SC Luzern nominiert. Die beachtliche Ausbeute: SM-Silber und -Gold. Am kommenden Donnerstag wird sie 19 Jahre alt, und nun will sie so richtig durchstarten. Bisher hat der Rudersport ihr Leben nicht ganz umgekrempelt: Sie besuchte weiterhin normal den Schulunterricht und hat als Zeichnerin in Fachrichtung Architektur zuletzt Vollzeit gearbeitet. «Die Trainings habe ich irgendwie reingequetscht», sagt sie. Das funktionierte nur, weil «ich strukturiert und mit viel Disziplin an die Sache herangegangen bin». Zu Beginn waren es drei Trainingseinheiten zu 90 Minuten die Woche, mittlerweile hat sich der Aufwand mit zehn Lektionen mehr als verdreifacht.
Damit sie es mit ihrem Eifer für diesen Sport nicht übertrieb, musste sie auch schon von ihren Eltern etwas gebremst werden. «Ich war so wild, wollte immer mehr. Meine Eltern unterstützten mich dabei mental und finanziell, kommen mit viel Herzblut an die Regatten, einfach phänomenal.» Die 180 cm grosse Athletin hat nun den Mut gefasst, total auf den Rudersport zu setzen. Angst, dass sie bei den Erwachsenen nun kleinere Brötchen backen muss, hat sie nicht. Die nächsten Ziele formuliert sie klar: «An den Schweizer Meisterschaften auf dem Rotsee sollen mit dem SC Luzern im Doppelvierer und Achter zwei Goldmedaillen her.» Zudem tritt sie im Einer an. Auch dort hat sie klare Absichten. Sie will sich mit Jeannine Gmelin vom SC Uster messen. Gegen die 29-Jährige Welt- und Europameisterin wird sie wohl chancenlos sein – noch. «Aber ich will herausfinden, wie viel fehlt, um so gut wie sie zu werden.» Ein Platz in den Top 6 soll es aber schon sein.
Die SM sind indes bloss ein Zwischenziel, im August geht sie an die U23-WM nach Florida. Fernziel sind die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Im Doppel-Vierer, «dem schnellsten Boot der Schweiz, will ich dann im A-Final stehen». So wie ihre Karriere bisher verlief und wer ihre Begeisterung, ihren Optimismus und ihre Überzeugungskraft einmal miterlebt hat, kommt zum Schluss: Dass sie dieses Ziel erreichen wird, daran bestehen praktisch keine Zweifel.
Rudern. Luzern. Schweizer Meisterschaften. Heute, 17.30–20.00: Diverse Kategorien Vorläufe/Halbfinals/Finals. – Samstag, 10.00–17.00: Diverse Kategorien Vorläufe. - Halbfinals/Finals. Sonntag, 8.27–16.00: Diverse Kategorien Finals. – Infos: www.swissrowing.ch