Die Emmer Handballer beenden die erste Hälfte der 1.-Liga-Finalrunde mit einem rasanten 39:39-Remis gegen Nyon.
Die 400 Zuschauer in der stimmungsvollen Rossmooshalle bekamen am letzten Samstag ein Offensivfestival serviert. Die Emmer sind in der 1. Liga für ihre torreichen Spiele bekannt, fast 80 Treffer wie beim 39:39-Remis gegen Nyon sind aber auch für sie ein Spitzenwert. Wenige Sekunden vor dem Abpfiff sicherte ihnen der rechte Aufbauer Luka Kovacevic mit seinem 13. Tor den Punktgewinn. «Es war ein hitziges Spiel, sehr intensiv für alle Beteiligten. Am Ende überwogen bei uns die positiven Emotionen», berichtet Emmens Goalie Yannick Schnellmann.
Für ihn war es noch aufwühlender als für den Rest, in der 52. Minute feierte er eine unschöne Premiere – der 27-jährige Emmer wurde erstmals vom Platz gestellt. Was war passiert? Schnellmann parierte einen Abschluss von Kreisläufer Michael Mercanton.
«Ich jubelte, ging am Gegner vorbei, dann trat er mich von hinten und ich stolperte»,
erzählt Schnellmann. Zu seiner Überraschung erhielt nicht nur der Waadtländer, sondern auch er selbst die rote Karte gezeigt. Er habe ebenfalls getreten, lautete die Begründung. «Doch das habe ich nicht getan.»
Die Sprüche waren Schnellmann nach Spielschluss auf sicher. «Warum ich früher ausgestempelt hätte, wurde ich gefragt. Ob ich müde gewesen sei», erzählt er schmunzelnd. Jene, die dabei waren, bestätigten ihm seine Sicht der Dinge, der Entscheid war ungerechtfertigt. Sein Stellvertreter Franz Schnyder machte seine Sache sehr gut, Emmen rettete einen Punkt aus einem Spiel, in dem es mit bis zu sieben Toren zurücklag.
«Ich fühlte mich ohnmächtig, konnte nicht helfen. Ich bin lieber dabei, wenn es brenzlig wird.»
In den letzten Wochen war Schnellmann bis zum Abpfiff eine tragende Figur – seine Abwehrquote bewegte sich zwischen 35 und 42 Prozent. Mit ihm holte Emmen jeweils mindestens einen Punkt. Als er wegen seines Engagements als Major einer Guggenmusik fehlte, setzte es zwei klare Niederlagen ab. «Handball ist ein Teamsport, es braucht 16 Topleute», erwidert Schnellmann bescheiden, seine Leistungen werden aber immer konstanter. Nicht zuletzt dank ihm steht Emmen nach der ersten Hälfte der Finalrunde auf Platz vier – mit nur zwei Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsplatz.
Yannick Schnellmann ist ein Ur-Emmer, seit bald 20 Jahren spielt er Handball. Inspiriert wurde er von seinem Vater Patrick, der ebenfalls Torhüter war und beim RTV Basel und für Emmenstrand spielte. Mit einer Grösse von 1,85 m und einer stattlichen Postur zählt er zu jenen Goalies, die über die Emotionen ins Spiel finden. Dabei ergänzt er sich gut mit dem eher ruhigen, in der SG Pilatus technisch gut ausgebildeten Franz Schnyder. «Yannick ist ein guter Teamplayer», sagt Trainer Gery Bucher.
«Mit der besseren 6:0-Abwehr kann er sich in diesem Jahr wesentlich mehr auszeichnen. Yannick kommt jetzt in das beste Alter, um ein guter bis sehr guter Torhüter zu werden.»
Im Sommer wird der Servicetechniker von Lüftungsanlagen erstmals Vater, wie gross der Stellenwert des Handballs danach sein wird, bleibt abzuwarten. Vorderhand möchte er mit Emmen die Spitzenplätze im Fokus behalten, die Chance, wie 2018 in die NLB aufzusteigen, ist intakt. Am kommenden Samstag treten sie zum Derby in Dagmersellen an. «Wieder wird es laut und emotional, wir freuen uns darauf», sagt Schnellmann. Vorzeitig Feierabend soll dann aber nicht mehr sein.
Emmen – Nyon 39:39 (15:21)
Rossmoos. – 400 Zuschauer. – Strafen: 7-mal 2 Minuten plus rote Karte für Schnellmann (52./Tätlichkeit) gegen Emmen, 4-mal 2 Minuten plus rote Karte für Mercanton (52./Tätlichkeit) gegen Nyon. – Emmen: Schnellmann (7 Paraden)/Schnyder (5); Kovacevic (13 Tore/5), Lang (8), Dürger (5), Schelbert (5), Weingartner (4), Bucher (2), Scherer (1), Theiler (1), Huwiler, Büchli, Brunner, Gysin.