Auch im sechsten Anlauf gelingt Roger Federer bei den French Open nicht der erste Sieg gegen den elffachen Sieger, Rafael Nadal. Der Baselbieter unterliegt dem Spanier im Halbfinal in 2:25 Stunden deutlich mit 3:6, 4:6, 2:6. Gleichwohl zieht er ein positives Fazit zu seiner Sandsaison.
Roger Federer, wie haben Sie die Bedingungen mit dem Wind empfunden?
Zu Beginn ging es nur darum, sich an die Bedingungen zu gewöhnen. Es war unglaublich windig und das machte es sehr kompliziert. Man hat nie das Gefühl, das Spiel unter Kontrolle zu haben. Es soll keine Ausrede sein, es war ja für uns beide gleich. Rafa war einfach besser, da besteht kein Zweifel. Ich hatte vielleicht Mini-Chancen, mehr nicht. Es war ein bisschen wie wenn man als Kind im Sandkasten gespielt hatte. Erst muss ich mir den Sand aus den Augen reiben, um zu sehen, was ich heute Abend esse (lacht). Der Wind heute – das war verrückt.
Konnten Sie trotz des Windes so spielen, wie Sie sich das vorgenommen hatten?
Nein. Niemand kann das. Irgendwann kommst du an einen Punkt, an dem du einfach glücklich bist, einen Schlag anzubringen, ohne dich lächerlich zu machen.Man kann das auch nicht trainieren. Ich wüsste nicht, was ich hätte anders machen können.
Was überwiegt: der Frust über die Niederlage, oder darüber, dass Sie des Windes wegen nicht so spielen konnten, wie Sie sich das gewünscht hätten?
Das kann ich gut akzeptieren. Die Konditionen waren für uns beide gleich. Seine Fähigkeiten auf Sand sind einfach ausserordentlich. Ich habe daran geglaubt und bis am Schluss versucht, das Ruder rumzureissen. Aber je länger das Spiel dauerte, desto besser spielte er. Es ist nur schade, dass ich nicht einen der ersten beiden Sätze im Wind gewonnen habe.
Hat Nadal Sie mit etwas überrascht?
Bei diesen Bedingungen weisst du nie, was du erwarten sollst. Er hat sein Ding runtergespielt. Es ist faszinierend, wie locker er von weit hinter der Grundlinie retournieren kann – und er lässt es so einfach aussehen. Es ist schon witzig, was er alles abdeckt. Gegen Rafa entwickeln sich die Ballwechsel ganz anders, das sehe ich sonst so nie. Das ist interessant und spannend. Ich empfinde es als Herausforderung, weil ich mich dauernd anpassen muss.
Was machte es gegen Nadal für Sie auf Sand so schwierig?
Nadal sorgt mit seiner Art, zu spielen und sich zu verteidigen dafür, dass du dich unwohl fühlst. Es gibt niemanden, der auch nur annähernd so spielt. Während des Matches dachte ich mir, dass ich nicht einmal weiss, mit wem ich das trainieren könnte (lacht). In den ersten beiden Sätzen habe ich nicht schlecht gespielt. Aber wenn du einmal zwei Sätze zurück liegst, musst du schauen, dass du dich nicht frustrieren lässt vom Wind und seinem Spiel. Ich habe versucht, positiv zu bleiben, doch es war ein schwieriges Game und das setzte den Ton.
Welches Fazit ziehen Sie nach Ihrer Sandsaison?
Es war grossartig und ich habe es sehr genossen. Hier war die Unterstützung vielleicht so gross wie noch nie in meiner Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier. In den Trainings, in den Spielen – wo immer ich auftauchte, waren die Leute glücklich, mich zu sehen. Ich habe mich selber überrascht, wie weit ich gekommen bin. Natürlich bin ich müde, jetzt, wo der Druck abfällt. Darum bin ich auch froh, ist das Turnier durch und ich kann mich erholen.
Heisst das, Sie spielen auch im nächsten Jahr wieder die French Open?
Ob ich im nächsten Jahr spiele, weiss ich noch nicht. Wir werden sehen. Aber ich habe die Sandsaison und die French Open sehr genossen. Das erhöht die Chancen sicher. Es ist nicht so, dass es ein Drama gewesen wäre. Insofern ist eine Rückkehr möglich.
Ist es denkbar, dass Sie im nächsten Jahre alle Grand-Slam-Turniere und dazu die Olympischen Spiele bestreiten?
Ja. Die Frage ist, ob ich eine ganze Sandsaison spiele, oder ob es eine Möglichkeit ist, nur in Paris zu spielen. Denkbar ist vieles. Tokio ist noch sehr weit weg und ich bin in meiner Planung noch nicht so weit. Ich fühlte mich aber sehr wohl auf dem Sand.