Schär über den Sieg am New York Marathon: «So emotional, so schön»

Mit Rang 1 durch die Krienserin Manuela Schär und Rang 2 des Nottwilers Marcel Hug schneiden die Schweizer Rollstuhlsportler am New York Marathon einmal mehr überzeugend ab.

Jörg Greb
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Emotionen im Ziel: Manuela Schär. (Bild: Seth Wenig/Keystone (New York, 4. November 2018))

Emotionen im Ziel: Manuela Schär. (Bild: Seth Wenig/Keystone (New York, 4. November 2018))

Die Freude nach den anspruchsvollen 42,195 km war für die Krienserin Manuela Schär im Ziel des New York Marathon riesengross. Auf einmal war die ganze Anspannung aus ihrem Körper gewichen. «Ich habe ein grosses Ziel erreicht, ich habe den New York Marathon erneut gewonnen», sagte sie.

Und es war nicht einfach der zweite Triumph am weltgrössten und bedeutendsten Marathon. Es war ein Rennen für die Geschichtsbücher. «Ich geriet gleich nach dem Start und dem Aufstieg auf die Verrazzano-Narrows-Bridge ins Hintertreffen», sagte die 32-Jährige. In der Abwärtspartie gelang es ihr immerhin, den Anschluss an die Verfolgergruppe von Leaderin und Streckenrekordhalterin Tatyana McFadden herzustellen. Und dank Schärs Mithilfe gelang es der Gruppe, wieder aufzuschliessen. Noch vor Streckenhälfte setzten sich McFadden und Schär dann ab.

Die Schweizer Rollstuhl-Sportlerin Manuela Schär jubelt: Sie ist die Siegerin des New York Marathons. (Bild: AP Photo/Seth Wenig, 4. November 2018))
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Geschafft! Manuela Schär fährt als erste Rollstuhl-Sportlerin am diesjährigen New York Marathon über die Ziellinie. (Bild: AP Photo/Seth Wenig, 4. November 2018))
Neben Schär feiert Tatyana McFadden (links) aus den USA ihren zweiten und Lihong Zou (rechts) aus China ihren dritten Platz. (Bild: AP Photo/Seth Wenig, 4. November 2018))
Bei den Männern fährt der Schweizer Marcel Hug als Zweiter ins Ziel. (Bild: AP Photo/Seth Wenig, 4. November 2018))
Marcel Hug (rechts) gratuliert nach der Zieleinfahrt dem Sieger Daniel Romanchuk. (Bild: EPA/Peter Foley, 4. November 2018)
Sie waren die schnellsten Rollstuhlfahrer am New Yorker Marathon: Marcel Hug (links) auf dem zweiten Platz, Sieger Daniel Romanchuk (Mitte) aus den USA und der David Weir aus Grossbrittanien auf dem dritten Rang. (Bild: AP Photo/Seth Wenig, 4. November 2018))

Die Schweizer Rollstuhl-Sportlerin Manuela Schär jubelt: Sie ist die Siegerin des New York Marathons. (Bild: AP Photo/Seth Wenig, 4. November 2018))

Zwischenzeitliche Resignation

Immer wieder attackierte die Innerschweizerin. «Ich musste McFadden in der Ebene abschütteln», sagte sie. Im Schlussteil nämlich, dem Auf und Ab im Central Parc, sah sie sich auf verlorenem Posten. Die Taktik aber wollte nicht aufgehen. McFadden blieb dran. Und schlimmer: In den Aufstiegen tat McFadden sich immer wieder hervor und attackierte. Sie nahm Schär immer wieder wertvolle Meter ab. «Ich habe keine Chance mehr», begann sich bei der Vorjahressiegerin Resignation breitzumachen.

Doch noch einmal stemmte sich Manuela Schär dagegen. «Nein, Manuela, du hast so viel investiert, jetzt versuchst du es nochmals», sagte sie sich. Mit aller Konsequenz setzte sie auf die letzte Abfahrt und griff an. Da blieb McFadden das Nachsehen. «Unglaublich, dieser Sieg, so tough, so emotional, so schön, so wunderschön», sagte Schär.

Marcel Hug: «Jetzt bin ich gefordert»

Während Manuela Schär ihren Vorjahressieg bei den Rollstuhlfahrern am New York Marathon wiederholte, verpasste der Thurgauer Marcel Hug seinen dritten Triumph in Serie. Wie schon in Chicago im Oktober musste er dem jungen Amerikaner Daniel Romanchuk den Vortritt über-lassen.

«Daniel Romanchuk ist im Schlussspurt einfach explosiver und ein wenig stärker», suchte der 32-jährige Routinier nicht nach Ausflüchten. Chancenlos blieb er im Endspurt gegenüber dem zwölf Jahre jüngeren Aufsteiger dieser Saison.

Hinter sich liess er aber ebenso klar den Neuseeländer David Weir, einen weiteren grossen Namen des Rollstuhlsports. Das Trio hatte sich bereits auf der Verrazzano-Narrows-Bridge gleich nach dem Start von der Konkurrenz abgesetzt. Von «einer extremen Rennkonstellation» sprach Hug später.

Die drei machten sodann die Podestplätze unter sich aus. Und der Ausgang des Endkampfes zeichnete sich aus Hugs Sicht früh ab. «Daniel demonstrierte immer wieder, was er drauf hat.»

Hug, der Gesamtsieger der letzten beiden Major-Serie-Gesamtwertungen, befindet sich nach zuletzt drei aufeinanderfolgenden zweiten Plätzen etwas in der Defensive. Das nächste Aufeinandertreffen der Serie erfolgt im Februar in Tokio. «Ich bestreite nun noch den Marathon im japanischen Oita und weiss anschliessend, was zu tun ist», sagt Hug. Hart arbeiten an der Endschnelligkeit will er. «Jetzt bin ich gefordert und spüre eine grosse Motivation, Romanchuk mehr entgegenzusetzen», meint er abschliessend.

New York. Leichtathletik. Marathon. Männer: 1. Desisa (ETH) 2:05:59. 2. Kitata (ETH) 2:06:01. 3. Kamworor (KEN) 2:06:26. 4. Tola (ETH) 2:08:30. 5. Wanjiru (KEN) 2:10:21. 6. Ward (USA) 2:12:24.

Frauen: 1. Keitany (KEN) 2:22:48. 2. Cheruiyot (KEN) 2:26:02. 3. Flanagan (USA) 2:26:22.