Schweizer Fussball
Der nächste Anlauf zu einer grösseren Liga: Spielen in der Super League bald 12 oder 14 Teams?

Dank Neuwahlen im Liga-Komitee wird ein neuer Modus in der Super League wahrscheinlicher. Kommt deshalb rasch eine Aufstockung der höchsten Schweizer Fussballliga?

Raphael Gutzwiller
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Spielen die Berner Young Boys und GC bald in einer grösseren Liga?

Spielen die Berner Young Boys und GC bald in einer grösseren Liga?

Anthony Anex / Keystone

Im April 2020 hatte der Schweizer Fussball andere Probleme. Mitten im Beginn der Coronakrise entschieden die Fussballklubs, die langjährige Idee einer grösseren Liga zu verwerfen. Erneut. Seit Jahren stand die Debatte zu einer grösseren Super League im Raum, sie wurde aber mehrmals verworfen. Weiterhin spielen zehn Teams in der Super League und zehn in der Challenge League.

So richtig glücklich ist man in Fussballsfunktionärskreisen darüber nicht. In einem Interview mit der «Sonntags-Zeitung» bringt FC-Zürich-Präsident Ancillo Canepa wieder eine erneute Modusdiskussion aufs Tapet. Er sagt: «Ich bin der Meinung, dass wir über den Modus neu nachdenken müssen. Ein Abstiegsrisiko von zwanzig Prozent ist zu gross. Wir sollten die beiden höchsten Ligen vergrössern.» Ihm schweben zwei 12er-Ligen vor. Jene Anzahl wurde 2020 von Klubs verworfen.

Bringt eine Modusdebatte wieder aufs Tapet: Ancillo Canepa.

Bringt eine Modusdebatte wieder aufs Tapet: Ancillo Canepa.

Alessandro Della Valle / Keystone

Neue Gesichter könnten für Reformen sorgen

Schwung erhält die Idee nicht nur durch die Motivation des einflussreichen FCZ-Präsidenten, sondern auch durch personelle Änderungen auf strategischer Ebene. Das Komitee der Swiss Football League, das ähnlich einem Verwaltungsrat agiert, steht vor grossen personellen Veränderungen. Präsident Heinrich Schifferle tritt im November zurück. Es stehen Neuwahlen an, und das Gremium wird in Zukunft vordergründig für die Strategie zuständig sein. «Teil einer Strategiediskussion ist sicherlich auch das Format der Liga», erklärt Claudius Schäfer, CEO der SFL.

Der abtretende Präsident der Swiss Football League Heinrich Schifferle (links) und CEO Claudius Schäfer.

Der abtretende Präsident der Swiss Football League Heinrich Schifferle (links) und CEO Claudius Schäfer.

Alessandro Della Valle / Keystone

Auf eine Änderung hofft Edmond Isoz. Von 1993 bis 2011 war er Ligadirektor der Swiss Football League. Er war mitverantwortlich dafür, dass 2003 von einer 12er-Liga auf eine 10er-Liga umgestellt wurde. «Damals war die Ausgangslage ganz anders und die Einführung einer 10er-Liga die richtige Entscheidung», blickt Isoz zurück. «Aber der Fussball hat sich entwickelt, die Situation sich verändert.» Isoz beobachtet, dass der Schweizer Fussball international den Anschluss verloren habe und durch die kleine Liga vermehrt auf durchschnittliche Ausländer angewiesen sei.

Edmond Isoz, der ehemalige Ligadirektor, ist für eine Änderung.

Edmond Isoz, der ehemalige Ligadirektor, ist für eine Änderung.

Marcel Bieri / Keystone

«Ausser YB und Basel kämpfen alle gegen den Abstieg. Da die finanzielle Kluft zwischen der Super und der Challenge League riesig geworden ist, müssen die Klubs in der Super League bleiben. Ein Abstieg von den wichtigsten Vereinen der Schweiz, wie Luzern oder St. Gallen, könnten zu einer Katastrophe werden. Deshalb setzen sie wenig auf eigene Nachwuchsspieler.»

Das würde sich in einer grösseren Liga ändern, glaubt Isoz. «Wollen wir den Anschluss nicht verlieren, brauchen wir eine grössere Liga. Ich plädiere auf 12 oder 14 Klubs, vielleicht sogar ohne direkten Absteiger. Dadurch erhalten die Klubs mehr Planungssicherheit.» Zudem wünscht er eine Neuorganisation der Challenge League.

Studhalter als möglicher Präsident für Änderung

Welche Kandidaten für das Komitee genau ins Rennen geschickt werden, ist noch offen. Der Topkandidat für das Präsidium soll derweil Ex-FCL-Präsident Philipp Studhalter sein, der derzeit Mitglied des Liga-Komitees ist. Anfang 2019 äussert er sich in dieser Zeitung klar für eine Modusänderung. Er sagte: «Alle Schweizer Vereine stehen finanziell unter Druck. Will die Schweiz den internationalen Anschluss nicht verlieren, muss die Super League zwingend wieder attraktiver werden.» Selbst gegen ein Playoff-System sprach er sich nicht aus.

Philipp Studhalter, der ehemalige Präsident des FC Luzern, soll Topkandidat für das Präsidium des Ligakomitees sein.

Philipp Studhalter, der ehemalige Präsident des FC Luzern, soll Topkandidat für das Präsidium des Ligakomitees sein.

Philipp Schmidli

Eine Vergrösserung der Liga wäre relativ rasch möglich – trotz Fernsehvertrag bis 2025. Schäfer sagt: «Der gültige Vertrag mit dem Medienpartner bezieht sich zwar auf den aktuellen Modus, würde man sich aber mit ihm einigen können, wäre eine Änderung möglich.» Nach Jahren der Debatte könnte es vielleicht plötzlich schnellgehen.

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