Der Ruswiler Paul Vogel (56) ist seit Samstag der höchste Schwinger. Auf den neuen eidgenössischen Obmann warten etliche Herausforderungen.
Der Schwingsport zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Paul Vogel. Ohne die Freunde, die er durch den Sport kennen lernen durfte, ohne die Erfahrungen, die er im und ums Sägemehl gesammelt hat, stünde er wohl kaum da, wo er heute steht. Vogel, 56-jährig, ist erfolgreicher Unternehmer, dreifacher Familienvater und seit gestern Obmann des Eidgenössischen Schwingerverbandes ESV. «Das Schwingen hat mich in allen Lebenslagen geprägt», sagt er.
Seine Geschichte beginnt in Ruswil auf einem Bauernbetrieb, wo er gemeinsam mit seinen Eltern und vier Geschwistern aufwächst. Während andere in den Schulferien verreisen, packt Vogel auf dem elterlichen Hof mit an. Im Dorf absolviert er eine Schreiner-Lehre und kommt durch einen Freund zum Schwingen. Der junge Paul schlägt sich wacker und gewinnt mit 20 seinen ersten Kranz – gleichzeitig aber auch seinen Letzten. Denn ein halbes Jahr später zieht er sich beim Schwingen eine so schwere Knieverletzung zu, dass seine Karriere bereits zu Ende ist.
Doch Vogel bleibt dem SK Rottal in verschiedenen Funktionen erhalten. Mit 25 Jahren wagt er den Schritt in die Selbstständigkeit, inspiriert durch einen Schwingerkollegen, dem er beim Hausbau hilft. «Das war eine schwierige Zeit. Meine Frau Brigitte erwartete unser zweites Kind. Mein Vater gab mir 20 000 Franken als Darlehen, aber wenn die ersten beiden Kunden ihre Rechnungen nicht bezahlt hätten, wäre der Betrieb bereits wieder am Ende gewesen. Wir hatten damals keine 1000 Franken auf dem Konto», blickt Vogel zurück.