SKI ALPIN: Suter will zweite WM-Medaille

Voller Zuversicht steigt Corinne Suter (18) in die Junioren-WM in Kanada. Die Schwyzerin möchte die Enttäuschung vom vergangenen Jahr vergessen machen.

Melk von Flüe
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Im Packen ist Corinne Suter schon routiniert. In ihrem Zimmer im Elternhaus in Schwyz verstaut sie ihre Kleidung für die Junioren-WM in Kanada in der grossen Reisetasche. (Bild: Dominik Wunderli)

Im Packen ist Corinne Suter schon routiniert. In ihrem Zimmer im Elternhaus in Schwyz verstaut sie ihre Kleidung für die Junioren-WM in Kanada in der grossen Reisetasche. (Bild: Dominik Wunderli)

Die Hundertstel waren gegen Corinne Suter. An der Junioren-WM 2012 im italienischen Roccaraso verpasste die Schwyzerin im Super-G als Vierte die Bronzemedaille um 0,01 und Gold nur um 0,05 Sekunden. «Ich hoffe, dass das Hundertstelglück dieses Jahr auf meiner Seite ist», blickt Suter auf die bevorstehende Junioren-WM in Québec (Ka) voraus. Die 18-Jährige geht ambitioniert an die Titelkämpfe der weltbesten Juniorinnen und Junioren. «Ich habe ziemlich hohe Erwartungen, auch weil es im letzten Jahr nicht aufgegangen ist. Ich hoffe, dass es für eine Medaille reicht.» Ihre grössten Medaillenchancen sieht sie im Riesenslalom und im Super-G, aber auch in der Abfahrt sei ein guter Lauf möglich.

Fixer Weltcup-Startplatz winkt

Die Hoffnungen auf Edelmetall sind für die Schwyzerin nicht unbegründet. Eine Abfahrt und zwei Super-G hat sie im Europacup in dieser Saison bereits gewonnen, in der Abfahrt resultierte zudem noch ein dritter Platz. Und im Riesenslalom kam sie schon im Weltcup zum Einsatz. Zwar kam sie ohne Punkte aus Sölden und Aspen zurück, doch die Erfahrung war sicher hilfreich.

Kein Wunder ist sie mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden. Suter winkt gar ein fixer Weltcup-Startplatz im Super-G für die kommende Saison. In der Europacup-Disziplinenwertung liegt sie ein Rennen vor Schluss auf dem zweiten Platz – die besten drei erhalten den Fixplatz für den Weltcup. «Es wäre toll, wenn es im Super-G für einen Fixplatz reicht. Auf den Europacup-Final Mitte März in Sotschi kommt es an», blickt Corinne Suter voraus. Am Olympia-Ort von 2014 bestritt sie im vergangenen Jahr ihre erste Weltcup-Abfahrt, die Abfahrtspiste ist ihr also bereits bekannt.

Alles eine Nummer grösser

Der Weltcup ist ein Ziel, das Suter im Auge hat. «Der Hauptfokus liegt auf Riesenslalom und Super-G», sagt Suter, die nach zwei Jahren an der Sportmittelschule in Engelberg nun in einem Hotel in Schwyz ein Praktikum absolviert. In den Trainings bilden diese beiden Disziplinen den Schwerpunkt. Wertvolle Tipps erhält sie manchmal von den weltcuperprobten Schwyzerinnen wie Nadja Kamer oder Fabienne Suter. Mit Fabienne Suter ist Corinne Suter übrigens nicht verwandt, auch nicht mit Jasmina Suter, die ebenfalls an der Junioren-WM teilnehmen kann (siehe linke Spalte).

Vorerst gilt ihre Konzentration aber völlig der Junioren-WM in Kanada. Bereits zum dritten Mal ist sie an diesem Grossanlass dabei und freut sich riesig darauf. «Eine Junioren-WM ist ein ganz spezielles Erlebnis. Alles ist viel grösser als bei Europacuprennen», weiss die Schwyzerin aus Erfahrung. Es habe viel mehr Zuschauer am Pistenrand, das Medieninteresse sei grösser, und die Frauen seien nicht unter sich, wie bei den meisten Rennen. Die Männer-Teams seien auch da. Besondere Highlights sind für Suter jeweils die Eröffnungs- und die Schlussfeier sowie die Startnummernauslosungen. Etwas, was es bei Europacup-Veranstaltungen selten gibt.

Kombi-Bronze war kleiner Trost

Die WM in Québec soll das grosse Pech vom vergangenen Jahr in den Schatten stellen. «Das war bitter», erinnert sich die 18-Jährige an ihren 4. WM-Rang im Super-G. Besonders bitter, weil mit Startnummer 45 die Norwegerin Annie Winquist die schneller werdende Piste nutzte und völlig überraschend Weltmeisterin wurde. «Ich dachte schon, dass ich Dritte bin. Und dann kam doch noch eine Fahrerin ...» Trösten durfte sich Suter mit Bronze in der Kombination. «Es war ein schönes Gefühl, aber lieber hätte ich in einer einzelnen Disziplin eine Medaille gewonnen», sagt Suter. Die Kombinationswertung, die sich aus den Resultaten von Slalom, Riesenslalom und Abfahrt ergibt, sei nicht dasselbe, wie die Einzeldisziplinen, so die Begründung der jungen Schwyzerin.

Schon morgen Donnerstag könnte Corinne Suter die ersehnte WM-Medaille in einer Einzeldisziplin um den Hals gehängt bekommen, der Riesenslalom steht auf dem Programm (siehe Kasten). Das Nachwuchstalent gibt sich vor dem ersten WM-Start kämpferisch: «Was letztes Jahr war, ist vorbei. Ich greife neu an und gebe alles.» An der Einstellung und dem Talent wird das Vorhaben Medaillengewinn von Corinne Suter nicht scheitern. Sind auch noch die Hundertstel auf Seiten der Schwyzerin, steht ihrer zweiten WM-Medaille bei den Juniorinnen nichts mehr im Weg.

Das sind die Zentralschweizer Hoffnungen

AUFGEBOT mvf. Swiss-Ski hat ein 16-köpfiges Team, je acht Juniorinnen und Junioren, für die Weltmeisterschaften in Québec (Ka) nominiert. Sechs von ihnen standen auch an der WM in Schladming für die Schweiz im Einsatz. Vergangenen Sonntag ist das Gros der Schweizer Delegation nach Übersee geflogen. Aus Zentralschweizer Sicht kämpfen in Kanada nebst Corinne Suter zwei weitere Schwyzerinnen, zwei Obwaldnerinnen und zwei Nidwaldner um WM-Medaillen. Es sind dies:

Michelle Gisin (19): Die Slalomspezialistin hat in dieser Saison ihre ersten Weltcuprennen bestritten und mit dem 9. Rang in Flachau aufhorchen lassen. Dies brachte der Engelbergerin die Nominierung für die WM in Schladming ein, wo sie 26. wurde. Gisin zählt bei ihrer ersten Junioren-WM-Teilnahme im Slalom zu den Medaillenkandidatinnen.

Wendy Holdener (19): Die talentierte Technikerin aus Unteriberg ist wohl die grösste Schweizer Medaillenhoffnung. Im Weltcup fuhr sie im Slalom regelmässig in die Top 15. An der WM in Schladming war sie hinter Weltmeisterin Mikaela Shiffrin die zweitbeste Fahrerin, die noch im Juniorenalter ist. Auch im Riesenslalom kann sie in die Top 3 fahren.

Priska Nufer (21): Viermal trat die Alpnacherin schon an einer Junioren-WM an und ist damit die routinierteste Schweizerin. Die WM in Kanada ist für sie die letzte Gelegenheit, um sich Edelmetall auf der Juniorenstufe zu sichern. Vor zwei Jahren verpasste sie dies in Abfahrt und Super-G nur knapp.

Jasmina Suter (17): Die C-Kader-Fahrerin vom Skiclub Stoos ist die jüngste Schweizer Teilnehmerin. An der Junioren-WM im vergangenen Jahr konnte sie erste Erfahrungen sammeln. Heuer hat die Schwyzerin sich mit guten Resultaten in FIS-Rennen für das WM-Team empfohlen. Einen Spitzenplatz darf man nicht erwarten.

Bernhard Niederberger (19): In Adelboden beim Weltcup-Slalom schnupperte der Beckenrieder zum ersten Mal Luft bei den ganz Grossen. Die Ambiance an der Junioren-WM kennt er schon gut, in den vergangenen beiden Jahren gehörte Niederberger zum Schweizer Kader. Am ehesten ist ihm im Slalom ein gutes Resultat zuzutrauen.

Reto Schmidiger (20): Die Junioren-WM und Reto Schmidiger – das passt zusammen. Im Slalom wurde er 2010 und 2011 Weltmeister, im vergangenen Jahr sicherte er sich in seiner stärksten Disziplin Bronze. Zudem gewann er 2011 Kombinations-Gold. Ohne Frage, der Hergiswiler hat das Zeugs, zum vierten Mal eine Slalom-Medaille zu gewinnen.

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