Der Sieg- und Rekordsprung von Peter Prevc war der letzte auf der alten Titlis-Schanze. Mit dem Umbau wird der Charakter der Sprunganlage verändert.
Peter Prevc (23) egalisierte mit dem letzten Sprung in Engelberg den Schanzenrekord des Norwegers Sigurd Pettersen aus dem Jahr 2008 im Continental-Cup. 142 Meter flog der Slowene Prevc auf der Titlis-Schanze. Zum fix geplanten Umbau der Engelberger Sprunganlage im Frühling meinte er: «Mir macht es nichts aus, dass hier nächstes Jahr vieles neu sein wird. Ich werde auf der alten Schanze für immer der Rekordhalter im Weltcup bleiben. Gleichzeitig habe ich in Zukunft die Chance, auf der neuen Schanze die Bestmarke zu setzen.» Prevc strotzte nach seinem Doppelsieg in Engelberg vor Selbstvertrauen. Der gestrige Zweite Michael Hayboeck (24) aus Österreich dagegen würde es bevorzugen, wenn das meiste beim Alten bleiben würde. «Ich wäre froh, wenn der Charakter der Schanze erhalten bleiben könnte.»
Hayboeck formulierte damit einen Wunsch, der in der Realität nicht umsetzbar ist. Wenn im April 2016 die Bagger auffahren, dann wird es deutliche Veränderungen an der jetzigen Anlage geben. Die neue Titlis-Schanze wird vier bis fünf Meter näher am Berg sein. Dadurch verändert sich der Radius des Anlaufs markant. Engelbergs OK-Vizepräsident Frédéric Füssenich sagte nicht ohne Stolz: «Wir bekommen den steilsten Anlauf im Weltcup.»
Die künftige Anlaufspur ist von der neusten Generation: ein Hightech-Produkt, das selbst bei sommerlichen Temperaturen eine eisige Spur produzieren könnte. Schade sei das für die einheimischen Spezialisten, die teilweise seit über 30 Jahren mit viel Fleiss ihr Wissen für eine optimale Spur der Springer eingesetzt haben. Denn die neue Anlage wird weit weniger Manpower benötigen und stattdessen grösstenteils per Knopfdruck zu bedienen sein.
Mit dem steileren Anlaufradius braucht es einen neuen Schanzentisch. Die gross gewachsenen Athleten wie Severin Freund und Gregor Deschwanden, die beide 1,85 Meter gross sind, dürfen auf einen längeren Tisch hoffen. Beide sagten im Vorfeld des diesjährigen Weltcups, dass ihnen der Absprung grosse Mühe bereite. Weltmeister Freund aus Deutschland findet, «dass der Engelberger Schanzentisch beim Anlauf regelrecht auf mich zukommt. Es ist nicht das, was wir Springer eigentlich wollen.» Der am Wochenende sehr enttäuschte Horwer Deschwanden meinte nach seinem letzten Sprung: «Ich habe mich mit dem neuen Projekt noch nicht befassen können, aber die Schlussfolgerung müsste eigentlich sein, dass der Tisch verlängert wird.» Er zeigte sich erleichtert über den bevorstehenden Umbau. «Auf der alten Schanze habe ich mich auch nach über 80 Sprüngen nicht zurechtgefunden. Vielleicht kommt mir die neue Titlis-Schanze entgegen, und ich kann mich den Leuten beim Heimspringen künftig positiver präsentieren.»
Im Schnitt dürften die Sprünge bis zu sechs Meter länger werden. «Aber Skispringen bedeutet nicht bloss Rekorde aufzustellen», erklärte Medienchef Peter Schmidli. Die besten Athleten würden ihre Flüge bewusst abbrechen – bevor sie gefährlich in der Fläche landen.
Total 3 Millionen Franken kostet die Sanierung. Dazu gehört auch eine verstärkte Flutlichtanlage, mit der TV-Übertragungen in der Nacht möglich sind. Das Samstagsspringen in einem Jahr soll bis um 19 Uhr dauern. Damit sollen total 1,2 Millionen Fernsehzuschauer dazugewonnen werden.